Frischer Wind bei Mercedes-Benz

Eine Frischzellenkur geht schon seit ein paar Jahren durch die Modellreihen von Mercedes-Benz. Durch weitere Neuentwicklungen soll diese nun erfolgreich fortgeführt werden. Abseits der Limousinen bringt Mercedes neue Modelle auf den Markt, die in ihrer Klasse wohl wieder den Grossteil der Konkurrenz in den Schatten stellen werden.

Die bisherige M-Klasse, einer der Marktführer im Segment Luxus-SUV, wird durch den GLE ersetzt, dessen Coupé-Version bereits auf dem Genfer Autosalon 2015 vorgestellt wurde. Als Neuheit ist noch vor 2020 ein Pick-up der Marke geplant. Und das legendäre Arbeitstier für alle Lebenslagen, der Unimog, kommt nicht nur mit neuer Technik und veränderter Optik, sondern erfüllt jetzt auch die Abgasnorm Euro 6.

Bye-bye M-Klasse – hallo GLE!

Die M-Klasse erblickte das Licht der Welt im Jahr 1997 und war das erste SUV im Premium-Segment. Der Wagen mit der internen Bezeichnung W 163 wurde im Mercedes-Werk Tuscaloosa im US-Bundesstaat Alabama gefertigt, seine Verkaufszahlen liegen bis heute bei knapp 1,6 Millionen Stück. Mit dem neuen GLE soll diese Marke nun geknackt werden. Dafür wurde das Design behutsam angepasst. Front- und Heckpartie sind kantiger und attraktiver geworden, so dass der GLE insgesamt sportlicher wirkt als sein Vorgänger. Die Prinzipien der umlaufenden Heckscheibe sowie der vorgerückten C-Säule bleiben allerdings erhalten.


Tobias Moers, Vorsitzender der Geschäftsführung der Mercedes-AMG GmbH, anlässlich der Weltpremiere des neuen Mercedes-Benz GLE. (Bild: © Daimler AG)

Unter der Motorhaube warten grundlegende Neuheiten. Im GLE 500e 4Matic bietet der Stuttgarter Hersteller erstmals in seiner SUV-Geschichte ein Plug-in-Hybrid an. Der Vier-Zylinder-Diesel soll im Zusammenspiel mit einem Elektromotor die Leistung eines V8 auf die Räder bringen, und zwar insgesamt 442 PS bei einem Laborverbrauch von nur 3,3 Litern pro 100 Kilometer. Das Hybridmodul ist dabei in das Automatikgetriebe integriert. Laut Werksangaben ist der Lithium-Ionen-Akku in zwei Stunden aufgeladen und schafft eine Reichweite von 30 Kilometern im rein elektrischen Betrieb. Das Einstiegsmodell kommt als 250 d ohne Elektroantrieb daher und leistet 204 PS. Der Verbrauch liegt hier bei 5,4 Litern Diesel. Alle Dieselversionen werden serienmässig mit einem neunstufigen Automatikgetriebe ausgeliefert. Insgesamt sollen fünf verschiedene Aggregate mit vier bis acht Zylindern zur Wahl stehen.

Auch Mercedes‘ Tuning-Schmiede AMG ist von Anfang an dabei. Der GLE 63 bekommt wie das GLE 63 Coupé eine V8-Maschine mit mindestens 557 PS. Das eigenständige Verteilergetriebe überträgt die Kraft in der Relation 40:60 auf die Vorder- und Hinterachse. So sollen eine höhere Agilität und eine bessere Kurvendynamik erreicht werden. Zur optischen Unterscheidung von der „braven“ Verwandtschaft erhält das AMG-Modell einen so genannten Twinblade-Kühlergrill.

Weitere Details der neuen GLE-Klasse zeigen sich erst auf den zweiten Blick. Mercedes bietet für die Modellreihe erstmals eine Anhängevorrichtung, die sich vollelektrisch ein- und ausfahren lässt und mit einer ESP-Stabilisierung für den Anhänger ausgerüstet ist. Mit einer gebremsten Anhängelast von 3,5 Tonnen wird der GLE so zu einer alltagstauglichen Zugmaschine. Ein Seitenwindassistent gehört ebenso zur Serienausstattung wie ein Auffahrwarner inklusive Bremsautomatik. Überarbeitet wurden auch das Multifunktionslenkrad sowie das Infotainmentsystem, dessen Steuerung über einen 7 Zoll grossen Monitor läuft.


