Verstösst Uber gegen britisches Arbeitsrecht?

Kein bezahlter Urlaub, kein Krankenstand und ein Hungerlohn: Die britische Gewerkschaft GMB geht gegen Uber UK vor Gericht. Das könnte den Fahrtendienstleister in Grossbritannien in ernsthafte Schwierigkeiten bringen.

GMB hat am 20. Juli zwei Musterfälle beim Central London Employment Tribunal eingereicht. Sie wirft dem umstrittenen Unternehmen vor, gegen britisches Arbeitsrecht zu verstossen, da es seine eigenen Fahrer als selbstständige Mitarbeiter und nicht als Angestellte behandle. Auf diese Weise könne ihnen Uber weniger bezahlen sowie jeglichen Anspruch auf bezahlten Urlaub oder Krankenstand verwehren, kritisiert die Gewerkschaft.

„Uber verwehrt grundlegende Arbeitsrechte“

„Uber ist ein multinationales Multimillionen-Dollar-Unternehmen, von dem wir glauben, dass es seinen Fahrern zu Unrecht fundamentale Rechte verweigert, die sicherstellen sollen, dass jeder Arbeiter zumindest einen bestimmten minimalen Lebensstandard geniessen kann“, erklärt Justin Bowden, National Secretary bei der GMB. Die Praxis, dass das Unternehmen seine Dienstleister lediglich als Selbständige klassifiziere, sei im Wesentlichen mit Betrug gleichzusetzen. „Dort, wo es Arbeitsrechte gibt, müssen sie auch eingehalten werden“, stellt Bowden klar.

„Uber verwehrt seinen Fahrern gegenwärtig die grundlegendsten aller Arbeiterrechte“, meint auch Annie Powell, Arbeitsrechtsexpertin in der Londoner Anwaltskanzlei Leigh Day, die die GMB im Zuge des Rechtsstreits um die beiden Präzedenzfälle unterstützt. Zur Verteidigung argumentiere die Firma einfach damit, dass sie ein IT-Unternehmen sei und kein Taxibetrieb. „Wir werden hingegen zeigen, dass Uber ein signifikantes Mass an Kontrolle über seine Fahrer ausübt, um seinen Service aufrecht erhalten zu können. Wenn man weiter so agieren will, muss man auch die Verantwortung gegenüber diesen Fahrern als Angestellte wahrnehmen“, so Powell.


Protest von Taxifahrern gegen die Verschiedenheit der Regulierung von Taxis und der Regulierung der Uber-Konkurrenz, in Portland, USA, 2015. (Bild: © Aaron Parecki – Wikimedia, CC BY 2.0)

Rechtstreit kann gravierende Folgen für Uber haben

Nach Auffassung der GMB steht Grossbritannien mit dem vorliegenden Rechtsstreit der „arbeitsrechtlich wichtigste Fall des Jahres“ bevor. Die zwei eingebrachten Musterfälle sollen nämlich auch Auswirkungen auf insgesamt 17 andere Fälle haben, die ähnliche Vorwürfe gegen Uber zum Inhalt haben.

„Die Entscheidung des Tribunals könnte gravierende Konsequenzen für mehr als 30‘000 Fahrer in London und in ganz England und Wales haben und auch andere Berufsgruppen betreffen. Das ist das erste Mal, dass sich dieses Unternehmen in Grossbritannien mit einer Klage bedroht sieht, weil es seine Mitarbeiter nicht rechtmässig behandelt“, betont die GMB die Bedeutung des Falls.

 

Artikel von: Pressetext-Redaktion
Artikelbild: © Tom Wang – shutterstock.com

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