Loyalitätskonflikt bei Arbeitsplatzwechsel

Wer den Arbeitgeber wechselt, fühlt sich häufig gleich beiden Unternehmen verbunden. Dabei kämpft er härter gegen seine frühere Firma – es sei denn, Ex-Kollegen sind mit im Spiel.

Dieses Ergebnis fördert eine neue Studie der Universität München um Wirtschaftswissenschaftler Thorsten Grohsjean zutage.

Vom Sport auf die Wirtschaft

Der Forscher hat zusammen mit seinem Team anhand von Spielerwechseln in der amerikanischen Eishockeyliga untersucht, wie es sich auf die Leistungsbereitschaft auswirkt, wenn ehemalige Mannschaftskollegen auf einmal Konkurrenten sind. Dieser Ansatz wurde gewählt, da sich anhand von Daten aus den Spielen das Verhalten der abgeworbenen Spieler gut analysieren lässt: Wie oft greifen sie an, wenn ihre frühere Mannschaft auf einmal der Gegner ist? Und wie oft attackieren sie Spieler, die frühere Kollegen sind?

„Wir glauben, dass sich das Ergebnis auf die Wirtschaft übertragen lässt. Es gilt insbesondere für die Wissensarbeiter, die sich stark mit ihrem Unternehmen identifizieren und einen Einfluss darauf haben, wie das Unternehmen in der Öffentlichkeit dasteht, etwa in Werbeagenturen, Beratungsfirmen und Architekturbüros“, verdeutlicht Grohsjean. Die Identifikation mit dem Arbeitgeber wachse über die Zeit hinweg und lasse sich auch nach einem Jobwechsel nicht einfach abstellen – also das eigene Selbstverständnis in Hinblick auf das Unternehmen.

Loyal – aber wem gegenüber?

Laut den Ergebnissen bemühen sich Mitarbeiter gerade nach einem Jobwechsel darum, die Identifikation mit dem neuen Arbeitgeber zu stärken, und sind deswegen gerade gegenüber ihrer früheren Firma besonders wettbewerbsorientiert. Auf diese Weise lösten sie ihren Loyalitätskonflikt, denn im Grunde fühlten sie sich beiden Unternehmen verbunden. Nicht nur im Silicon Valley sei der Kampf um die besten Mitarbeiter hoch. Auch anderswo würden Unternehmen Mitarbeiter nicht selten von konkurrierenden Firmen abwerben.

„Sie versprechen sich davon vor allem neues Wissen und wertvolle Kontakte“, so Grohsjean. Ganz skrupellos verhalten sich die Jobwechsler jedoch nicht. Wenn sie mit früheren direkten Kollegen konkurrieren müssen, schränken sie ihre Wettbewerbsorientierung ein. „Mit Gewissensbissen hat das weniger zu tun, sondern mit einem Gefühl der Verbundenheit zu früheren Kollegen. Die Überlegung dahinter ist offenbar: Ich attackiere die Ex-Kollegen zwar weniger, aber das schadet nicht zwangsläufig der neuen Firma, wenn ich dafür unbekannte Mitarbeiter der alten Firma mehr angehe“, unterstreicht Grohsjean abschliessend.

 

Artikel von: pressetext.com
Artikelbild: © Peshkova – Shutterstock.com

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