Mercedes-AMG GLE 63 Coupé 4MATIC, Interieur: Leder Nappa Schwarz; Zierteile Carbon/Schwarz (Bild: © Daimler AG)

Pick-up für Europa und Lateinamerika

Ein Mercedes mit Pritsche? Das wäre Neuland für die Schwaben und eine Kampfansage an Modelle wie den Toyota Hillux, Mitsubishi L200 oder VW Amarok. Es scheint aber klar zu sein, dass ein Pick-up mit dem Stern am Kühlergrill noch in diesem Jahrzehnt auf den Strassen rollen wird. Die Fertigung soll nach Konzernangaben von der Abteilung Vans verantwortet werden, denn die V-Klasse bietet mit einem entsprechenden Allradantrieb eine solide Basis. Allerdings wäre auch eine Ausweitung der Zusammenarbeit mit Renault oder eine Kooperation mit Nissan denkbar. Beim Thema Antrieb muss sich Mercedes sicherlich nicht in Abhängigkeiten begeben, da ist das Portfolio ausreichend breit gefächert.

Erstaunlich ist allerdings, dass Mercedes beim Thema Pick-up durchaus in erster Linie an den Heimatmarkt und an Lateinamerika, Australien oder Südafrika denkt, weniger dagegen an das „Mutterland“ der Pick-ups, die USA. Dort hält seit vielen Jahren der Ford F-150 unangefochten die Spitzenstellung und dürfte kaum angreifbar sein. In die Strategie, die Mercedes-Vans global zu vermarkten, würde ein Pick-up jedenfalls hervorragend passen. Obgleich man wohl davon ausgehen kann, dass ein Mercedes Pick-up eher ein Lifestyle- als ein Gewerbe- und Handwerker-Fahrzeug sein wird.



Unimog 2.0

Das „Universal-Motor-Gerät“, besser bekannt unter der Abkürzung Unimog, ist sicher eins der skurrilsten Nutzfahrzeuge überhaupt. Seit mehr als sechs Jahrzehnten stellt er seine Fähigkeiten unter Beweis: in der Land- und Forstwirtschaft, bei Feuerwehren und Technischen Hilfswerken, auf Baustellen, als Militärfahrzeug oder bei Expeditionen in die entlegensten Gebiete der Welt. Er meistert nahezu jede Steigung, kann mit seiner Wattiefe von 1,20 Metern Flussläufe durchqueren und mit seinem ausgeklügelten Portalantrieb Hindernisse bewältigen, vor denen jedes andere Gefährt versagen würde.


Mercedes-Benz Unimog (Bild: © Daimler AG)

Mercedes hat den Unimog wieder einmal optisch aufgefrischt und ihm eine erneuerte Technik beschert. Die neueste Generation verfügt jetzt über einen SCR-Katalysator, der in Kombination mit AdBlue den Stickoxid-Ausstoss verringert und somit der Abgasnorm Euro 6 entspricht. Auch neue Motoren stehen zur Auswahl, darunter ein Vier-Zylinder-Diesel mit 5,1 Litern Hubraum und 231 PS sowie ein Sechszylinder mit 299 PS für Modelle, die als Geräteträger eingesetzt werden. Wie gehabt, sind auch beim neuen Unimog fast alle individuellen Wünsche in puncto Ausstattung und Ausrüstung erfüllbar, wenn man genügend Kleingeld bereithält. Der Einstiegspreis liegt bei rund 130’000 Euro.

 

Oberstes Bild: Mercedes-AMG GLE 63 Coupé 4MATIC (© Daimler AG)

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Mehr zu Ulrich Beck

hat Germanistik, Geschichte und Philosophie studiert und ist zusätzlich ausgebildeter Mediendesigner im Segment Druck. Er schreibt seit über 30 Jahren belletristische Texte und seit rund zwei Jahrzehnten für Auftraggeber aus den unterschiedlichsten Branchen.

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