Renminbi – China setzt auf schwachen Kurs

Chinas Renminbi hat den Sprung von einer reinen Binnenwährung zu einem international anerkannten Zahlungsmittel längst geschafft. Seit kurzem gehört der Renminbi sogar offiziell zum Währungskorb des IWF, was ihn praktisch gleichrangig neben US-Dollar, Euro oder Yen stellt. Allerdings überzeugt er bislang nicht unbedingt durch Stärke. Im Gegenteil: der Renminbi schwächelt. Dr. Thomas Stucki, CIO der St. Galler Kantonalbank kommentiert dies wie folgt:

„Die Angst um eine wirtschaftliche Abschwächung in China hat im Sommer des letzten Jahres und zu Beginn dieses Jahres die Finanzmärkte durchgeschüttelt. Die Aktienkurse und die Rohstoffpreise wurden durch die Abwertung der chinesischen Währung in die Tiefe gerissen. Momentan ist es um China ruhig, die Aktienkurse haben sich erholt und auch die Rohstoffpreise haben wieder zugelegt. Was bleibt ist, dass der Renminbi immer schwächer wird.

Zweifel an den offiziellen Wirtschaftsdaten

Wie die wirtschaftliche Situation in China wirklich aussieht, ist für Aussenstehende schwierig zu beurteilen. Das BIP-Wachstum liegt bei 6.7% und hat sich stabilisiert. Ob den Angaben der chinesischen Behörden getraut werden kann, ist immer wieder Gegenstand von Zweifeln. Es scheint aber, dass es der Regierung gelungen ist, durch den Rückgriff auf alte Muster – sprich Investitionen in die Infrastruktur und Unterstützung der staatlichen Industriebetriebe – der Wirtschaft wieder positive Impulse zu geben. Dabei sollte durch den Umbau der Wirtschaft in Richtung mehr privatem Konsum das alte und nicht nachhaltige Muster durchbrochen werden.

Die Exportdaten enttäuschen, wobei diese im Vorjahresvergleich durch die Turbulenzen bei den Rohstoffpreisen schwierig zu interpretieren sind. Die viel beachteten Caixin Einkaufsmanagerindizes haben dagegen sowohl für die Industrie als auch für den Dienstleistungssektor in den letzten Monaten zugelegt. Die Devisenreserven haben sich seit dem März bei rund 3’200 Mrd. Dollar stabilisiert, nachdem sie in den achtzehn Monaten zuvor um 800 Mrd. Dollar gesunken sind.

Renminbi – kontinuierlicher Wertverlust

Die Abwertung erfolgt stufenweise, immer wieder gefolgt durch eine Periode stabiler Wechselkurse. Die chinesische Währung war bis 2005 an den Dollar gebunden. Seither orientiert sich die Peoples Bank of China an einem Währungskorb, der neben dem Dollar auch andere Währungen wie den Euro, den Yen oder den südkoreanischen Won umfasst. Wie die genaue Zusammensetzung dieses Korbes aussieht, ist nicht bekannt.

Zwar lässt die PBoC den Renminbi flexibler um den Referenzpreis schwanken, die Richtung wird aber mit grosser Sicherheit weiterhin durch die Zentralbank vorgegeben. Die aktuellen Abwertungsschritte sind nicht auf eine internationale Spekulation zurückzuführen. Im letzten Sommer und zu Beginn dieses Jahres, als Hedge Fonds auf eine Abwertung des Renminbi spekuliert haben, lag der Kurs des ausserhalb von Mainland China gehandelten und internationalen Investoren zugänglichen Offshore-Renminbis deutlich unter dem offiziellen Kurs. Dies ist zurzeit nicht der Fall.

China folgt anderen Ländern

Die Abschwächung des Renminbi wird in China sicher nicht ungern gesehen oder gar aktiv gesteuert. Sie erhöht die Wettbewerbsfähigkeit der chinesischen Wirtschaft, indem die Exporte billiger und die Importe teuer werden. Ein Mittel, auf das seit der Finanzkrise schon viele Länder zurückgegriffen haben. Es ist kein gutes Zeichen, dass auch China auf eine schwächere Währung setzt.“

 

Artikel von: St. Galler Kantonalbank
Artikelbild: © Keymetric – shutterstock.com

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