10 "Tipps": So setzen Sie Ihr Projekt garantiert in den Sand

So geht Projektmanagement voll daneben.

Sie sind einem Projekt als Leiter(in) zugeteilt worden? Herzlichen Glückwunsch! Der Erfolg des Projekts hängt nun massgeblich an Ihnen.

Aber wieso eigentlich immer nach Erfolg trachten? Viele Manager vor Ihnen haben es vorgemacht: Versagen ist auch mal lustig! Wir zeigen Ihnen, wie. ACHTUNG: Ironie!

1. Projektziele nur beiläufig erwähnen

Projektziele sind in vielen Settings, v.a. in grösseren Unternehmen, von weiter oben festgelegt. Schade, denn die Zielformulierung ist die halbe Miete fürs Scheitern (siehe unten).

Nun denn, die Ziele sind Ihnen vorgegeben, und natürlich müssen Sie sie auch Ihren Mitarbeitern mitteilen (schade, sonst hätte sich hier bereits eine wunderbare Gelegenheit zur Sabotage ergeben). Aber Sie sind nicht machtlos! Erwähnen Sie die Ziele, aber bitte möglichst beiläufig, z.B. zwischen Tür und Angel, beim zufälligen Treffen in der Kaffeeküche, oder meinetwegen auch beim anberaumten Meeting. Vermeiden Sie auf jeden Fall, dass die Ziele jedem klar vor Augen sind und so eine motivierende Wirkung entfalten können. Die weiteren Punkte helfen bei diesem Vorhaben.

2. Nur Fernziele stecken

Ziele sind dann besonders motivierend, wenn ihr Erreichen zeitlich absehbar ist. Das wollen Sie als angehender Crash-Manager aber natürlich nicht. Deswegen: Bitte die Ziele in ihrer zeitlich möglichst fernsten Lesart kommunizieren! Handelt es sich z.B. um ein Zweijahres-Projekt, sollten Sie Ihren Mitarbeitern nur mitteilen (bitte dabei Punkt 1 beachten!), was am Ende der zwei Jahre stehen soll. Auf keinen Fall Etappenziele wie Quartals- oder gar Wochenziele festlegen oder mitteilen! Am Ende fangen die Leute noch an, zielgerichtet zu arbeiten.

3. Auf keinen Fall gut sichtbare Projektpläne

Einige unerfahrene Projektsaboteure beherzigen zwar die ersten beiden Punkte, fallen dann aber doch wieder dem Sirenengesang moderner Zeitplanungssysteme zum Opfer. Hach, sind sie nicht schön, diese grossen Projektplanungswände? Sowas sollten wir auch anschaffen…und, schwuppsdiwupps haben die Mitarbeiter plötzlich in maximal visualisierter Form den Projektverlauf vor Augen. Deutlicher kann man ihnen nicht kommunizieren, das eigentlich gar nicht mehr so viel Zeit vorhanden ist, dass seit einem halben Jahr keine Projektinventur mehr gemacht wurde und dass gar nicht klar ist, welcher Mitarbeiter wo steht. Mit gut sichtbaren Projektplänen sabotieren Sie Ihre ganze Sabotage!


Projektübersichten helfen dabei, dass sich jeder verorten und effektiv arbeiten kann.
Projektübersichten helfen dabei, dass sich jeder verorten und effektiv arbeiten kann. (Bild: NicoElNino / shutterstock)

4. Keine zentrale digitale Terminverwaltung

Eng verknüpft mit dem Thema „Projektpläne“ ist die Terminverwaltung. Hier müssen Sie aufpassen, denn mit digitalen Kalendern geht das heutzutage einfacher denn je. Sie müssen also Geschick aufwenden, um einen guten Zugriff aller Mitarbeiter auf alle Termine zu vermeiden. Ein digitaler Kalender lässt sich meist gar nicht vermeiden, also müssen Sie eher versuchen seinen Nutzen zu minimieren. Ein guter Anfang ist, die eigenen Termine dort nicht einzutragen, und den Kalender auch nie zu erwähnen (siehe auch Punkt 5). Falls Mitarbeiter doch einmal darauf aufmerksam machen, beherzigen Sie einfach Punkt 6.

