Rauchen kann tödlich sein – Sitzen auch!

Wer kennt sie nicht, die Warnungen auf den Zigarettenschachteln, die vor Krebs, Raucherbein und dem frühen Tod warnen! Solche Hinweise sollten vielleicht auch künftig so manchen Büroarbeitsplatz zieren. Eine amerikanische Studie offenbart, dass das Sterberisiko bei überwiegend sitzend tätigen Menschen je nach Geschlecht um 20 bis 40 % höher liegt als bei Menschen, die weniger als drei Stunden am Tag sitzen.

Für Büroarbeiter eine Nachricht, die für Bewegung sorgen sollte. So empfehlen Mediziner, bei vorwiegend sitzender Tätigkeit zumindest für zwischenzeitliche Bewegung zu sorgen, um auf diese Weise einseitiger Haltung entgegenzuwirken und den Körper auch bei überwiegend sitzender Arbeit fit zu halten.

Sitzende werden schneller dick

Bekannt ist, dass Sitzarbeiter in aller Regel schneller dick werden als die bewegten Kollegen. Verantwortlich dafür ist in erster Linie der Bewegungsmangel, der mit dem langen Sitzen einhergeht. Dazu kommt eine Veränderung in der Gewichtung von Muskelgewebe im Körper. Bei sitzender Tätigkeit sind eine Menge Muskelgruppen nur passiv und entwickeln sich so allmählich zurück. Das bedeutet, dass durch weniger Muskelmasse und Bewegung letztlich auch weniger Kalorien verbrannt werden.

Durch den fortschreitenden Rückgang der Muskulatur wird letzten Endes auch das Stütz- und Bewegungssystem deutlich beeinträchtigt. Bekannt sind die chronischen Rückenschmerzen und Bandscheibenprobleme, die bei Vielsitzern immer wieder auftreten. Durch den Rückgang der Muskelstruktur wird auch die Wirbelsäule weniger gestützt und entlastet, was als Ursache für die gefürchteten Rückenschmerzen und deren Folgeerscheinungen angesehen werden kann.

Es tun sich jedoch noch weitere Probleme auf. So kommt es bei überwiegend sitzenden Menschen schnell zu Wasseransammlungen in den Beinen. Dieses Problem kann bis zur Lunge fortschreiten und stellt letztlich eine nicht zu vernachlässigende Gefährdung der Gesundheit dar.

Folgt man der amerikanischen Studie, dann steigt die Sterblichkeitsrate durch zu vieles Sitzen bei Männern etwa um 20 %, bei Frauen sogar um 40 %. Zahlen, die wirkliche Besorgnis hervorrufen dürften und nach Veränderung auch im Arbeitsalltag verlangen.


Es gibt jede Menge Berufe und Tätigkeiten, die traditionell im Sitzen ausgeführt werden. Und das oftmals über viele Stunden hinweg und ohne Pause. (Bild: Robert Kneschke / Shutterstock.com)
Es gibt jede Menge Berufe und Tätigkeiten, die traditionell im Sitzen ausgeführt werden. Und das oftmals über viele Stunden hinweg und ohne Pause. (Bild: Robert Kneschke – Shutterstock.com)

Wege aus der Sitzfalle

Es gibt jede Menge Berufe und Tätigkeiten, die traditionell im Sitzen ausgeführt werden. Und das oftmals über viele Stunden hinweg und ohne Pause. Bekannt sind die Büroarbeiter in den Verwaltungen, viele Freiberufler und natürlich auch Montagearbeiter und Berufskraftfahrer. In diesen Bereichen wird die Arbeit fast ausschliesslich im Sitzen ausgeführt, Bewegung gehört zur klaren Mangelerscheinung.

Vielfach können aber bei bislang sitzender Tätigkeit Veränderungen herbeigeführt werden. Die einfachste Form der Veränderung ist die regelmässige Unterbrechung der Sitzarbeit zugunsten einiger Minuten körperlicher Bewegung. So sollte spätestens nach einer Stunde des Sitzens ein mindestens 20-minütiger Abschnitt des Stehens oder Laufens folgen. In vielen Bereichen scheint das zunächst nicht zu funktionieren, allerdings geht auch hier Probieren vor dem Zweifeln.

Nicht selten lassen sich bestimmte Arbeiten auch an ein Stehpult verlagern. Sogar Computerarbeiten am Laptop sind in zahlreichen Fällen auch im Stehen möglich. Wer seinen Arbeitsplatz geschickt vernetzt, kann beispielsweise abwechselnd im Sitzen und im Stehen am Computer arbeiten. So kommt ein gewisser Ausgleich in die sonst ständig sitzende Tätigkeit und das Risiko für Erkrankungen geht signifikant zurück.

Wer sich nicht von sitzender zu stehender Arbeit entwickeln kann, sollte zumindest die Sitzposition regelmässig ändern. Viele schwören auf ergonomische, wirbelsäulengerechte Stühle und eine entsprechend unbequeme Sitzhaltung. Mediziner folgen nicht immer diesem Trend. Hier gilt, dass grundsätzlich immer die Sitzhaltung gerade die richtige ist, die dem Betreffenden am bequemsten erscheint. So kommt dann auch eine gewisse Bewegung auf den Stuhl und eine einseitige Belastung wird zumindest im Ansatz etwas entschärft. Lümmeln auf dem Bürostuhl ist demnach kein Zeichen einer schlechten Arbeitseinstellung, sondern vielmehr eine Möglichkeit, die Wirbelsäule und den Kreislauf zu entlasten.



Sport kann nur bedingt helfen

Viele Büroarbeiter sitzen dem Irrtum auf, dass mehr oder weniger Sport nach Feierabend oder am Wochenende die Probleme beseitigen könne, die durch das ständige Sitzen bei der Arbeit auftreten. Gelegentlicher oder selbst regelmässiger Sport kann aber die Probleme, die durch stundenlanges Sitzen am Stück verursacht werden, nicht kompensieren. Das wäre in etwa so, als wenn ein starker Raucher seine Probleme beheben würde, nur weil er während des Schlafens nicht raucht.

Wer also effektiv gegen die Sitzprobleme angehen will, kann das nicht mit gelegentlichem oder konzentriertem Sport tun. Entscheidend ist hier vielmehr eine Änderung der gesamten Umstände, die zur eigentlichen Problematik führen. So können während der Arbeitszeit verteilte gymnastische Übungen, der Wechsel von sitzender und stehender Tätigkeit und das Vermeiden langer Sitzetappen die einzig sinnvolle Lösung des Problems darstellen. Bei einer gut organisierten Arbeit sollte das sogar ohne Einbussen der Arbeitsintensität und Arbeitsmenge möglich sein. Nachgedacht werden darf sogar darüber, welche Tätigkeiten vielleicht sogar im Liegen möglich sind. Das funktioniert dann aber wohl nur in Bereichen ohne Publikumsverkehr.

Ich persönlich kann mich zumindest nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass mich mein Steuerberater künftig liegend berät, und die Gedanken über diesen Beitrag und die Recherche dazu wurden zugegebenermassen ausschliesslich im Sitzen erbracht. Zeit also, aufzustehen und den Körper in Bewegung zu bringen! Denn: Sitzen gefährdet die Gesundheit.

 

Artikelbild: © Andrey_Popov – Shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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