Xorlab – Spin-off gegen Hackerangriffe

Mut kann man den Jungunternehmern von Xorlab nicht absprechen. Denn immerhin treten sie mit ihrer IT-Sicherheitslösung gegen die Grossen der Branche wie IBM, Intel Security oder Cisco an und machen ihnen die Innovationsführerschaft streitig.

Genau das wollen Antonio Barresi (CEO), Matthias Ganz (CTO) und Marco Nembrini (COO). Erst m Juli 2015 gegründet hat das ETH-Spin-off ein System entwickelt, das Hackerangriffe besser und günstiger vereiteln soll, als herkömmliche Lösungen.

Spezielle vorgeschaltete Hardware

„Cyberkriminelle passen ihr Verhalten ähnlich wie Einbrecher ständig an veränderte Umweltbedingungen an“, erklärt Antonio Barresi, CEO von Xorlab. „Das macht es so schwierig, ihr Eindringen in ein System zu detektieren.“ Die meisten herkömmlichen Systeme sind auf der Lauer nach Störgeräuschen innerhalb eines IT-Systems, die auf ein bösartiges Eindringen hinweisen.

Xorlab hingegen konzentriert sich auf die Detektion von gutartigem Verhalten in Applikationen. Und dies dermassen genau, dass plötzliche Störungen sofort auffallen. Dadurch können bösartige Dateien und Webseiten ausgemerzt werden, bevor sie die IT-Infrastruktur eines Unternehmens lahmlegen.

Die von Xorlab entwickelte Hardware, ein 31 Kilogramm schwerer Miniserver, wird vor die eigentliche Serverinfrastruktur eines Unternehmens geschaltet, um mögliche Hackerangriffe via E-Mails, PDFs, Word- oder Excel-Dokumenten sowie Websites abzufangen. Erkennt das Gerät zum Beispiel einen PDF-Anhang, der Software einschleusen will, um ein IT-Netzwerk auszuspionieren, wird der Anhang in einem vom Netzwerk abgekoppelten Bereich geöffnet und auf seine Schädlichkeit hin getestet. Erweist er sich als schädlich, wird er sofort ausgemerzt. 

Das Motiv für die Gründung

„Beim ersten Proof of concept vor einem Jahr konnten wir sämtliche, auf ein geschütztes System losgelassenen Angriffe detektieren – und dies bei Null Fehlermeldungen“, erzählt Barresi. Letzteres ist für Unternehmen sehr attraktiv, denn jede Fehlermeldung und unexakte Detektion führt zu hohen Mehrkosten. Ist die von Xorlab entwickelte Softwarelösung also eine Art heiliger Gral der Hackerbekämpfung? Barresi relativiert: „Unser Gerät ist eine wichtige Komponente in einer Gesamt-IT-Sicherheitsinfrastruktur. Aber wir können damit natürlich längst nicht alle Angriffe abdecken.“

„Wir hatten schlicht das Gefühl, dass wir auf etwas gestossen waren, dass in dieser Art noch niemand vor uns gemacht hat“, erklärt Barresi die Motivation zur Unternehmensgründung. Anfang des Jahres gewann das Unternehmen schliesslich den Start-up-Wettbewerb von Venture Kick und sicherte sich dadurch 130’000 Schweizerfranken Startkapital.

Praxistests in realem Umfeld

Xorlab könnte mit seinem Produkt bald offene Türen einrennen: Cyber-Attacken auf Unternehmen und Regierungen haben in den letzten Jahren massiv zugenommen. Der Deutsche Bundestag war davon betroffen, das US-Aussenministerium, die HSBC Bank und vor wenigen Monaten auch die Ruag. Oft entstehen dabei Millionenschäden. In einer Studie von Frost & Sullivan wurde der Markt für Security-Netzwerkanwendungen, wozu auch das System von Xorlab gehört, für das Jahr 2014 auf über 500 Millionen US Dollar beziffert. Bis 2019 soll er gar auf 3.5 Milliarden wachsen.

Ob Xorlab bald zum Partner von multinationalen Grossunternehmen und Regierungen sowie zum Liebling von Investoren wird, hängt nun von den ersten Versuchen in einem realen Arbeitsumfeld ab. Laut Barresi steht der Spin-off dafür aktuell mit Banken, Finanzinstituten und Institutionen aus dem Bildungsbereich in Kontakt. Und auch Swisscom hat kürzlich angekündigt, einen möglichen Pilotbetrieb mit Xorlab zu evaluieren.

 

Artikel von: ETH Zürich
Artikelbild: Symbolbild (© Victor Soares – shutterstock.com)

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