Schätzung: Landwirtschaftliche Gesamtrechnung 2016
Gegenüber dem Vorjahr ist das sektorale Einkommen der Schweizer Landwirtschaft in 2016 um 6,2 Prozent gestiegen. Damit liegt es über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre.
Diese Zunahme zeigt sich nach dem deutlichen Rückgang 2015. Das Jahr ist für den Ackerbau besonders schlecht; der Rückgang der Produktionskosten und die Verbesserung auf dem Schweine- und Rindviehmarkt beeinflussen hingegen das Gesamtergebnis positiv. Das sind die ersten Schätzungen, die auf der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung beruhen, die das Bundesamt für Statistik (BFS) erarbeitet.
Auf der Ertragsseite beläuft sich der Gesamtproduktionswert der Schweizer Landwirtschaft im Jahr
2016 auf 10,2 Milliarden Franken, was gegenüber 2015 eine Erhöhung von 0,9 Prozent (+90 Millionen
Franken) bedeutet. Daneben bezieht der Landwirtschaftssektor 2,9 Milliarden Franken an Staatsbeiträgen (hauptsächlich Direktzahlungen). Dies ist vergleichbar mit dem Niveau von 2015 (+0,2% oder +7 Millionen Franken).
Auf der Aufwandseite sinken die Produktionskosten um 0,8 Prozent (-81 Millionen Franken) auf schätzungsweise 10,1 Milliarden Franken. Der Saldo, das heisst das Einkommen des Landwirtschaftssektors, das hauptsächlich die Arbeit und das eingesetzte Kapital der Bauernfamilien entschädigt (Nettounternehmenseinkommen), wird somit für das Jahr 2016 auf 3,1 Milliarden Franken geschätzt. Dies entspricht einer Zunahme von 6,2 Prozent gegenüber 2015 (+178 Millionen Franken).
Einkommen pro Arbeitseinheit steigt nach Rückgang wieder
Das gesamte vom Landwirtschaftssektor im Jahr 2016 erzeugte Entgelt für die Arbeitnehmenden
(Löhne und Sozialbeiträge in der Höhe von 1,3 Milliarden Franken) und für die Selbstständigerwerbenden (Nettounternehmenseinkommen oder sektorales Einkommen in der Höhe von 3,1 Milliarden Franken) beträgt 4,3 Milliarden Franken. Dies entspricht einer Zunahme von 4,0 Prozent gegenüber 2015.
Der Rückgang der Anzahl Landwirtschaftsbetriebe setzt sich fort, mit einem Rückgang des landwirtschaftlichen Arbeitsvolumens um schätzungsweise 1,4 Prozent gegenüber 2015. Folglich steigt das Entgelt pro jährliche Arbeitseinheit 2016 um 5,6 Prozent, nachdem es 2015 gegenüber 2014 um 6,2 Prozent gesunken war.
Durchzogene Bilanz im Pflanzenbau
Der Produktionswert des Pflanzenbaus ist gegenüber 2015 stabil geblieben (4 Milliarden Franken +0,2%). Das Bild fällt trotzdem durchzogen aus. Der Kälteeinbruch und die starken Niederschläge zwischen Mai und Juni haben die Qualität und die Quantität im Ackerbau beeinträchtigt.
2016 ist ein schlechtes Getreidejahr mit geschätzten Ernten von unter 760’000 Tonnen. So schwache Ernten gab es zuletzt in den 1970er-Jahren. Nach 2013 und 2015 gibt es wiederum eine schwache, durch den trockenen Spätsommer noch verschlechterte Kartoffelernte.
Die erwarteten Zuckerrübenmengen sind tiefer als im Vorjahr, ebenso ihr durch den Einbruch des Zuckerpreises auf dem internationalen Markt zu erwartender Preis. Hingegen setzt der Gemüsebau sein langfristiges Wachstum fort, und es wird dieses Jahr gegenüber 2015 eine grössere Weintraubenernte erwartet.
