Altersarbeitslosigkeit nimmt zu!

Die Arbeitslosigkeit im Alter ist im Vergleich zu den anderen Altersgruppen gering. Sie ist aber in letzter Zeit angestiegen und soll sich in der Zukunft weiter nach oben entwickeln. Ganz im Gegensatz zu der Wertschätzung, die die ältere Generation über 50 Jahren in der Schweiz bei Wahlen und in der Politik geniesst, werden ältere Menschen nicht so gern als Arbeitskräfte in den Unternehmen gesehen.

Ältere Menschen haben ein grosses Mass an Lebenserfahrung und menschlicher Reife, das von den Arbeitgebern oft nicht als wertvolle Ressource angesehen wird. Stattdessen stehen bei ihnen deren geringere Leistungsfähigkeit und die meist höheren Lohnkosten im Vordergrund der Überlegungen, wenn es um die Einstellung von Arbeitskräften geht.

Altersarbeitslosigkeit in der Statistik

In der Arbeitslosenstatistik belegt die Schweiz im Vergleich zu anderen Industrienationen meist einen guten Platz. Als erwerbstätig gilt in der Schweiz derjenige, der älter als 14 Jahre alt ist und mindestens 60 Minuten in der Woche für einen Lohn arbeitet. Es ist offensichtlich, dass ein Mensch von dem Lohn für eine Stunde Arbeit in den allermeisten Fällen nicht leben kann. Trotzdem taucht er nicht in der Arbeitslosenstatistik der Schweiz auf. Die Statistik der Sozialhilfe ist da realitätsnäher, da sie auch diejenigen Menschen erfasst, die sich in Arbeitsverhältnissen befinden, von denen sie nicht ausreichend leben können, und deshalb auf zusätzliche Leistungen vom Staat angewiesen sind.

Ab dem 50. Lebensjahr werden Arbeitnehmer nach Möglichkeit von ihren Arbeitsplätzen verdrängt. Arbeitnehmer aus dem Ausland oder jüngeren Alters, die mit Einstiegslöhnen angestellt werden können, die oft weit unter denen der Stammbesetzung liegen, scheinen für den Arbeitgeber eine günstige Alternative zu sein. Die Treue zum Unternehmen, die Verlässlichkeit sowie die Lebens- und Arbeitserfahrung spielen dann keine grosse Rolle mehr.

Die zunehmende Zahl ausländischer Arbeitskräfte in der Schweiz mag auch ein Grund dafür gewesen sein, dass sich bei der Eidgenössischen Volksinitiative „Gegen Masseneinwanderung“ Anfang 2014 besonders Arbeitnehmer, die 50 Jahre oder älter waren, gegen eine unkontrollierte Zuwanderung von Ausländern ausgesprochen haben. Die Stimmung in der schweizerischen Arbeitnehmerschaft, die über Jahre hinweg die Verdrängung durch Jüngere und Ausländer erfahren hat, wird hier deutlich.

Gibt es Möglichkeiten, diesem Trend zu begegnen?

Altersarbeitslosigkeit belastet nicht nur die Träger der Sozialhilfe. Sie wird auch der Grund für die Zunahme der Armut im Alter in den nächsten Jahren sein. Die Politik und die Wirtschaft sind in dieser Situation gefragt.


Ältere Arbeitnehmer zeichnen sich durch grosse Erfahrung und menschliche Reife aus. (Bild: Andreas G. Karelias / Shutterstock.com)
Ältere Arbeitnehmer zeichnen sich durch grosse Erfahrung und menschliche Reife aus. (Bild: Andreas G. Karelias / Shutterstock.com)


Obwohl die Konkurrenz zwischen den Unternehmen und der Wunsch der Eigentümer nach immer höheren Gewinnen einen Wechsel in der Unternehmenskultur fast unmöglich erscheinen lassen, gibt es immer wieder Arbeitgeber, die die Erfahrung und Leistungsbereitschaft der älteren Mitarbeiter zu schätzen wissen und auch bereit sind, dies entsprechend zu honorieren. Bei der Abwägung der Vor- und Nachteile einer Weiterbeschäftigung von Arbeitnehmern über 50 Jahre sollten auch die Schwierigkeiten bei der Einstellung neuer Arbeitskräfte und die Unerfahrenheit jüngerer Arbeitnehmer, die gerade eine Ausbildung beendet haben, berücksichtigt werden.

Ältere Frauen (und Männer) haben zudem den Vorteil, dass die Familienplanung in der Regel bereits beendet ist und die Kinder für sich selbst sorgen können, während sich jüngere Paare über den Aufbau einer Familie und eines eigenen Zuhauses noch Sorgen machen müssen und dafür Zeit brauchen. Dann kann es schnell vorkommen, dass bei ihnen die Arbeit nicht unbedingt die oberste Priorität einnehmen kann. Das ist ein weiterer Vorteil der älteren Kollegen, der von der Personalabteilung berücksichtigt werden sollte.

Auf Arbeitnehmer 50+ ist im Allgemeinen mehr Verlass als auf jüngere Mitarbeiter, die sich schneller ablenken lassen und nicht so zielgerichtet an der Erledigung einer Aufgabe arbeiten. Eine gesunde Mischung der Belegschaft aus älteren, mittelalten und jüngeren Mitarbeitern ist wahrscheinlich der beste Weg, um ein Unternehmen erfolgreich zu führen.

In zunehmend technisierten und digitalisierten Arbeitszusammenhängen kann der Wunsch älterer Mitarbeiter, lange erprobte und traditionelle Verfahren nicht zu ändern, auf der anderen Seite dazu führen, dass Neuerungen nur mühsam durchgesetzt werden können. Die Mitarbeiter, die weiterhin im Unternehmen tätig sein wollen, müssen deshalb an Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen teilnehmen, um auf dem neuesten Stand zu bleiben und den modernen Anforderungen zu genügen.

Schaut man sich einmal die Politiker an, stellt man fest, dass eine grosse Anzahl älter als 50 Jahre ist. Hier scheint der Verlust der Arbeit im Alter kein Problem zu sein. Um Fachkräfte in den Unternehmen zu halten, werden von der Politik immer mehr Initiativen angestossen, die auch zum Ziel haben, den Rentenbeginn möglichst lange hinauszuzögern. Das hat Vorteile für den Arbeitnehmer wie für den Arbeitgeber und natürlich auch für die Rentenkassen und die Sozialhilfe.

Leistungsträger sollen nicht zu Sozialhilfeempfängern werden

Wenn Menschen, die in der Vergangenheit eine florierende Wirtschaft mitgestaltet haben oder heute noch daran beteiligt sind, befürchten müssen, in der Zukunft auf Sozialhilfe angewiesen zu sein, wirft das kein gutes Licht auf die Sozialsysteme der Schweiz und auf die Schweizer Gesellschaft im Ganzen. Hier muss von den Unternehmen auch zu ihrem Vorteil umgedacht werden und von der Politik müssen neue Modelle entwickelt werden, die den zu frühen Austausch älterer gegen jüngere Arbeitnehmer, nur um Lohnkosten zu sparen, erschweren.

 

Oberstes Bild: © Steven Frame – Shutterstock.com

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