b24-Wochenrückblick: seltsame Banken-Leaks

Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) ging es in dieser Woche zumindest indirekt wieder einmal um den „Grexit“ sowie um „Kommunikationsprobleme“, die kurzzeitig massive Folgen für den Euro hatten. Die Bank of England spielt dagegen Szenarien für den „Brexit“ durch und hatte ebenfalls unter einem Leak zu leiden.

Die Arbeitsmarktdaten des Bundesamts für Statistik (BfS) geben trotz des starken Frankens Anlass zu Optimismus. Grund für letzteren haben auch die Schweizer Fachhochschulabsolventen – eine aktuelle Studie zeigt, dass sich in den vergangenen zwei Jahren sowohl ihre Saläre als auch ihre Arbeitszufriedenheit verbessert haben. In Frankreich verpflichtet ein neues Gesetz zumindest Supermärkte dazu, mit Lebensmitteln sorgsam umzugehen.

Erwerbstätigenzahlen in der Schweiz steigen

Das BfS veröffentlichte in der vergangenen Woche neue Zahlen für den Schweizer Arbeitsmarkt. Demnach ist die Zahl der Erwerbstätigen im ersten Quartal 2015 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 2,8 Prozent gestiegen. Zum Quartalsende gingen in der Eidgenossenschaft 4,972 Millionen Menschen einer bezahlten Arbeit nach. Diese Zahlen belegen auch, dass es der Schweizer Wirtschaft gelungen ist, mehr Frauen und ausländische Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Die Zahl der erwerbstätigen Frauen ist um 4,1 Prozent gestiegen – gegenüber einem Zuwachs von 1,7 Prozent bei den Männern.

Das Plus bei den ausländischen Arbeitskräften betrug 4,5 Prozent, bei Arbeitnehmern mit Schweizer Pass belief es sich auf 2,1 Prozent. Die aktuelle Arbeitskräfteerhebung des BfS weist im Vergleich zum Vorjahr aus, dass die Erwerbslosenquote von 4,8 auf 4,4 Prozent zurückgegangen ist. Zum Vergleich: Zum Quartalsende waren 10,2 Prozent der EU-Bürger arbeitslos, vor einem Jahr waren es noch 11 Prozent gewesen. Allerdings ist in der Schweiz auch die Teilzeitarbeit weiter auf dem Vormarsch. 1,691 Millionen Arbeitnehmer waren nicht auf einer Vollzeitstelle tätig – 98´000 mehr als im vergangenen Jahr. 343’000 von ihnen würden ihr Arbeitspensum gern erhöhen.

Die Arbeitsmarktdaten des BfS beruhen auf der Definition der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), nach der Personen als erwerbslos gelten, die in den vergangenen vier Wochen aktiv auf Stellensuche waren und dem Arbeitsmarkt direkt zur Verfügung stehen.

80 % der FH-Absolventen sind mit ihrem Salär zufrieden

Die FH-Lohnstudie des Alumni-Dachverbandes der Fachhochschulen (FH) Schweiz wird alle zwei Jahre durchgeführt, die aktuellen Ergebnisse erschienen in der letzten Woche. Die Ergebnisse beruhen auf der Befragung von 10´000 Fachhochschulabsolventen, die inzwischen im Arbeitsleben stehen. Die Bandbreite der durchschnittlichen Bruttolöhne für Beschäftigte mit einem FH-Abschluss reicht demnach von 55´000 Franken für Mitarbeitende ohne Kaderfunktion bis zu 110´000 Franken für Angestellte auf einer Management-Position. Sowohl die tieferen als auch die oberen Saläre liegen höher als in der Vergangenheit.

Am besten schlagen sich FH-Absolventen der Fachrichtungen Wirtschaft und Dienstleistungen auf dem Arbeitsmarkt. Sie sind zu zwei Dritteln in Führungspositionen tätig und verdienen zwischen 106´600 und 156´000 Franken. Die Studie liefert auch ein Branchen-Ranking. Die höchsten Gehälter erzielen FH-Absolventen in den Bereichen Treuhand und Consulting. Auf den nächsten Rängen folgen Beschäftigte in der öffentlichen Verwaltung, in der Chemie- und Pharmabranche sowie im Finanzbereich. 80 Prozent der Befragten waren sowohl mit ihrer Tätigkeit als auch mit ihrem Gehalt zufrieden, in der vorangegangenen Erhebung waren es nur 55 Prozent gewesen.


80 % der Schweizer FH-Absolventen sind mit ihrem Salär zufrieden. (Bild: Pressmaster / Shutterstock.com)

Kündigte EZB-Präsident Draghi den „Grexit“ an?

EZB-Präsident Mario Draghi hat auf einem Treffen mit internationalen Zentralbankern im portugiesischen Sitra davor gewarnt, dass die strukturellen Unterschiede zwischen den Ländern der Euro-Zone perspektivisch die europäische Währungsunion bedrohen könnten. Grosse und noch anwachsende Divergenzen zwischen den Euro-Ländern könne sich die EU nicht leisten, da sie der Tendenz nach Explosivkraft bergen. Draghi brachte in diesem Zusammenhang auch unterschiedliche Arbeits- und Sozialstandards sowie verschiedene Auffassungen zu einer Haushaltspolitik zur Sprache, die Stabilität und Wachstum garantiert. Auf den aktuellen Status Griechenlands nahm Draghi in seiner Rede nicht Bezug – gefragt werden darf allerdings durchaus, ob es dabei auch um eine indirekte Ankündigung des „Grexits“ ging.