5. Möglichst nicht kommunizieren

Selbst wenn Sie um Projektpläne und gemeinsame Kalender nicht herumkommen: Nichtkommunikation hilft immer. Denn informelle Kommunikation ist gewissermassen das „Lebenselixier“ von Projekten. Folgendes mentales Bild hilft dabei vielleicht: Sie sind die Sonne, die Mitarbeiter die Planeten, die sich wie Trabanten um die Sonne drehen. Und so wie die Sonne auch nie mit den Planeten reden muss, damit diese sich um sie drehen, kommunizieren auch Sie auch nur das Allernötigste. Vor allem Änderungen und Neuerungen müssen nicht mitgeteilt werden – die Mitarbeiter folgen Ihnen schon durch die natürliche Gravitation Ihrer Leitungsautorität. Und falls sich mal jemand über Ihre (Nicht-)Kommunikation beschwert, setzen Sie einfach ein überraschtes Gesicht auf und fragen: „Hatte ich Ihnen das noch nicht gesagt?“

6. Immer wieder vage Absichtserklärungen von sich geben

Gut zu den letzten beiden Punkten passt dieser hier. Es kann eben durchaus sein, dass Sie in Ihrem Team unverbesserlich disziplinierte und ambitionierte Mitarbeiter haben, die Ihnen ganz schön auf die Pelle rücken können. Diese können Sie zumindest eine Zeit lang dadurch abspeisen, dass Sie immer wieder vage Absichtserklärungen von sich geben, als Reaktion auf einen aufgedeckten Mangel oder aber auch prophylaktisch: „Wir sollten (wieder) (mehr)…“; „Es wäre schön, wenn…“. Damit erzeugen Sie ein schlechtes Gewissen bei den Mitarbeitern, ohne deren Produktivität in irgendeiner Weise zu erhöhen.

7. Ad hoc-Termine

Das alles soll natürlich nicht heissen, dass Sie nie konkret werden und Termine ansetzen. Nein, das gehört natürlich auch zur Toolbox eines Projektsaboteurs. Man muss nur wissen, wie, und zwar bitte „ad hoc“. Bedeutet: kurzfristig, gerne als impulsive Reaktion auf einen aufgedeckten Missstand. Wirkt sogar richtig überzeugend, wenn man zuvor ein paar Absichtserklärungs-Brotkrumen gesät hat: „Also ich habe ja schon lange gesagt, dass wir…sollten!“ Vielleicht etwa so: „Sie haben Recht, wir haben uns schon seit drei Monaten nicht mehr als Team getroffen. Dabei habe ich zwischendurch immer wieder gesagt, dass wir das tun sollten! Also, heute Nachmittag um 15.00 Uhr im Besprechungsraum!“ Bei Beschwerden weisen Sie einfach auf die Dringlichkeit der Sache hin. Und falls das nichts hilft, können Sie immer noch den Chef raushängen lassen. Dass die Mitarbeiter dadurch enorm gefrustet werden, bringt Sie Ihrem Ziel nur noch näher.


Regelmässige Kommunikation ist das Lebenselixir jedes Projekts
Regelmässige Kommunikation ist das Lebenselixir jedes Projekts. (Bild: Vizilla / shutterstock)

8. Das Dringliche die Agenda bestimmen lassen

Ach ja, Dringlichkeit ist des Crash-Managers bester Freund. Ist etwas objektiv dringlich, bedarf es keiner weiteren Überzeugung der Mitarbeiter, dass nun wirklich eine Ad hoc-Aktion dran ist. Wenn Sie die Punkte 1-6 angewandt haben, ergibt sich das fast wie von selbst. Ein weiterer grosser Vorteil der Dringlichkeits-Orientierung: Alles wirklich Wichtige (das oft nicht dringlich ist, wie z.B. Mitarbeitergespräche, Raum für Kreativität etc.) bleibt dabei auf der Strecke.

9. Bloss kein Tracking!

Haben Sie schon mal den Spruch gehört „Wer schreibt, der bleibt“? Den hat sich natürlich wieder so ein erfolgsversessener Fuzzy ausgedacht. Für Sie gilt: So wenig Dokumentation wie möglich! Keine Protokolle bei Treffen, kein Niederschreiben der erledigten Einzelaufgaben etc. So können Sie das verzerrte Bild, man sei ja eigentlich ganz gut unterwegs, ungestört aufrechterhalten – so lange, bis eben der der Karren gegen die Wand gefahren ist. Dann trifft Sie natürlich keine Schuld, es ist ja nichts nachweisbar!

10. Bloss keine interne Evaluation!

Oh, Ihre Firma hat interne Richtlinien für Projektdokumentation? Wie ekelhaft fortschrittlich! Diese bösartige Schikane können Sie aber gekonnt umschiffen. Lassen Sie ruhig dokumentieren. Wichtig ist einfach nur, dass nie eine Zwischenevaluation des Geleisteten stattfindet. Das harmoniert wunderbar mit den super-langfristigen Zielen von Punkt 2. Ohne Standortbestimmung siegt wiederum die menschliche Psychologie – ist ja eigentlich alles ganz OK, wir haben noch genug Zeit und Geld, und so weiter.

In diesem Sinne: Frohes Projektsabotieren!

 

Titelbild: VectorKnight / shutterstock

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