Crowdinvesting als Unternehmensstarter der Zukunft?

Für Investitionen in Start-ups braucht man eine recht grosse Summe Geld – zumindest war das einmal so. Inzwischen ist es auch für Privatanleger mit einem vergleichsweise bescheidenen Einkommen möglich, frische Unternehmen mit Geld zu versorgen. Auch in der Schweiz gibt es einige Beispiele dafür. Aber lohnt sich das auch tatsächlich oder verbergen sich nicht doch erhebliche Risiken hinter der Kapitalanlage?

Wie man 3 Milliarden US-Dollar verdient

Wir erinnern uns: Vor einigen Wochen kaufte Facebook den Messenger WhatsApp für unfassbare 19 Milliarden US-Dollar. Damit es WhatsApp überhaupt zu einem interessanten Unternehmen bringen konnte, war jedoch Kapital notwendig – welches die damals junge Firma unter anderem von der Risikokapitalgesellschaft Sequoia Capital erhielt. 60 Millionen US-Dollar schoss Jim Goetz, Mitarbeiter von Sequoia Capital, dem Unternehmen zu. 

Anfang Februar 2014 war diese Summe plötzlich 3 Milliarden US-Dollar wert. Das entspricht einer Verfünfzigfachung des damals eingesetzten Kapitals – der Traum eines jeden Anlegers. Sicherlich stellen Geschichten wie diese eine Ausnahme dar, aber auch in der Schweiz hat man inzwischen Blut geleckt: Sensirion oder Doodle sind bemerkenswerte Beispiele für gelungene Start-ups hierzulande. Investitionen von den beispielhaften 60 Millionen US-Dollar sind jedoch nur für wenige Unternehmen tragbar – und noch weniger für Privatanwender. Inzwischen hat sich dieses Blatt jedoch gewendet.

Die Probleme junger Start-ups

Die übliche Finanzierung eines Start-ups ist mit zahlreichen Hürden verbunden: Zu Beginn können die frischen Unternehmer nur selten die üblichen Finanzierungskanäle in Anspruch nehmen. Gegenüber Banken geniesst man mit einer einfachen Idee in der Regel kein Vertrauen. Risikokapitalgesellschaften sind in den frühen Phasen eines Start-ups – wo es vielleicht nur eine Idee und ein wenig Startkapital seitens der Gründer gibt – ebenfalls nur selten an einem solchen Unternehmen interessiert, da in der Regel entweder keine garantierten Gewinne in Aussicht gestellt werden können oder das Investitionsvolumen zu niedrig liegt.

Diese Gesellschaften haben in der Regel kein Interesse daran, beispielsweise 20‘000 Franken beizusteuern. In diese Lücke sollen in Zukunft am besten Privatpersonen springen: Sie sollen dabei helfen, die Equity-Lücke zwischen dem Unternehmensstart und dem ersten Cashflow zu füllen – und das hört heutzutage auf den Begriff Crowdinvesting.

Wie aus kleinen Beträgen grosse Summen werden

100 Franken sind nicht viel Geld. 1‘000 * 100 Franken hingegen sind schon 100‘000 Franken – was schon ein recht ordentlicher Betrag ist. Würden also 1‘000 Personen auf der ganzen Welt nur jeweils 100 Franken zu einem Unternehmen beisteuern, wären die ersten Schritte schon gemacht. Dieses Prinzip namens Crowdinvesting können Privatanleger inzwischen auch über das Internet nutzen. Diverse Anbieter offerieren dort Plattformen, wo lächerlich wirkende Beträge wie 10 Franken in ein Start-up investiert werden können.

Nach oben hin sind hingegen kaum Grenzen gesetzt. Ein Beispiel ist die deutsche Plattform companisto.com, andere Anbieter funktionieren jedoch nach demselben Schema: Eine Geschäftsidee wird präsentiert, eine Geldsumme für die Verwirklichung der Pläne wird genannt und einige Fragen werden beantwortet. Mit einem einzigen Klick kann dann die Beteiligung an einem Unternehmen erfolgen. Die Schweiz ist einer der Vorreiter auf diesem Gebiet, denn inzwischen kommt ein Drittel der Geldmittel für das Crowdinvesting aus diesem Land.

Eine sichere Sache…

Verschiedene Sicherheitsnetze sollen dafür sorgen, dass der Umgang mit diesen Plattformen Spass macht: Sobald der benötigte Betrag zusammengetragen wurde, beginnt das Start-up mit seiner Arbeit. Wird die gewünschte Summe vor Erreichen einer Deadline nicht erreicht, bekommen die Investoren ihr Geld zurück. Klappt das Vorhaben aber, werden alle Geldgeber am zukünftigen Gewinn und auch dem Unternehmenswert beteiligt. Der Unterschied zum bekannten Crowdfunding, wie es etwa kickstarter.com anbietet, besteht auch in ebenjener Gewinnbeteiligung, denn das ist bei den Projekten des Crowdfundings normalerweise nicht gegeben. Auch bei eventuellen Verkäufen an grössere Unternehmen werden alle Investoren beim Crowdinvesting am Verkaufserlös beteiligt.


Nur 10 % aller Start-ups Unternehmen heben tatsächlich ab. (Bild: Maglara / Shutterstock.com)


… oder etwa nicht?

Was in der Theorie absolut sicher klingt, birgt in der Praxis leider doch Risiken. Beispielsweise existiert in der Unternehmerwelt die Faustregel, dass nur 10 % aller Start-ups tatsächlich abheben und Gewinne erwirtschaften können – und das ändert sich nicht, nur weil es sich um Unternehmen handelt, welche über das Internet finanziert werden. Eine ähnliche Plattform ist unter investiere.ch erreichbar: Dort müssen potenzielle Anleger erst nachweisen, dass sie Erfahrung im Start-up-Business vorweisen können und dass sie sich der Risiken bewusst sind.

Es ist ausserdem ein hohes Mass an Geduld erforderlich, bevor die investierte Summe Geld abwirft: Start-ups fangen nicht einfach mit der Arbeit an und erwirtschaften monatlich einen festen Gewinn. Es dauert in der Regel Jahre, bevor Erfolgsmeldungen verkündet werden. Eine Mindestbeteiligungsdauer von fünf bis zehn Jahren liegt also bei vielen dieser Plattformen vor – und in dieser Zeit kann das investierte Geld nicht „zurückgeholt“ werden.

Während also die Idee hinter dem Crowdinvesting tatsächlich spannend ist und sie dabei helfen kann, vielen Start-ups einen gelungenen Start in die Unternehmenswelt zu erlauben, ist die Geldanlage dennoch mit recht hohen Risiken verbunden. Dabei sollte man sich nicht in der einfachen Klick-und-fertig-Welt des Internets verlieren: Virtuelles Geld besitzt denselben Wert wie die Währung im Geldbeutel – und sollte entsprechend genauso vorsichtig behandelt werden.

 

Oberstes Bild: © Kristijan Zontar – Shutterstock.com

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