Schweine- und Rindviehmarkt gleicht Milchpreiszerfall aus
2016 hat die tierische Produktion gegenüber 2015 um 1,5 Prozent auf einen geschätzten Betrag von 5 Milliarden Franken zugenommen. Der Rückgang des Schweineangebots Anfang 2016 führte zu einer Preissteigerung; die Preise sind im Sommer jedoch wieder gesunken. Da die Preise der Schlachtschweine jedoch höher bleiben als im Vorjahr, steigt der Wert der Schweineproduktion um 8,7 Prozent.
Schwierig bleiben hingegen die Bedingungen im Milchsektor, insbesondere aufgrund des tiefen Preisniveaus auf den internationalen Märkten, die durch eine globale Überproduktion aus dem Gleichgewicht geraten sind.
Der Wert der Milchproduktion ist damit unter der gleichzeitigen Wirkung des Rückgangs der Preise (-1,4%) und der Mengen (-0,3%) um 1,8 Prozent gesunken. Diese Situation hat zu einer Zunahme des Angebots an Grossschlachtvieh geführt. Da die Nachfrage verhalten bleibt, wird die Wertzunahme der Rindviehproduktion auf 2,7 Prozent geschätzt.
Weiterer Rückgang der Produktionskosten
Die Produktionskosten sind weiter gesunken und 2016 um 0,8 Prozent gegenüber 2015 zurückgegangen. Der Rückgang der Erdölpreise sowie der starke Schweizer Franken im Vergleich zum Euro tragen zu dieser Kostensenkung bei.
Der Preisindex sinkt bei den meisten Vorleistungsgütern sowie bei den Investitionen für Landmaschinen. Die Abschreibungen gehen weiter zurück. Langfristig trägt der Rückgang der Landwirtschaftsbetriebe zur Abnahme des landwirtschaftlichen Gebäudevolumens bei.
Staatsbeiträge als wichtiger Bestandteil des Einkommens
Die schrittweise Öffnung der Agrarmärkte in den 1990er-Jahren führte zur Einführung von
Direktzahlungen, die ab 1999 allgemein üblich wurden. Seither dienen die an die Landwirtschaftsbetriebe ausbezahlten Staatsbeiträge (Produktionssubventionen) hauptsächlich dazu, Leistungen von allgemeinem Interesse zu vergüten.
Nach ersten Schätzungen bleiben die Staatsbeiträge im Vergleich zum Vorjahr stabil. Mit 2,9 Milliarden Franken machen diese Beiträge über 22 Prozent der Gesamtressourcen des Schweizer Agrarsektors aus und bilden einen wichtigen Bestandteil des Landwirtschaftseinkommens.
Veränderungen in der Schweizer Landwirtschaft
Die Palette der Schweizer Landwirtschaftsprodukte hat sich seit Anfang der 1990er-Jahre
weiterentwickelt. Die Getreidepreise sind in den letzten Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit der Öffnung der Agrarmärkte um die Hälfte gesunken.
So ist der Geldwert des Ackerbaus (Getreide, Ölsaaten, Zuckerrüben, Kartoffeln) gegenüber den Spezialkulturen (Obst und Gemüse, Wein- und Gartenbau) gesunken. 1990 betrug er noch 12 Prozent des Werts der Gesamtproduktion gegenüber 17 Prozent bei den Spezialkulturen. Aktuell beträgt der Anteil des Ackerbaus nur noch 7 Prozent gegenüber 24 Prozent der Spezialkulturen.
Auch die Tierhaltung hat sich verändert. Zwar bleibt die Milch eines der Symbole der Schweizer Landwirtschaft, doch ihr Gesamtproduktionsanteil ist von 24 Prozent 1990 auf aktuell 21 Prozent zurückgegangen. Der Anteil der Schweine ist ebenfalls gesunken, und zwar von 12 auf 9 Prozent.
Nachdem der Anteil der Rindviehproduktion in den 1990er-Jahren zurückgegangen war, ist er wieder auf rund 13 Prozent gestiegen. Der Anteil der Geflügelwirtschaft (Mast und Eier) hat sich nahezu verdoppelt auf heute 5 Prozent.
Artikel von: Bundesamt für Statistik
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