US-Präsident Trump: Welche Folgen gibt es für die Finanzmärkte?

Die Präsidentschaftswahlen in den USA endeten mit einer faustdicken Überraschung. Donald Trump wird 45. Präsident der USA. Im Vorfeld war bei einem solchen für unwahrscheinlich gehaltenen Ereignis mit heftigen Turbulenzen an den Finanzmärkten gerechnet worden.

Demgegenüber fiel die tatsächliche Reaktion erstaunlich gelassen aus. Was ist der Hintergrund dieser Entspanntheit? Zunächst einmal gilt: bis zur offiziellen Vereidung des neuen US-Präsidenten am 20. Januar 2017 wird nichts entschieden. Das heisst, ökonomisch passiert vorerst wenig.

Thomas Stucki, CIO der St. Galler Kantonalbank, meint zur weiteren Entwicklung „Viele Marktteilnehmer sind davon überzeugt, dass Trump wenige seiner Wahlversprechen so konsequent wahrmachen wird, wie er dies während der Kampagne versprach. Allerdings muss man sich bewusst sein, dass nicht nur Trump gewählt wurde, sondern die Republikaner auch über eine Mehrheit im Senat und im Repräsentantenhaus verfügen.

Was sind Trumps erste Schritte?

Trump wird im Januar 2017 als erstes versuchen, Obamas wichtigste Errungenschaften rückgängig zu machen. Sein Augenmerk liegt insbesondere auf dem Gesundheitsprogramm, auch Obamacare genannt. Gleichzeitig wird Trump seine Infrastrukturprojekte vorantreiben, um Arbeitsplätze zu schaffen. Bei beiden Vorhaben wird er auf wenig Widerstand in beiden Kammern stossen.

Schwieriger wird es mit den im Wahlkampf versprochenen Strafzöllen gegenüber China und Mexiko sowie mit der Aufkündung von Handelsverträgen wie dem Freihandelsabkommen mit Mexiko und Kanada. Hier wird er im Senat und Repräsentantenhaus auf gewichtigen Widerstand stossen und gemässigtere Positionen einnehmen müssen. Die Auswirkungen sind, ähnlich dem Brexit-Entscheid, stark von den Verhandlungen zwischen den politischen Akteuren abhängig und deshalb schwierig abzuschätzen.

Einflüsse auf Schweizer Wahrung und Wirtschaft

Der Einfluss auf die Schweiz zeigte sich in erster Linie über den Schweizer Franken und die Pharmawerte. Die SNB musste vermutlich am Morgen nach der Wahl eingreifen und den kurzfristig zur Stärke neigenden Schweizer Franken stabilisieren. Die Schweizer Pharmariesen profitierten von der Nichtwahl Clintons.

Inwieweit die von Trump geplante Abschottung der USA Schweizer Unternehmen betreffen wird, ist offen. Die USA ist für viele Schweizer Unternehmen ein sehr wichtiger Absatzmarkt. Allerdings wird sich erst in einigen Monaten oder sogar Jahren zeigen, inwiefern und in welcher Form diese geplante Abschottung überhaupt zustande kommt. Bevor nicht mehr Details bekannt sind, wird deshalb wenig passieren.

Was ist bei Anlagen zu tun?

  • Aktien: An den Aktienmärkten kam es, mit Ausnahme des SMIs, im Verlauf des Morgens kurzfristig zu Korrekturen. Allerdings kam die Entspannung an den Märkten schneller als erwartet. Kurzfristig wird die Wahl Trumps ökonomisch eher positive Auswirkungen zeigen, da er dank umfassenden Investitionen und Steuererleichterungen konjunkturstützende Massnahmen plant. Zudem ist die wirtschaftliche Situation weiterhin gut. Insgesamt wird sich aufgrund der Wahl Trumps das Umfeld für Aktien vorerst nicht stark ändern.
  • Obligationen: Obligationen mit guter Bonität spielen in der aktuellen Situation ihre Rolle als Stabilisator aus und sind deshalb zu behalten. Hier liegt das Risiko in erster Linie bei einer Zinserhöhung im Dezember. Steigenden Zinsen sind vor allem für längere Laufzeiten und tiefe Kreditqualitäten problematisch. Am Ausblick für die Zinsen hat sich aufgrund der Wahl Trumps nichts geändert.
  • Währungen: Sichere Häfen wie der Franken oder der Yen werden in nächster Zeit gesucht sein. Der US-Dollar wird trotz wahrscheinlicher Zinserhöhung im Dezember unter Abgabedruck kommen.
  • Rohstoffe: Gold wird gesucht bleiben, da die Unsicherheit zunehmen wird und der US-Dollar unter Druck bleibt.

Fazit und Ausblick

Kurzfristig wird die US-Wirtschaft von einer Wahl Trumps profitieren. Denn sein umfassendes Infrastrukturprogramm wird für Investitionen und Arbeitsplätze sorgen. Auch die geplanten Steuererleichterungen werden helfen.

Bei den mittelfristigen Auswirkungen ist entscheidend, wie weit Trump gemässigtere Töne anschlägt und auch ein fähiger Politiker und Diplomat ist. Kann er seine protektionistische Politik durchziehen? Wie wird er geopolitisch agieren und: wie wird sich das Verhältnis zu Europa, Russland und China entwickeln? Fragen, die entscheidend für die weitere Entwicklung der globalen Wirtschaft sind.

Aus heutiger Sicht lassen sich aber noch keine Antworten ableiten. Dies ist mit ein Grund für die vorerst entspannte Haltung der Märkte als erste Reaktion auf die Wahl.“

 

Artikel von: St. Galler Kantonalbank AG
Artikelbild: © Dragon Images – shutterstock.com

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