Jurabogen: Hemmt die Uhrenindustrie das Wachstum?

Auch wenn einige Experten für die Schweizer Wirtschaft dunkle Wolken am Horizont aufkommen sehen, kann die Wirtschaftslage der Schweiz im Vergleich zu anderen Nationen als durchaus gut und stabil bezeichnet werden. Allerdings hinkt der Jurabogen als Wirtschaftsregion den anderen eidgenössischen Regionen ein wenig hinterher. Laut einer Credit-Suisse-Studie liegt der Grund für das Stottern des Wirtschaftsmotors in diesem Gebiet in erster Linie an der Fokussierung auf die Uhrenbranche. Diese ist nämlich stets von den internationalen Entwicklungen abhängig.

Die Anfang September veröffentlichte Studie zeigt denn auch klar auf, dass – fernab der wirtschaftlich starken Schweizer Zentren – der bernische Jura sowie die Kantone Jura und Neuenburg insbesondere Defizite im Hinblick auf das Beschäftigungs- und das Bevölkerungswachstum aufweisen. Ökonomin Sara Carnazzi Weber betonte bei der Präsentation der Credit-Suisse-Studie in diesem Zusammenhang denn auch folgerichtig, dass der konjunkturelle Super-Zyklus der eidgenössischen Binnenwirtschaft dem Jurabogen keine auffälligen positiven Effekte beschert habe.

Geografische Lage und Wirtschaftsstruktur als Hemmschuh für das Wachstum

Auffällig ist dabei, dass in allen Gebieten des Jurabogens die Zahl der Einwohner in den vergangenen zehn Jahren kaum angewachsen ist; das Val-de-Travers musste sogar einen Bevölkerungsrückgang verkraften. Auch die Wirtschaftskraft der Bevölkerung kann nicht mit der anderer Regionen in der Schweiz mithalten. In diesem Zusammenhang ist es auch interessant, dass die Preise für Wohnungseigentum seit dem Jahrtausendwechsel stagnieren, teilweise höchstens leicht angestiegen sind. In der CS-Studie wird dies in erster Linie auf die spezielle geografische Lage sowie auf die besondere Wirtschaftsstruktur dieser Region zurückgeführt. Die Attraktivität dieser Region für neue Unternehmen wird so eindeutig von der eher flächigen Bevölkerungsverteilung, der vergleichsweise anspruchsvollen Topografie sowie auch das Fehlen eines starken Zentrums negativ beeinflusst.

Fokussierung auf Uhrenindustrie macht Jurabogen anfällig für internationale Konjunkturprobleme

Zudem löst die Konzentration auf die allerdings prinzipiell umsatzstarke Uhrenindustrie nachteilige Effekte aus. So ist die Industrie dieser Art allgegenwärtig im Jurabogen; insgesamt sind über 40 % aller Erwerbstätigen eben in der Uhrenbranche tätig. Bis auf den Berner Jura ist die Uhrenbranche somit stets der beschäftigungsstärkste Wirtschaftszweig. Da diese Branche grundsätzlich exportorientiert agiert, sind die entsprechenden Unternehmen im Jurabogen im Umkehrschluss äusserst anfällig für internationale Konjunkturentwicklungen. Wenn auf wichtigen Auslandsmärkten zum Beispiel die allgemeine Konsumentenstimmung kippt respektive die weltweite Nachfrage sinkt, bekommen dies die involvierten Unternehmen im Jurabogen deutlich zu spüren.

Ein weiteres Problem stellt die geografische Nähe zu Frankreich dar. Aufgrund der im Jahr 2000 eingeführten Personenfreizügigkeit wird der begrenzte Arbeitsmarkt regelrecht von Grenzgängern überschwemmt; rund 18’000 Franzosen arbeiten momentan als Grenzgänger im Jurabogen. Im Grunde genommen muss die Region hier auf die Realisierung der Masseneinwanderungsinitiative hoffen, da sich eine entsprechende Kontingentierung der Grenzgänger wahrscheinlich stark auf den Arbeitsmarkt sowie die Beschäftigungs- und Bevölkerungsstruktur auswirken wird. Gerade das Kanton Neuenburg mit seinen „berühmten“ Zwillingsstädten La Chaux-de-Fonds und Le Locle könnte von dieser Entwicklung profitieren.

 

Oberstes Bild: © ThomasLENNE – Shutterstock.com

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