Naht das Ende der Privatbanken?

Kein Land auf der Welt wird so offensichtlich mit dem Konzept der Privatbank assoziiert wie die Schweiz. Für viele Menschen ist dies ein bildhaft gewordenes Klischee: Die intime, kleine Empfangshalle, manchmal nur auf Termin hin betretbar, in der Kunden erkannt und sofort beim Namen genannt werden und alle Angestellten ein Musterbild an Diskretion und Verschwiegenheit sind.

Umso überraschender scheint es, dass die existierenden Institute zunehmend rote Zahlen schreiben. Nun liegen die Unternehmensergebnisse für das Jahr 2013 vor. Laut dem Beratungsunternehmen KPMG und der Universität St. Gallen verzeichneten von 94 unabhängig geführten Banken rund ein Drittel Verluste. Je kleiner das Unternehmen, desto gravierender der Abfluss von Kundengeldern.

Angefangen hat dieses schleichende Bankensterben zweifelsohne mit der Wirtschaftskrise im Jahr 2008 und dem damaligen Zusammenbruch des Bankhauses Lehman Brothers. Bis zu diesem Zeitpunkt waren auch die kleinen Schweizer Privatbanken mit weniger als fünf Milliarden Franken Kundengeldern gewissermassen ein Selbstläufer.

Dann aber entwickelte sich langsam ein Grundsatzproblem, welches das Geschäftsmodell als solches betraf. Denn mit dem Fall des Bankgeheimnisses und den Anforderungen an höhere Transparenz sahen sich die Privatbanken plötzlich den gleichen Anforderungen gegenüber, die auch die grossen Konzernbanken zu stemmen haben – allerdings mit völlig anderen Mitteln im Rücken. Es sind vor allem die konstanten Analysen und der Legitimationsdruck, die kleinen Privatbanken den Hals brechen können. Denn nachzuweisen, dass verwaltete Vermögen auch tatsächlich versteuert werden, ist vor allem hinsichtlich des Personalaufwandes unvorstellbar teuer. Kleine Banken müssen hierfür in Zeiten, in denen sie eigentlich sparen sollten, konstant neues Personal einstellen.

2013 trafen die Konsequenzen dieser Verpflichtung die Finanzinstitute besonders schwer, da die meisten von ihnen zusätzlich Rücklagen für Bussezahlungen im Zusammenhang mit Steuerhinterziehungen, im Speziellen dem unversteuerten Vermögen von US-Bürgern, bilden mussten. Nun stellt sich erschwerend heraus, dass viele der Rücklagen zu niedrig angesetzt waren beziehungsweise manche Institute diese Vorsichtsmassnahme gar nicht ergriffen haben.

Hinzu kommt, dass die Regierung auf die Finanzkrise mit einem komplexen und stetig wachsenden Regelwerk reagiert hat, an das alle Banken ihre Systeme anpassen müssen – ungeachtet ihrer Grösse. Schliesslich stellen auch der Markt und die Zinssituation selbst ein Problem dar. Momentan lassen Erträge global zu wünschen übrig, solange man als Bank nicht mit dem Kundenportfolio ins extreme Risiko gehen möchte.

Deshalb kämpfen auch viele derjenigen Privatbanken ums Überleben, die jetzt noch Gewinne machen. Durchschnittlich scheint deren Eigenkapitalrentabilität bei nur noch 3,3 % zu liegen, im Verhältnis zu den durchschnittlichen 4 % der Vorjahre. Diese Zahlen liegen signifikant unter den immer wieder selbst zum Ziel gesetzten 10 % Rendite, die Kunden von Anlagen bei einer Privatbank lange erwarten durften.

 

Oberstes Bild: © Mattz90 – Shutterstock.com

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Mehr zu Caroline Brunner

Caroline Brunner ist freiberufliche Online-Journalistin mit Fokus auf Arbeitspsychologie, Entrepreneurship, Kommunikation, Karriereplanung, Nachhaltigkeit und Verbraucherthemen.

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