Steigende Nervosität an der Börse – Was steckt dahinter?
VON Dr. Thomas Stucki Finanzen News
Der S&P500 hat im September bisher an sechs Handelstagen mit einem Tagesverlust von mehr als 1% geschlossen. Der grösste Tagesverlust war 3.5%. Der S&P500 hat im September aber auch an fünf Handelstagen mit einem Tagesgewinn von mehr als 1% geschlossen.
Insgesamt ist er aktuell 6% tiefer als zu Beginn des Monats, was vor allem mit der Korrektur bei den Technologieaktien zu tun hat. Diese waren im Juli und im August stark gestiegen. Beim Swiss Performance Index stehen im September drei sehr schlechte zwei sehr guten Handelstagen gegenüber.
Die Kursverluste und Kursgewinne haben sich in diesem Monat bisher ausgeglichen. Solche Kursschwankungen sind nicht dramatisch und gehören zu den Aktienmärkten. Dass sich die starken Rückschläge auch innerhalb des Tages mehren, zeigt aber die zunehmende Nervosität der Anleger. Es gibt ein paar Argumente, die diesen Stimmungswandel verständlich machen.
Da sind zum einen die wieder stark steigenden Corona-Ansteckungen in Europa, die Leuten daran erinnern, dass die Pandemie noch lange nicht ausgestanden ist. Die wieder zunehmenden Einschränkungen lassen die Erinnerung an den Lock- down aufleben. Obwohl sich die Massnahmen bisher auf regionaler Ebene ab- spielen, machen sie eine vorausschauende Planung schwierig. Offensichtlich wird dies für die Reisetätigkeit, welche aufgrund der ständig wechselnden Quarantänelisten und Einreisesperren zu einer Fahrt ins Ungewisse geworden ist. Der private Konsum hat sich bisher als widerstands- und anpassungsfähig gezeigt und bleibt stabil. Gift ist die fehlende Planungssicherheit aber für die Investitionen, die meistens für ein paar Monate zurückgestellt werden können.
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Konjunkturelle Erholung
Die Wirtschaft hat sich nach dem Lockdown überraschend rasch und stark erholt. Der Nachholeffekt ist nun aber vorbei und die nächsten Monate werden zeigen, ob der konjunkturelle Erholungspfad nachhaltig ist und die hohen Bewertungen der Aktien gerechtfertigt sind. Die Kurse nehmen auf dem aktuellen Niveau eine Fortsetzung der Erholung und eine deutliche Erhöhung der Unternehmensgewinne im nächsten Jahr bereits voraus. Ein zusätzlicher Belastungsfaktor wird in den nächsten Wochen die Präsidentschaftswahl in den USA sein. Je näher der Termin rückt, desto aggressiver wird Donald Trump auftreten.
Seine Bemühungen, die Fairness der Wahl zu diskreditieren, schüren die Angst vor chaotischen Zuständen und einer Verfassungskrise. Die Wahl einer neuen Richterin am Supreme Court blockiert zudem das Parlament und verhindert notwendige zusätzliche Hilfspakete zur Stützung der US-Wirtschaft.
Es gibt aber auch Argumente, die die Anleger positiv in die Zukunft blicken lassen. Deshalb haben sich die Aktienmärkte nach den Rückschlägen jeweils rasch gefangen und die Verluste korrigiert. Medizinisch und wirtschaftspolitisch hat man seit dem März viel dazugelernt. Das Virus hat dadurch einen Teil seiner Bedrohung verloren und wird heute realistischer beurteilt und behandelt. Am klarsten zeigt sich das daran, dass die Massnahmen gegen Ausbreitungsherde regional und nicht mehr flächendeckend umgesetzt werden. Auch wenn ein Impfstoff erst im nächsten Jahr verbreitet eingesetzt werden kann, wird die Normalität langsam aber sicher zurückkehren.
Anhaltender Anlagedruck
Die wirtschaftliche Erholung wird sich 2021 daher fortsetzen und die Gewinne der Firmen werden zunehmen. Die Aussicht auf noch jahrelang sehr tiefe Zinsen lässt auch die Bewertungen der Aktien zudem anders aussehen. Trotz den hohen P/E ist die Risikoprämie der Aktien gegenüber den Obligationen immer noch ansprechend. Der Druck für viele Anleger, auf der Suche nach Rendite in riskantere Anlagen, beispielsweise Aktien, zu investieren, wird anhalten.
Die Nervosität an der Börse steigt und wird auch in den nächsten Wochen immer wieder zu grösseren Kursrückgängen führen. Diese können genutzt werden, um sein Aktienportfolio aufzustocken, sofern man seine Aktienquote noch nicht gefüllt hat oder im Frühjahr ausgestiegen ist. Die hier aufgeführten negativen Argumente werden im nächsten Jahr an Bedeutung verlieren, während die positiven Argumente stärker zu wirken beginnen.
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