Business-Netzwerk XING – geschätzt und kritisiert

XING hiess bis Ende 2006 noch openBC, stellvertretend für Open Business Club. Der Name wurde aus Gründen der Internationalisierung geändert und bedeutet im Chinesischen „es funktioniert“ und im Englischen „Crossing“ im Sinne der Begegnung von Geschäftskontakten. Damals und heute werden über dieses soziale Netzwerk vorrangig berufliche Kontakte geschlossen.

Betreiber ist die XING AG aus Hamburg, die seit Dezember 2006 an der Börse notiert, seit 2011 im TecDAX gelistet und deren Hauptaktionär Hubert Burda Digital ist, ein Tochterunternehmen der Hubert Burda Media. XING ist anders als beispielsweise das international ausgerichtete Business-Netzwerk LinkedIn auf den deutschsprachigen Raum, also insbesondere die Schweiz, Österreich und Deutschland, begrenzt.

Die Rahmenbedingungen von XING

Um Mitglied bei XING zu werden, bedarf es einer Registrierung, wobei die kostenpflichtige Premium-Mitgliedschaft mehr Funktionalitäten gegenüber der Basismitgliedschaft aufweist. In einem Profil werden persönliche Angaben und auch solche über den beruflichen Werdegang eingetragen. Neben einem Profilbild können auch Referenzen oder Zeugnisse, Interessen und Hobbys ins Netz gestellt werden. Es bleibt dem jeweiligen Nutzer überlassen, welche Angaben er gegenüber welchem Personenkreis sichtbar machen möchte. Eine Kündigung der kostenfreien Mitgliedschaft ist jederzeit möglich, während es bei der Premium-Mitgliedschaft der Einhaltung einer 14-tägigen Kündigungsfrist innerhalb eines abgeschlossenen Zeitraums bedarf.

Die Funktionalitäten im Überblick

Im Mittelpunkt von XING steht das berufliche Netzwerken, wobei neue Kontakte geknüpft und genutzt und manchmal auch bereits bestehende oder auch weiter zurückliegende Kontakte wiederaufgefrischt werden. XING bietet die Möglichkeit der beruflichen Selbstdarstellung, was von Arbeitnehmern, Arbeitgebern, Freiberuflern und Selbstständigen sowie von Recruitern und Headhuntern genutzt werden kann.

Mit der Registrierung erhält jeder Nutzer ein eigenes Postfach, das ausschliesslich über XING zugänglich ist. Es stehen verschiedene Systemsprachen zur Verfügung, wobei in der Suchfunktion Mitglieder mit einer gemeinsam gesprochenen Sprache berücksichtigt werden.

Über eine Terminfunktion, die auch zur Organisation privater Termine verwendet werden kann, bietet XING ein umfangreiches Event- und Eventmanagement-Angebot mit thematischen und regionalen Bezügen. Auf diese Weise lassen sich Workshops, Seminare und Weiterbildungen recherchieren, es können aber auch eigene Events organisiert werden.

Das eigentliche virtuelle Leben spielt sich bei XING in den XING-Gruppen ab. Während einige öffentlich zugänglich sind, ist für andere eine Anfrage erforderlich, die vom Moderator der jeweiligen Gruppe bestätigt werden muss, um Mitglied werden zu können. XING verfügt auch über eine Jobbörse mit der Möglichkeit, Stellenangebote oder Stellengesuche zu schalten. Gleiches gilt für Freiberufler und Selbstständige, die ihre Dienstleistung zwecks Akquise von Aufträgen potenziellen Kunden präsentieren oder sich über eine Projektbörse auf Ausschreibungen von Unternehmen bewerben können.


Die Meinungen über XING hinsichtlich der Möglichkeit, gute geschäftliche Kontakte zu knüpfen, gehen auseinander. (Bild: racorn / Shutterstock.com)
Die Meinungen über XING hinsichtlich der Möglichkeit, gute geschäftliche Kontakte zu knüpfen, gehen auseinander. (Bild: racorn / Shutterstock.com)


Ein kritischer Blick auf XING

Die Meinungen über XING hinsichtlich der Möglichkeit, gute geschäftliche Kontakte zu knüpfen, gehen auseinander. Unternehmen berichten eher selten über Erfolge bei der Stellenbesetzung, die sie über XING erzielt haben. So werden eingestellte Profile vorwiegend von Unternehmerseite genutzt, um Informationen über Mitarbeiter, Bewerber und andere potenzielle Kandidaten zu sammeln. Gleiches gilt für Selbstständige und Freiberufler. Sie bestätigen zwar den einen oder anderen geschäftlichen Kontakt oder auch Auftrag, verneinen aber positive Effekte hinsichtlich lukrativer Aufträge und auf Vertrauen und Langfristigkeit angelegte Geschäftskontakte.

Immer häufiger beschweren sich Mitglieder über die wachsende Anzahl unerwünschter E-Mails mit fragwürdigen Inhalten, die als Spam und darüber hinaus auch als Stalking bezeichnet werden können. Negativ wird in diesem Zusammenhang gesehen, dass Nutzer in derartigen Fällen erfahrungsgemäss nicht auf Unterstützung von XING hoffen können. In die Kritik geraten ist auch, dass XING Unternehmensprofile automatisch aggregiert unter der Voraussetzung, dass mindestens vier Mitarbeiter eines Unternehmens bei XING registriert sind. Diese fragwürdige Vorgehensweise ist auch aus rein rechtlichen Gründen problematisch, da diese Unternehmensprofile regelmässig kein Impressum aufweisen.



Für die Schweiz relevant ist die Tatsache, dass XING seit dem 12. März 2014 für Schweizer Kunden die Preise gegenüber anderen Ländern wie Österreich und Deutschland deutlich angehoben hat. Das löste heftige Proteste seitens der Nutzer in der Schweiz aus, die sich über den massiven Preisanstieg für die Premium-Mitgliedschaft beschwerten und einen kleinen Shitstorm lostraten. Bedingt ist dieser Preisanstieg dadurch, dass XING in der Schweiz die Abrechnungsmodalitäten von Euro auf Schweizer Franken umgestellt hat, wodurch sich die Premium-Mitgliedschaft umgerechnet auf ein Jahr nahezu verdoppelte.

In der Kritik stehen auch die Schutzeinstellungen, die als nicht transparent genug bezeichnet werden. Sie erschweren die Kontrolle über die persönlichen Daten, weshalb User häufig ihre eigenen Kontaktbeziehungen ungeschützt gegenüber einer breiten Öffentlichkeit offenbaren. Das gilt insbesondere für den Lebenslauf sowie die Kontaktdaten, weshalb es wichtig ist, die Standardeinstellungen über die Privatsphäre sorgfältig zu prüfen. Wer nicht möchte, dass sein Profil über Suchmaschinen gefunden wird, kann den Zugriff für Suchmaschinen sperren.

 

Oberstes Bild: © Gil C – Shutterstock.com

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