Die Karriere als Frau und wie Sie sie mit der Familienplanung vereinbaren
VON Daniel Lehrmann Organisation Selbstmanagement
Das wackelnde Selbstbild der Frauen
It’s a man’s world – so oder so ähnlich stellen sich viele Frauen die höheren Positionen in Unternehmen vor. Zwar stimmt das in den meisten Fällen auch, aber das liegt selten daran, dass die dortigen Männer etwas gegen Frauen einzuwenden hätten. Häufig ist es ganz einfach mangelndes Selbstbewusstsein, welches dem angeblich schwachen Geschlecht zu schaffen macht. Objektive Gründe dafür gibt es nicht: In der Führungsetage spielen die anatomischen Unterschiede zwischen Mann und Frau keine Rolle, es kommt allein auf die Leistung des Gehirns an – und die fällt bei gleichermassen qualifizierten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen identisch aus.
Dennoch gibt es da noch den familiären Aspekt, der nicht vergessen werden darf. Schauen wir uns also zunächst an, wie man als Frau die Familie in den Beruf einbinden kann, ohne sie zu vernachlässigen.
– Hände weg von der Arbeit!
Wer nach dem Aufstehen sofort zu Smartphone, Notebook und Computer greift, um geschäftliche E-Mails zu prüfen, macht schon etwas falsch. Diese Zeit sollte von zeitlich eingespannten Frauen genutzt werden, um sie mit der Familie zu verbringen. Dahinter muss sich auch gar kein ausgefallenes Programm verbergen. Ein einfaches Frühstück kann ebenso helfen wie kurze Gespräche oder den Kindern beim Anziehen zu helfen. Die Art und Weise, wie diese Zeit verbracht wird, ist nicht weiter wichtig – sondern dass sie überhaupt stattfindet.
– Erreichbarkeit ist wichtig:
Kleinkinder sind ungern über längere Zeiträume von einem Elternteil getrennt. Da es sich berufsbedingt aber nicht anders regeln lässt, sollten sie zumindest das Gefühl bekommen, die Eltern praktisch permanent erreichen zu können. Per Telefon oder Handy geht das am einfachsten, so dass Kinder in schwierigen Situationen sofort Kontakt aufnehmen können. Falls das einmal nicht klappt, sollte man den Kindern versprechen, den Fehler wiedergutzumachen – und sich natürlich daran halten.
– Regelmässige Auszeiten:
Arbeit und Geldverdienen sind nur Mittel zum Zweck: Frauen sollten sich Zeit nehmen, mit dem Lebenspartner und den Kindern auch hin und wieder zu verreisen – ohne dabei den Blick auf dem E-Mail-Konto zu haben. Auch kann es nicht schaden, wichtige Stationen im Berufsleben mit dem Partner zu besprechen, denn zwei Köpfe denken immer weiter als ein einzelner.
– Konkurrenz? Interessiert mich nicht.
Als Frau sollte man auch lernen, nicht jede Konfrontation im Büro zu suchen. Eigene Schwächen sollten ebenso akzeptiert werden wie die Stärken anderer. Wenn eine Frau weiss, was sie kann, werden unnötige Streitereien im Büro vermieden. Das wirkt sich auch positiv auf das Privatleben aus, denn Streit im Büro wird gerne auch mit nach Hause genommen, wo sich die negativen Gefühle dann an den falschen Personen entladen können.
Aber wo bleibt die Karriere?
Die vorangegangenen Tipps waren vor allem für ein gesundes Privatleben geeignet. Da das jedoch nur die halbe Miete ist, wollen wir uns nun ansehen, wie man als Frau auch im Berufsleben Erfolge feiern kann, ohne die soeben gewonnenen Erkenntnisse zu vernachlässigen.
– Frau – na und?
Das klassische Rollenbild von Frau und Mann verleitet auch viele Frauen dazu, sich selbst bei gleicher Stellung im Unternehmen instinktiv zunächst unterzuordnen oder sogar auf ergonomisch gestaltete Büroräume zu verzichten – was falsch ist. Mit Kollegen desselben Rangs sollte auch so kommuniziert werden, unabhängig vom Geschlecht. Zu deutlich sollte man aber nicht werden: Niemand mag das Bild der übereifrigen, aufmüpfigen Feministin, die grundlos von oben herab auf Männer schaut.
– Hat Weiblichkeit im Büro einen Platz?
Die Kleidung sollte zwar Weiblichkeit ausstrahlen – wie etwa durch einen Rock oder eine angemessene Bluse –, aber sie sollte auch nicht dazu dienen, die Mitarbeiterin als „kleines Mädchen“ dastehen zu lassen. Der Mittelweg ist am besten: Allzu männliche Kleidung wirkt abschreckend, grell leuchtende Farben erzielen denselben Effekt. Der klassische, seriöse Auftritt ist auch nach Jahrzehnten noch immer am besten.
– Das Führen lernen:
Jungen wird in unserer Gesellschaft von klein auf beigebracht, stark und verantwortungsbewusst zu agieren. Bei Mädchen ist das häufig nicht der Fall, was sich dann auch auf die persönliche Entwicklung der Frauen auswirkt. Unter Umständen kann es daher helfen, Seminare oder ähnliche Events zu besuchen, auf denen das Führen gelehrt wird.
– Pausen sind wichtig!
Wer die Karriereleiter hochrast, verliert Familie und Freunde oft aus den Augen. Eine kurze Pause zur Reflexion kann daher nicht schaden: Bin ich hier, weil ich nur Geld verdienen möchte, oder habe ich tatsächliches Interesse an dem Beruf? Werden diese Fragen nicht beantwortet, könnte dies langfristig zu Unzufriedenheit auch im Privatleben führen – und darunter leiden dann sowohl die Frau als auch der Partner und die Kinder.
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