Steht den Aktien ein neues goldenes Jahrzehnt bevor?

Zwischen 2010 und 2019 stieg der Swiss Performance Index um 128% oder durchschnittlich 8% pro Jahr. Dabei wurde die erste Erholung der Kurse nach dem Taucher in der Finanzkrise noch nicht berücksichtigt.

Verschiedentlich gab es deutliche Kursrückschläge wie im Sommer 2011, im Frühjahr 2016 oder im vierten Quartal 2018. Dennoch war es eine der längsten Boomphasen der Börsengeschichte. Unterstützt wurde sie durch eine wirtschaftliche Wachstumsperiode, die länger dauerte als in früheren Zyklen.

In der aktuellen Corona-Rezession sind einige Zeichen erkennbar, die darauf hindeuten, dass der wirtschaftliche Erholungspfad ähnlich aussehen könnte wie nach der Finanzkrise. Die tiefen Verwerfungen und die Narben, die die Corona-Krise in der wirtschaftlichen Struktur hinterlassen wird, kommen langsam zum Vorschein. Während des Lockdowns wurden die Probleme mit staatlichen Geldern überbrückt. Nun zeigt sich, dass die Nachfrage in vielen Sektoren nur langsam zurückkehrt. Zunehmende Meldungen über Konkurse und den Abbau von Personal sind die unweigerliche Folge.

In den USA steigen die Neuanträge für die Arbeitslosenversicherung wieder an. Diesmal sind es nicht vorübergehende Schliessungen von Restaurants und Läden im Lockdown, sondern die Opfer der Rezession.

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Anhaltend tiefe Zinsen

Die Rezession durch Corona ist ähnlich tiefgreifend wie nach der Finanzkrise und wird strukturelle Veränderungen in der Wirtschaft auslösen. Das bedeutet, dass es lange dauern wird, bis die Trümmer beseitigt sind. Das bedeutet auch, dass die nun aufgebauten Kapazitätsreserven in der Wirtschaft nur langsam ausgeschöpft werden und die Arbeitslosenrate nur langsam sinkt. Die Wirtschaft wird in den nächsten Jahren keinen Boom mit Wachstumsraten von 4% in den USA oder von 3% in der Schweiz erleben. Vielmehr wird sich die Wirtschaft über die Jahre kontinuierlich erholen, was den Vorteil hat, dass es lange dauern wird, bis die Kapazitätsreserven knapp werden.

Der fehlende sprunghafte Anstieg der Nachfrage und die vorhandenen Kapazitätsreserven werden die Inflationsraten tief halten. Dies wird es den Zentralbanken erlauben, während mehreren Jahren an ihrer expansiven Geldpolitik festzuhalten. Die Fed wird ihre Zinsen erst erhöhen, wenn die Arbeitslosenrate gegen 5% absinkt. Nach den Erfahrungen aus der Finanzkrise kann das fünf bis sechs Jahre dauern. Damit werden auch in Europa und der Schweiz die Zinsen tief bleiben. Auf der Suche nach Rendite wird der Druck in Richtung Aktien für viele Anleger noch stärker werden.

Restruktutierungen stützen Margen

Die Unternehmen nutzen die Corona-Rezession, um ihre Strukturen anzupassen und zu entschlacken, wie sie das während der Finanzkrise auch gemacht haben. Das verbessert ihre Marge. Beim Einsetzen der wirtschaftlichen Erholung werden die Gewinne der Unternehmen daher rasch und überproportional ansteigen, wie das 2010 und 2011 der Fall war.

Ein lang anhaltendes Wirtschaftswachstum, tiefe Zinsen und steigende Unternehmensgewinne sind ein gutes Umfeld für höhere Aktienkurse. Ob es wieder durchschnittlich 8% pro Jahr über zehn Jahre sein werden, werden wir sehen. Die Ausgangslage dafür ist aber nicht schlecht. Die Anleger werden um ein gut diversifiziertes Aktienportfolio nicht herumkommen, wenn sie in den nächsten Jahren etwas verdienen wollen. Es lohnt sich, dieses frühzeitig aufzubauen. Da die Corona-Epidemie noch nicht vorbei ist und in den nächsten Monaten wirtschaftliche Rückschläge möglich sind, empfehle ich einen gestaffelten Aufbau über die nächsten sechs bis zwölf Monate.

 

Titelbild: katjen – shutterstock.com

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Mehr zu Dr. Thomas Stucki

Dr. Thomas Stucki ist CIO der St.Galler Kantonalbank. Herr Stucki hat einen Abschluss mit Doktorat in Volkswirtschaft von der Universität Bern und ist CFA Charterholder. Er führt bei der St.Galler Kantonalbank das Investment Center mit rund 30 Mitarbeitenden. Er ist verantwortlich für die Verwaltung von Kundenmandaten und Anlagefonds im Umfang von CHF 4,4 Milliarden. Zuvor war er als Leiter Asset Management der Schweizerischen Nationalbank verantwortlich für die Verwaltung der Devisenreserven.

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