Kreativ und dennoch produktiv - nichts für Ja-Sager

Kreativ arbeitende Menschen haben oft ein massives Problem: Entweder sie haben zu wenig Arbeit oder sie sind viel zu eingespannt, um ihrer Kreativität wirklich freien Lauf zu lassen. Während Erstere immer sehen müssen, wie sie über die Runden kommen, schlägt sich die zweitgenannte Spezies mit Deadlines herum und lässt sich trotzdem immer weiter mit neuen Aufträgen zuschaufeln. Manche Kreative jedoch finden durchaus das richtige Mass!

Irgendwo zwischen Flaute und Überarbeitung liegt die richtige Auslastung. Es gibt tatsächlich einige Kreative, die mit einer erstaunlichen Produktivität arbeiten. Vieles liegt am Ausgleich zwischen Leistung und Lohn. Diese Kreativen sind keinesfalls die Immer-Ja-Sager, im Gegenteil: Es handelt sich eher um Nein-Sager. Es sind Kreative, die auch mal über Preise und Deadlines verhandeln. Sie können sich dann aber ganz tief in ihr kreatives Schaffen stürzen.

Dringend Arbeit gesucht!

Dieser Aufmacher begegnet uns nicht nur auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Auch in der Kreativbranche tummelt sich eine Masse an Anbietern der unterschiedlichsten Leistungen, die aus Mangel an Aufträgen regelrechte Hilferufe aussendet. Dabei offenbart sich ein Bild, das geprägt ist von völlig absurd unterdurchschnittlichen Preisen und oftmals auch von Offerten, die schon vom Inhalt und Stil her nichts Gutes erahnen lassen. Viele der modernen Kreativschaffenden sind Autodidakten, Quereinsteiger oder auch nur Menschen, die ihre kreative Leistungskraft völlig falsch einschätzen. Aus Mangel an anderen Beschäftigungen stürzen sie sich auf Arbeitsfelder, die scheinbar einfach zu beherrschen sind. Wie weit diese Einschätzung daneben liegt, zeigt sich in der konstant miesen Nachfrage und entsprechend dürftiger Auftragslage. Da ist es kein Wunder, wenn dringend Arbeit gesucht wird, um den Lebensunterhalt irgendwie zu sichern.

Hilfe, ich habe zu viel Arbeit!

Dieser Hilferuf ist unter den freischaffenden und selbständigen Kreativen zwar eher selten zu hören, aber es gibt ihn. Professionell agierende Freischaffende bieten ausgereifte Leistungen an, die dann häufiger am Markt angefragt werden. Bevor sich diese fleissigen Kreativen ihrer komfortablen Auftragslage erfreuen können, liegen meist lange Durststrecken hinter ihnen, geprägt von Akquise, nur gelegentlichen Aufträgen und der eigenen zielorientierten Profilierung. Wenn in diesen Zeiten jeder Auftrag angenommen wird, der vom Qualitätsanspruch und vom Preis her halbwegs umsetzbar und akzeptabel ist, droht Gefahr: Auf dieser Etappe der Konsolidierung verlernen es viele Kreativschaffende unter Umständen, Nein zu sagen oder die Preise für bestehende Kunden vernünftig anzuheben.



Die qualitativ gute, oftmals schnelle und zuverlässige Arbeitsweise hat sich herumgesprochen und nun boomt der Laden so richtig? Nun gibt es täglich neue Interessenten und Anfragen – und die schon mit Vorschusslorbeeren Geehrten können dazu wohl kaum Nein sagen. Am Ende dieses Prozesses häuft sich ein Berg von Arbeit an, der kaum noch zu bewältigen ist. Dabei haben die Kreativarbeiter vor allem ein Problem: Sie arbeiten nicht hauptsächlich mit Maschinen, sondern in erster Linie mit dem Kopf. Und der lässt sich selten wie eine Maschine auf „schneller“ umstellen. Zumindest nicht dann, wenn die Leistungen auch künftig die gewohnt hohe Qualität haben sollen.

Letztlich kommt die Einsicht, dass man zu dem einen oder anderen Auftrag auch hätte Nein sagen können. Deadlines haben noch lange nichts mit Sterben zu tun. Und eine Auftragsregulierung geht durchaus auch über den Preis. Wer gute Arbeit leisten soll, braucht dafür einen freien Kopf, Zeit und ein gut gefülltes Bankkonto. So ist das nun einmal, auch wenn eine Menge Auftraggeber das zumindest im ersten Moment scheinbar nicht verstehen können.

Die kreativen Nein-Sager können meist mit Qualität überzeugen

Wer ein echter Meister seines kreativen Handwerks ist, muss sich um lukrative Aufträge auf Dauer nicht sorgen. Gute Arbeit bleibt nicht im Verborgenen, schon gar nicht dann, wenn sie zur Sicherung des Lebensunterhaltes dient. Der produktive Kreative ist ein Nein-Sager, weil er das, was er tut, mit ganzem Herzen und vollem Einsatz tut. Und diese Leidenschaft verbietet es ihm, Zeit auf Nebenschauplätzen zu verschwenden, sich von Deadlines treiben zu lassen oder sein Hirn mit Geldsorgen zu blockieren.


Als Kreativer soll man Nein sagen können. (Bild: Rommel Canlas / Shutterstock.com)


Daher ist es für diese Spezies von Kreativen unverzichtbar, Nein zu sagen. Nein zu Auftraggebern, die zu schnell, zu viel, zu Gutes zum Schleuderpreis haben wollen. Nein zu Besuchern, die die eigene Arbeit stören und Zeit rauben, Nein zu irgendwelchen alltäglichen Unterbrechungen, wenn diese die schöpferische Arbeit aus dem Takt bringen. Aus dieser Sicht sind die produktiven Kreativen schon eine eigene Art von Mensch, die uns nicht selten merkwürdig und wenig attraktiv erscheint.

Erst dann, wenn wir wissen, warum diese Leute immer wieder mit einem Nein selbst Freunde, Lebenspartner und mögliche Kunden brüskieren, verstehen wir, was kreative Produktivität bedeutet. Sie bedeutet, eine schöpferische Leistung mit allem zu erbringen, was die eigene Persönlichkeit zur Verfügung stellt. Wissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Gefühl und vor allem ganz viel Phantasie sind die Zutaten für eine hochwertige kreative Arbeit. Von Deadlines, Dumpingpreisen und Auftragsnot ist dabei keine Rede. Aber auch eine Überhäufung mit in enge Zeitrahmen gepressten Aufträgen gehört hier nicht her – weil eben auch mal Nein gesagt werden muss, häufiger als sonst und vielleicht auch nicht immer an der richtigen Stelle. Im Ergebnis ist es aber immer gut für die produktive Kreativität, die Qualität und vor allem für die eigene, kreative Psyche.

 

Oberstes Bild: Kreativ und dennoch produktiv – nichts für Ja-Sager. (bikeriderlondon / Shutterstock.com)

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