Wenn der Zufall Pate steht
Viele Unternehmen beschäftigen eine Menge hoch dotierter Mitarbeiter in ihren Entwicklungsabteilungen und versuchen so, die Innovation im Unternehmen voranzutreiben. Umfangreiche Mittel werden eingesetzt in der Hoffnung, endlich wegweisende Neuerungen oder zumindest tragfähige Produktverbesserungen zu entwickeln. Dabei lohnt es durchaus, auch dem Faktor Zufall ein grösseres Augenmerk zu schenken. Viele bis heute stark nachgefragte Produkte verdanken ihre Entdeckung und Nutzung einem einfachen Zufall. Einige solcher zufälligen Entdeckungen möchte ich hier vorstellen.
Coca-Cola – Erfrischungsgetränk in aller Munde
Die genaue Rezeptur ist bis heute geheim. Nur der Name verrät, dass das beliebte Erfrischungsgetränk irgendetwas mit den Blättern der Koka-Pflanze zu tun haben könnte. Allerdings ist das nicht die einzige Ingredienz eines Getränkes, das bereits seit 1885 Kinder und Erwachsene gleichermassen überzeugt.
Die Wiege der weltweit bekanntesten Cola steht in Atlanta. Hier war es der Apotheker John Stith Pemberton, der Wein mit den verschiedenen Zusätzen mischte. Entstehen sollte ein Getränk, dass gut gegen Kopfschmerzen und allgemeine Störungen der Befindlichkeit wirken sollte. Das Alkoholverbot 1885 in Atlanta brachte Pemberton auf die Idee, die Grundstoffe statt mit Wein einfach mit Mineralwasser zu mischen. Eine gesetzeskonforme und zugleich kinderfreundliche Variante, die letztlich zum beliebtesten Erfrischungsgetränk der Welt führte.
So einfach kann Innovation sein, wenn man unterschiedliche Produktbestandteile anders oder völlig neu mischt.
Vergessene Keime revolutionieren die Medizin
Penicillin gehört bis heute zu den wichtigsten Entwicklungen in der Medizingeschichte. Dabei war die Entdeckung ein purer Zufall. Als der Bakteriologe Alexander Fleming 1928 in die Ferien fuhr, vergass er eine Petrischale mit einem grünlich schleimigen Ansatz in seinem Labor. Als Fleming nach den Ferien zurückkehrte, war von der Bakterienkultur nichts mehr übrig. Der Pilz Penicillium notatum hatte ganze Arbeit geleistet, das Penicillin war entdeckt.
Manchmal kann auch Warten der richtige und entscheidende Schritt zur Innovation sein. Allerdings nur, wenn der Zufall hier auch wirklich greift.
Eine andere medizinische Revolution
In der Erprobung eines neuen Medikamentes gab es eine wahrhaft standhafte Nebenwirkung. Ursprünglich hatte Pfizer ein Mittel gegen Herz-Kreislauf-Probleme entwickeln wollen, herausgekommen ist dabei das potenzsteigernde Mittel Viagra. Die durchblutungsfördernde Wirkung zeigte sich in der Behandlung gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wenig wirkungsvoll, führte bei Männern jedoch zu einer starken Erektion. Heute gehören Viagra und seine Abwandlungen zu den am meisten gebrauchten Potenzmitteln überhaupt.
Auch hier zeigt sich: Manchmal kommt es anders als geglaubt. Richtig erkannt und genutzt führen nicht selten auch Fehlentwicklungen zu herausragenden Innovationen. Man muss solche nur erkennen.
Hat das jemand im Rausch entdeckt?
In der Kneipe gibt es den einen oder anderen Getränkeunfall. Schnell sind ein Bier und der daneben stehende Bananensaft verschüttet. Nicht mehr ganz nüchtern werden die Pfützen vom Tisch wieder in ein Glas gewischt. Durst und ein kleiner Rausch könnten so der erste Schritt zum Bananen-Bier gewesen sein. So oder so ähnlich beginnt manche Erfolgsgeschichte. Heute sind Biermischgetränke in den verschiedensten, teils fruchtigen Geschmackskombinationen vielerorts beliebt.
Wer bislang unprobierte Mischungen zusammenbringt, entdeckt dabei nicht selten auch ganz neue Produkte. Probieren geht eben manchmal doch über Studieren. Prost!
Entdeckung ohne Verwendung?
Bereits 1968 entwickelten Spencer Silver und Art Fry einen neuartigen, fast rückstandslos ablösbaren Klebstoff. Einen Verwendungszweck dafür konnten beide nicht definieren. Irgendwann bestrich Fry kleine Zettelchen mit dem Kleber, um damit ausgesuchte Stellen in seinem Kirchengesangsbuch zu markieren. Post-it war erfunden. Ort des Geschehens: die 3M Laboratories. Heute steht 3M für jede Menge Innovationen nicht nur in der Befestigungstechnik und in Sachen der kleinen, selbstklebenden und einfach wiederablösbaren Notizzettelchen für das Büro und Archiv.
So manche Entwicklung scheint zunächst keine Verwendung zu finden. Probieren Sie sich hier im Umdenken!
Das weisse Gold
Porzellan ist in China schon lange bekannt. Deutlich später kam das weisse gebrannte Materialgemisch auch nach Deutschland und Europa. Im Versuch, Gold künstlich herzustellen, mischte der Alchemist Johann Friedrich Böttger Feldspat, Quarz und Wasser. Nach einem Brennprozess war es dann eher zufällig erfunden – das weisse Gold! Echtes Gold hatte Böttger nie zusammenmischen können, Gold wert ist seine Entdeckung allemal.
Auch hier zeigt sich, dass Ergebnisse, die am eigentlichen Ziel vorbeigehen, oftmals zu neuen Entwicklungen führen, die durchaus einen Markt revolutionieren können. Versuchen Sie doch einmal, Gold künstlich herzustellen!
Die Auflistung solcher zufälligen Innovationen könnte hier fast beliebig fortgesetzt werden. Auch die beliebten Schoko-Cookies, die Mikrowelle und sogar die berauschende Wirkung von LSD wurden eher zufällig entdeckt. Manchmal ergibt sich aus solchen zufälligen Entdeckungen ein wahrer Millionenmarkt. Man muss halt nur wissen, was mit einzelnen Ideen und zufälligen Ergebnissen anzufangen ist.
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