Am 5. Juni 2015 muss Athen an den Internationalen Währungsfonds (IWF) eine weitere Schuldentranche in Höhe von 1,5 Milliarden Euro zahlen. Ob das fast bankrotte Land diesen Betrag noch aufbringt, ist mehr als fraglich. Nikos Vilis, der Sprecher der Regierungsfraktion im griechischen Parlament, drohte am Mittwoch dieser Woche damit, dass Athen diese Zahlung nicht mehr leisten würde, wenn bis dahin keine Vereinbarung zur Freigabe weiterer Hilfsgelder zustande kommt. Aus Sicht des IWF und der europäischen Institutionen sollen die Verhandlungen Ende dieses Monats abgeschlossen sein. Eine Zahlungsverweigerung wäre identisch mit dem offiziellen Staatsbankrott. Ab dann stünde auch der Verbleib der Griechen in der Euro-Zone ernsthaft zur Debatte.

Banken-Leak I: „Brexit“-Planspiele der Bank of England gelangen an die Presse

Ärger droht der Europäischen Union bis auf weiteres auch aus Grossbritannien. Nach dem Wahlsieg David Camerons soll möglicherweise schon 2016 ein Referendum über die EU-Mitgliedschaft des Landes folgen. Die britische Notenbank hält den EU-Austritt offenbar für so wahrscheinlich, dass sie sich in Planspielen auf ein solches Szenario vorbereitet. Details daraus wurden in der vergangenen Woche per E-Mail – eigentlich vertraulich – an vier Vorstandsmitglieder des britischen „Guardian“ geschickt. Durch ein Versehen des Pressesprechers der Bank sind sie jedoch auch an die Redaktion gelangt. Details zu den „Brexit“-Szenarien der Bank of England hat die Zeitung zwar nicht berichtet – wohl aber, dass die Empfänger der Mail darin aufgefordert wurden, sich zu dem Projekt allenfalls „ausweichend“ zu äussern. Zentralbank-Chef Mark Carney hatte den Briten erst vor kurzer Zeit in Bezug auf sein Institut mehr Transparenz versprochen.

Banken-Leak II: Darum fiel der Euro plötzlich

Ein weiteres Leak in der Welt der Zentralbanken gab der Schweizer Wirtschaft dagegen zumindest temporär Grund zur Freude. Am Montagabend hatte das französische EZB-Ratsmitglied Benoit Ceuré im Rahmen eines Dinners mit Investmentbankern angekündigt, dass möglicherweise ein Teil der für Juli und August geplanten Anleihenkäufe auf Mai und Juni vorgezogen werde. Der Grund liegt darin, dass der Anleihenmarkt in den Sommermonaten traditionell eher inaktiv ist und die EZB Schwierigkeiten fürchtet, für ihr Ankauf-Volumen in Höhe von 60 Milliarden Euro monatlich nicht genügend geeignete Papiere zu finden. Offiziell bekannt gegeben sollten die Pläne erst etwa 14 Stunden später. Die auf den Lapsus folgenden Finanzmarkt-Transaktionen der anwesenden Banker trieben daraufhin den Kurs des Euro in den Keller.



Auf den Devisenmärkten haben sich die Folgen der Indiskretion inzwischen zwar wieder ausgeglichen, die EZB steht jedoch weiterhin in der Kritik. Durch die Weitergabe der geheimen Informationen hat Ceuré den anwesenden Bankern einen Handlungsvorteil verschafft – falls dies bewusst geschehen ist, läge eine kriminelle Handlung vor, da die Zentralbank den Marktteilnehmern gegenüber zu Neutralität verpflichtet ist. Im Falle eines echten Lapsus muss die EZB sich mindestens den Vorwurf der Inkompetenz und Gleichgültigkeit eines ihrer Direktoren gefallen lassen. Die EZB selbst sprach in ersten Stellungnahmen von einem „Kommunikationsproblem“ und reagierte mit einer restriktiveren Pressepolitik, obwohl die Panne mit der Presse nichts zu tun hat, sondern selbstverschuldet war. Ob Ceuré im EZB-Direktorium noch tragbar ist, wird sich in den nächsten Tagen oder Wochen zeigen.

No-waste-Gesetz für französische Supermärkte

Französische Supermärkte sind künftig per Gesetz dazu verpflichtet, unverkaufte Lebensmittel nicht mehr wegzuwerfen und vor allem nicht mehr unbrauchbar zu machen. Idealerweise sollen sie gespendet werden, Supermärkte mit einer Fläche von über 400 Quadratmetern werden verpflichtet, mit einer karitativen Organisation ein Abkommen über Lebensmittelspenden abzuschliessen. Alternativ kommt auch eine Verwendung als Tiernahrung oder als Kompostmittel in der Landwirtschaft in Frage.

Das Thema „Verschwendung von Lebensmitteln“ soll auch in den Lehrplan aufgenommen werden und französische Schüler in Zukunft Unterricht dazu erhalten, wie sie vermieden werden kann. Der Handel kritisierte allerdings, dass das Anti-Verschwendungsgesetz die Falschen trifft, zumindest der Grosshandel ist sich keiner Schuld bewusst. Lebensmittelgrosshändler arbeiten auch jetzt schon eng mit Hilfsorganisationen zusammen und agieren hier insgesamt als die grössten Spender.



Problematisch ist auch, dass entsprechende Gesetze die Privathaushalte nicht erfassen: Jeder Franzose wirft pro Jahr 20 bis 30 Kilogramm Lebensmittel in den Müll, deren Wert sich auf 12 bis 20 Milliarden Euro addiert.

 

Oberstes Bild: © wrangler / Shutterstock.com

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