Das öffentliche Privatleben der Top-Verdiener

Über Geld spricht man nicht! Zumindest nicht zu laut, nicht zu umfangreich und nicht zu offen. Ab und an lässt sich der öffentliche Gehaltsscheck nicht ganz vermeiden, und zu viele Geheimnisse um die Spitzensaläre der Top-Verdiener schaden dem Image. Moderner ist da eine gewisse Offenheit, die von Erkrankungen über sexuelle Ausrichtungen bis hin zum schöngefärbten Familienleben vieles preisgibt, was uns bisher verborgen geblieben ist.

Der Trend zur neuen Offenheit des Privatlebens der Wirtschaftslenker, Stars und Sternchen läuft dabei nicht ganz ohne Kalkül. Im Gespräch bleiben, eine gewisse Öffentlichkeit und damit auch Vertrauen schaffen, Meldungen streuen, die andere Entwicklungen unwichtig erscheinen lassen, und letztlich auch die Spitzenverdiener als „normale Menschen“ präsentieren – man öffnet das Leben der Top-Manager und schliesst Lücken, in die sonst Vermutungen, Gerüchte und Verdächtigungen gestreut werden könnten. Die neue Öffentlichkeit ist also kein Zugeständnis an die interessierte Gesellschaft, sondern vielmehr ein Schachzug im Kampf um die beste Markt- und Karriereposition.

Offenheit sichert Karriere

Wer in der Wirtschaft oder in den Medien ganz gross rauskommen will, ist gut beraten, sich einer gewissen Öffentlichkeit zu bedienen. Das wissen alle, die ihre Karriere erfolgreich und gut gemanagt auch in das öffentliche Bewusstsein gerückt haben. Dass zur Öffentlichkeit auch ein gutes Mass an Offenheit gehört, weiss jeder PR-Manager und Management-Berater, der sein Handwerk versteht. So werden Mutmassungen genauso ausgeschlossen wie mediengerecht gestückelte Informationen, die nicht immer so ganz der Wahrheit entsprechen. Dabei sollte die Offenheit bezüglich gewisser Dinge weniger selektiv ausgestaltet werden. Ein klares Wort an alle, die es wissen wollen (oder auch müssen), ist allemal besser als das häppchenweise Herausgeben persönlicher Informationen, die immer wieder Raum für Interpretationen oder Vermutungen offen lassen.

So kann beispielsweise das klare Bekennen zu einer schwerwiegenden, aber mit guten Heilungschancen prognostizierten Krankheit besser sein, als darauf zu warten, dass es die Öffentlichkeit in kleinen Stückchen erfährt. Solange von der Krankheit nicht die Entscheidungsfähigkeit angegriffen wird, ist das gezielte Herstellen einer gewissen Öffentlichkeit immer ein cleverer Schachzug.

Auch in Bezug auf die sexuelle Orientierung hat sich so manches offene Wort als durchaus belebend fürs Geschäft erwiesen. So bekannte sich Berlins Oberbürgermeister Klaus Wowereit sehr früh zu seiner Homosexualität, und das war auch gut so. In einer pluralistischen Gesellschaft hat er so allen möglicherweise später auftauchenden Schlagzeilen die spektakuläre Neuigkeit geraubt und damit zugleich ein gutes Stück Vertrauen gewonnen. Und das hält bis heute.

So kann ein gutes Mass an Offenheit in Dingen, die sich ohnehin nicht verleugnen lassen, durchaus förderlich für die Karriere sein. Bekannt ist auch ein Fall, in dem im Rahmen einer Gehaltsverhandlung zu Beginn eines Anstellungsverhältnisses gleich offen dargelegt wurde, was der Bewerber bislang konkret verdient hat und dass die Absicht bestehe, auch in Zukunft nicht weniger zu verdienen. Ein klares Wort an der richtigen Stelle, das von Beginn an Missverständnisse und Unklarheiten ausschliesst. Gut gemacht! Gestartet ist der Bewerber mit einem deutlich höheren Gehalt, da sonst die Gefahr bestand, den äusserst gut qualifizierten und erfahrenen Fachmann an ein anderes Unternehmen zu verlieren.

Trend unserer Zeit

Bestimmte Aspekte des Privatlebens in das öffentliche Bewusstsein zu stellen ist wohl ein Trend unserer Zeit. Immer mehr Stars und Sternchen, aber auch Top-Manager und selbst Politiker lassen die interessierte Öffentlichkeit an Teilen ihres Privatlebens teilhaben. Nicht ganz ohne Grund. In der Unterhaltungsindustrie dient das der ständigen Medienpräsenz und damit durchaus auch dem reinen Geldverdienen, in der Wirtschaft und Politik werden so Spekulationen gezielt umgangen, teils kann damit auch von anderen problematischen Entwicklungen zumindest zeitweise abgelenkt werden.

Gerade in Zeiten, in denen so vieles unpersönlicher, technischer und teils auch komplizierter wird, sind authentische Nachrichten aus der Welt der Schönen, Mächtigen und Reichen immer wieder eine gern gesehene Erinnerung an die Natürlichkeit und Fehlbarkeit des Menschen. Und danach gieren viele, die sich täglich dem Medienkonsum hingeben, um mehr über Lebensgeschichten der Top-Verdiener, Stars und Möchtegern-Stars zu erfahren.


Vorsicht, Falle! Wer zu viel preisgibt oder innerhalb kürzester Zeit sein ganzes Privatleben auf den öffentlichen Teller legt, wird schnell uninteressant. (Bild: Jarrod Boord / Shutterstock.com)
Vorsicht, Falle! Wer zu viel preisgibt oder innerhalb kürzester Zeit sein ganzes Privatleben auf den öffentlichen Teller legt, wird schnell uninteressant. (Bild: Jarrod Boord / Shutterstock.com)


Bei der Sache bleiben

Vorsicht, Falle! Wer zu viel preisgibt oder innerhalb kürzester Zeit sein ganzes Privatleben auf den öffentlichen Teller legt, wird schnell uninteressant. Es kommt darauf an, passgenau zu kommunizieren und immer auch ein gutes Stück der Luxusware Privatsphäre für sich zu behalten. Geschwätzigkeit kehrt sich schnell ins Gegenteil um und sollte dann doch lieber Coiffeuren und Waschfrauen überlassen bleiben. Dort ist sowieso der bessere Platz für Geschichtchen und Spekulationen.

Wer sich als Top-Verdiener in das Licht der Öffentlichkeit begeben möchte, sollte sich deshalb auch immer einen erfahrenen und cleveren PR-Manager an die Seite holen. Die Kommunikationsprofis wissen in aller Regel sehr genau, wann welche Information in die Öffentlichkeit gehört und wie viel Offenheit wirklich gut tut.

 

Oberstes Bild: © Jeff Wasserman – Shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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