Der US-Dollar braucht die Fed

Der US-Dollar hat im ersten Quartal ein Lebenszeichen von sich gegeben. Gegenüber dem Franken ist sein Wert von 0.88 auf 0.94 gestiegen. Er konnte damit einen Teil seiner im letzten Jahr erlittenen Abwertung aufholen.

Parallel zur Aufwertung des US-Dollars stieg die Rendite der 10-jährigen US-Treasury Note von 0.90% auf 1.70%. Der Anstieg der US-Zinsen und die Hausse des Greenbacks hatten den gleichen Hintergrund. Die vom neuen Präsidenten Biden lancierten Ausgabenprogramme lösten eine Diskussion über ein Überhitzen der US-Konjunktur aus.

In der Folge würde die Inflation ansteigen und die Fed ist gezwungen, ihre Zinsen rascher zu erhöhen als dies zuvor erwartet wurde.

Im April ist dem Dollar jedoch die Luft ausgegangen und er musste einen Teil des Wertzuwachses wieder preisgeben. Aktuell wird er zwischen 0.91 und 0.92 Franken gehandelt. Gleichzeitig hat der Anstieg der Zinsen eine Pause eingelegt. Um die Inflationsbefürchtungen ist es ruhig geworden, obschon die Inflationsrate im März von 1.7% auf 2.6% gesprungen ist. Die höheren Preise sind in erster Linie auf den höheren Erdölpreis zurückzuführen und werden daher von der Fed als vorübergehend beurteilt. Die Kernrate der Inflation ohne die stark schwanken- den Energie- und Nahrungsmittelpreise liegt mit 1.6% zudem deutlich unter dem Zielwert der Fed von 2%.

US Hilfsprogramme wirken

Das Corona-Hilfspaket von Joe Biden im Umfang von 1’900 Mrd. US-Dollar ist beschlossen und die Gelder beginnen zu fliessen. Im der Wahrnehmung der Finanzmärkte ist es aber durch das zweite Programm zur Erneuerung der Infrastruktur abgelöst worden. Dieses umfasst Ausgaben von 2’250 Mrd. US- Dollar über die nächsten zehn Jahre. Da wie in den USA üblich zusätzlich zu den Infrastrukturvorhaben noch andere Wunschvorhaben der Demokraten wie die Subventionierung der Ausbildung und die Unterstützung älterer Personen eingebaut wurden, hat das Programm in der aktuellen Fassung keine Chance, vom Kongress bewilligt zu werden.

Die Gelder der Fed und des Treasury werden ihre Wirkung auf die US-Wirtschaft entfalten. Die Fed rechnet in diesem Jahr mit einem BIP-Wachstum von 6.5%. Die US-Wirtschaft würde damit so stark wachsen wie seit 1984 nicht mehr. Bei der Arbeitslosenrate erwartet die Fed bis Ende Jahr einen Rückgang von aktuell 6.0% auf 4.5%. Im nächsten Jahr sollte die Arbeitslosigkeit unter 4.0% sinken und damit praktisch wieder das Niveau vor der Corona-Pandemie erreicht haben.

Anpassung US Geldpolitik nicht vor 2022

Die Fed wird bei ihrer Geldpolitik der starken Erholung der Wirtschaft Rechnung tragen. Bevor eine Anhebung der Zinsen ein Thema wird, wird sie zuerst ihre monatlichen Käufe von Anleihen von aktuell 120 Mrd. US-Dollar zurückfahren und später ganz stoppen. Ich gehe davon aus, dass dies im nächsten Jahr geschehen wird. Entsprechende Andeutungen hat Fed-Präsident Powell bereits gemacht. An den Finanzmärkten wird das sogenannte „Tapering“ aber bereits früher ein Thema werden.

Nach den Sommerferien wird die Diskussion über den Zeitpunkt der ersten Kürzung des Kaufprogramms an Stärke zunehmen. Dadurch wird Druck nach oben auf die längeren Kapitalmarktzinsen wieder stärker, was letztendlich auch dem US-Dollar wieder mehr Fantasie verleihen wird. Wir erwarten, dass der Dollar gegenüber dem Franken im Jahresverlauf deshalb noch etwas stärker werden kann, auch über das Niveau von Ende März hinaus. Die Parität wird er aber nicht erreichen.

 

Titelbild: Paul Brady Photography – shutterstock.com

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Mehr zu Dr. Thomas Stucki

Dr. Thomas Stucki ist CIO der St.Galler Kantonalbank. Herr Stucki hat einen Abschluss mit Doktorat in Volkswirtschaft von der Universität Bern und ist CFA Charterholder. Er führt bei der St.Galler Kantonalbank das Investment Center mit rund 30 Mitarbeitenden. Er ist verantwortlich für die Verwaltung von Kundenmandaten und Anlagefonds im Umfang von CHF 4,4 Milliarden. Zuvor war er als Leiter Asset Management der Schweizerischen Nationalbank verantwortlich für die Verwaltung der Devisenreserven.

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