So vermeiden Sie Produktivitätseinbrüche

Glücklicherweise setzt sich mittlerweile auch in den traditionsreichsten Unternehmen der Gedanke durch, dass es nicht die Stechuhr und die Zahl der abgesessenen Arbeitsstunden sind, die die Produktivität bestimmen. Vielmehr hängt es von der inneren und äusseren Motivation und Identifikation des Einzelnen mit den Unternehmenszielen und Werten ab, welche Leistungen erbracht werden.

Die Arbeitspsychologie hat erkannt, dass Mitarbeiter und Management dann am erfolgreichsten sind, wenn sie innerhalb ihres Unternehmens Unterstützung erfahren, ihre Arbeit materiell wie immateriell angemessen honoriert wird, sie für ihr Aufgabenfeld geeignet sind und ihre Kompetenzen ganzheitlich einbringen können, Auszeiten und Turboengagement unternehmensintern ausgeglichen sind und eine harmonische Work-Life-Balance vom Unternehmen möglich gemacht und pro-aktiv gefördert wird.

Soweit sind die externen Rahmenbedingungen für eine optimale Produktivität also klar. Das Problem dabei: Oft ist es gar nicht die Matrix, die einer idealen Leistung im Weg steht, sondern das eigene Denken – die selbst auferlegte Definition dessen, was ‚Produktivität‘ und konsequenterweise ‚Erfolg‘ eigentlich sind. Solange die Auffassung der eigenen Produktivität nicht ebenso revolutioniert wird wie die des Arbeitssektors, kann sich kein positives, neues Leistungsbild formen. Wir haben die vier häufigsten mentalen Fehlleistungen gesammelt, die der eigenen Produktivität im Weg stehen und schlagen Lösungsansätze vor, die Sie sowohl für sich selbst als auch für Ihr Team anwenden können.

1. Es geht nur noch ums Überleben

Die Schnelligkeit, mit der in einer digitalen, globalen Arbeitswelt Reaktionen und Aufgabenerledigung erwartet werden, treibt den Arbeitsprozess an, verlangsamt ihn paradoxerweise aber auch. Denn die realen Ergebnisse, die unter Zeitdruck geschaffen werden, sind weniger nachhaltig und hochwertig. Einfacher gesagt: Schneller und mehr ist nicht besser und wertvoller. Bis zum Umfallen zu arbeiten, den PC erst in den frühen Morgenstunden auszuschalten, das alles sind keine Indikatoren für Produktivität – werden aber leider oft mit solchen verwechselt.

Produktivität kann nur da entstehen, wo die Vogelperspektive eingenommen wird, wo Sie den Überblick bewahren, wo Ihnen jederzeit klar vor Augen steht, warum Sie eigentlich tun, was Sie tun und warum so, wie Sie es tun. Nur wenn Sie von Zeit zu Zeit zurücktreten und für sich selbst überprüfen, ob Ihre Arbeit sich noch sinnvoll und ‚gut‘ anfühlt, wenn Sie agieren, statt nur zu reagieren, werden Sie tatsächlich persönliche Topleistungen erbringen.

2. Inspirationen wurden wegrationalisiert

Nicht jeder Unternehmer oder Budgetverantwortliche ist für anti-zyklisches Investieren gemacht – und manchmal sind Einschnitte auch tatsächlich nötig, um Ausgaben und Umsätze wieder in ein gesundes Gleichgewicht zu bringen. Leider haben die auf 2008 folgende Rezession und die Eurokrise auch viele Unternehmen in Nicht-EU-Ländern wie der Schweiz zu einer fast manischen Sparsamkeitswelle getrieben.

Diese macht oft nicht bei der Kostenreduzierung und einem Budget-Stop für neue Investitionen halt, sondern reduziert auch die Bereitschaft, in die eigenen Ressourcen und die des Teams zu investieren. Nur: Von Nichts kann nichts kommen, da ist die Physik der Arbeit unnachgiebig. Alle Extras herunterzufahren und dennoch die gleiche Produktivität zu erwarten, kommt der Erfindung des Perpetuum Mobile gleich – ist also ein Ding der Unmöglichkeit.

Investieren Sie bedacht, aber dennoch in Weiterbildungen, Messe- und Eventbesuche, Incentives, Kreativworkshops. Stellen Sie sich und Ihren Mitarbeitern digitale und gedruckte Ressourcen zur Inspiration zur Verfügung. Machen Sie Räume auf für Dialoge und Austausch, um neue Ideen zu entwickeln, statt nur auf Teufel komm raus die Sollzahlen zu erfüllen.


Das positive Denken hat sich verselbstständigt. (Bild: Rudchenko Liliia / Shutterstock.com)
Das positive Denken hat sich verselbstständigt. (Bild: Rudchenko Liliia / Shutterstock.com)


3. Das positive Denken hat sich verselbstständigt

Speziell in der Medien- und Kreativwirtschaft ist Optimismus geradezu Pflicht. Das Problem: Risiken und Probleme werden nicht einmal mehr angesprochen, weil es sie nicht geben darf. Doch wenn Mitarbeiter in einem Umfeld leben, in dem sie zu Kreativität verpflichtet sind, aber Kritik und Befürchtungen nicht mehr kommunizieren können, geht nicht nur eine Menge Energie an die Internalisierung dieser Negativemotionen verloren. Es führt auch zu einem Klima von Unsicherheit und fehlender Authentizität, was wiederum dem Ideenflow und der Produktivität extrem schaden kann.

Viel produktiver ist stattdessen ein offenes Klima, in dem Zweifel verbalisiert werden können, es Kanäle gibt, in die Kritik ohne Furcht vor negativen Konsequenzen geleitet werden kann. Das macht den Kopf frei für wirklich produktives, weil angstfreies Arbeiten. Eine Unternehmenskultur des ‚realistischen Optimismus‘, in dem auch punktuelle Niederlagen oder situatives Versagen toleriert sind, führt nebenbei zu mehr Resilienz, wenn die Zeiten mal stürmischer sind, die Produktivität aber eben deshalb nicht zurückgehen darf.

4. Management und Team haben sich entfremdet

Dies geschieht schnell und oft schleichend und ist dabei einer der grössten Killer echter Produktivität. Die persönliche Verbindung zwischen allen Ebenen der an einem Projekt Involvierten muss lebendig, authentisch, offen und reziprok gestaltet werden. Leider geht diese Feedback-Kultur im Tagesgeschäft oft unter. Das führt dazu, dass Mitarbeiter das Gefühl haben, ins Nichts hineinzuarbeiten. Ihre Motivation sinkt – und damit die Produktivität. Hier hilft nur Kommunikation, intensiviertes Teambuilding und Zuhören.

 

Oberstes Bild: © archerix – Shutterstock.com

author-profile-picture-150x150

Mehr zu Caroline Brunner

Caroline Brunner ist freiberufliche Online-Journalistin mit Fokus auf Arbeitspsychologie, Entrepreneurship, Kommunikation, Karriereplanung, Nachhaltigkeit und Verbraucherthemen.

website-24x24
jQuery(document).ready(function(){if(jQuery.fn.gslider) {jQuery('.g-22').gslider({groupid:22,speed:10000,repeat_impressions:'Y'});}});