So klappt das Arbeitsverhältnis, wenn Ihr Vorgesetzter jünger ist als Sie

Umstrukturierungen und Jobwechsel können dazu führen, dass Ihnen von einem Tag zum anderen einen jüngerer Boss vorgesetzt wird. Rational betrachtet sollte das selbstverständlich kein Problem darstellen. Viele Faktoren können dazu geführt haben, dass der- oder diejenige vor Ihnen die Karriereleiter erklommen hat. Vielleicht haben Sie Mutterzeit oder ein Sabbatical genommen, Ihr neuer Chef ist seit Unzeiten in dem Unternehmen, zu dem Sie gerade erst gestossen sind, oder soll es eines Tages übernehmen.

Sie schätzen Ihren neuen Boss ob seiner Kompetenz, seiner Ideen und vieler weiterer Eigenschaften. Gleichzeitig wissen Sie auch, dass Ihre Erfahrung und Ihr Know-how denen Ihres Vorgesetzten überlegen sind. Das ist hart, denn Sie werden nichts an diesem Gefühl des Ungleichgewichts ändern können. Komplizierter wird es noch, wenn er oder sie Fähigkeiten an den Tag legt, über die Sie nicht verfügen – etwa wenn es um allerneueste digitale Entwicklungen geht. So haben Sie sich vielleicht über die Jahre einen Kommunikationsstil und Networkingstrategien angewöhnt, der nun völlig infrage gestellt werden. Wo Sie das persönliche Gespräch vorgezogen haben, finden sich nun E-Mails in Ihrer Inbox oder, schlimmer noch, SMS auf Ihrem Arbeitshandy.

Die Frage ist jetzt: Wie damit umgehen? Eines sollte Sie schon statistisch trösten: Diese Umkehrung wird zunehmend häufiger. Umfragen ergeben, dass über 30 % aller Arbeitnehmer sich mit einem jüngeren Vorgesetzten konfrontiert sehen. Dies gilt vor allem für Berufe, die Technologie- oder IT-lastig sind. Hier hat sich in den letzten Jahren ein echter Umbruch ereignet. Das bedeutet schlicht, dass technologische Entwicklungen sich schneller entwickeln, als es Ihnen praktisch möglich gewesen wäre, damit Schritt zu halten.

Natürlich ist die erste und instinktive Reaktion Rückzug. Geben Sie dieser Versuchung nicht nach. Springen Sie stattdessen über Ihren Schatten. Erwägen Sie die Neuerungen, die Ihnen präsentiert werden, ganz sachlich. Kämpfen Sie gegen die Vorschläge Ihres Bosses nicht aus Prinzip. Adaptieren Sie das, was Ihnen nach sorgfältigem Abwägen sinnvoll erscheint. Suchen Sie den Rest betreffend das ehrliche Gespräch.

Versuchen Sie aber nicht, Ihren neuen Chef von Ihren analogen Methoden zu überzeugen. Es gibt nun mal ein hierarchisches Gefälle – und das müssen Sie akzeptieren. Sie können nicht verlangen, dass Ihr Boss wiederum Ihre Vorschläge akzeptiert.

Implizit erwarten Sie vielleicht, dass Ihrem Alter Respekt entgegengebracht wird. Wenn es so ist, dann machen Sie es sich klar – und verabschieden Sie sich dann von diesem Gedanken. Denn das wäre die schlechtestmögliche Basis für eine konstruktive Arbeitsbeziehung auf Augenhöhe. Nur erworbener Respekt wirkt nachhaltig. Erwarten Sie Anerkennung für die Qualität Ihrer Arbeit, nicht für Eigenschaften Ihrer Person.

Machen Sie auch nicht den Fehler, Ihren Boss ungefragt an Ihrem reichen Erfahrungsschatz teilhaben zu lassen. Wenn er einen Mentor sucht, wird er es Ihnen selbst zu verstehen geben. Das bedeutet nicht, dass Sie schweigen sollten, während Ihr Vorgesetzter Fehler begeht, die Sie vermeiden helfen können. Es bedeutet aber, nicht in eine „pädagogische“ Rolle zu schlüpfen. Das wäre ein durchschaubarer und destruktiver Kompensationsversuch.

 

Oberstes Bild: © Santiago Cornejo – Shutterstock.com

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Mehr zu Caroline Brunner

Caroline Brunner ist freiberufliche Online-Journalistin mit Fokus auf Arbeitspsychologie, Entrepreneurship, Kommunikation, Karriereplanung, Nachhaltigkeit und Verbraucherthemen.

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