Die Frauenquote in Unternehmen

Die Frauenquote: Kommt sie oder kommt sie nicht? Diese Frage stellen sich Wirtschaft und Politik nicht nur in der Schweiz, sondern auch in zahlreichen anderen Ländern in Europa. Was eigentlich Vorteile für das schöne Geschlecht bieten soll, kommt aber selbst bei den Frauen nicht immer positiv an.

Warum das so ist und was die Frauenquote in der Schweiz für Unternehmen bedeuten könnte, zeigt dieser Bericht.

Gespaltene Republik

Mercuri Urval, seines Zeichens ein international angesehenes Beratungsunternehmen, führte zum Thema Frauenquote in der Schweiz erst im März 2014 eine Umfrage durch, die durch etwa 1’000 Befragte als repräsentativ gelten darf. Bei den Männern stösst die Frauenquote dabei nicht auf Zustimmung: Während sich 28 % positiv zu dem Thema äusserten, befanden 65 % eine mögliche Quotenregelung für mehr Frauen in den Chefetagen für unsinnig.

Aber: Dieses Bild darf man nicht allein den Geschlechterrollen in die Schuhe schieben, denn auch bei den Frauen stimmten immerhin 42 % dagegen, während 49 % für eine solche Regelung wären – was noch immer nicht einmal die Hälfte ist. Wohlgemerkt darf nicht vergessen werden, dass „nur“ 1’000 Personen befragt wurden. Auf die ganze Bevölkerung der Schweiz gerechnet, kann dieses Ergebnis also im einstelligen Prozentbereich noch abweichen. Warum aber sind nicht einmal die Frauen – welche wohl eindeutig von einer gesetzlichen Quote profitieren würden – für einen solchen Entwurf?

Schlusslicht Schweiz?

Um diese Frage zu klären, darf ein Blick auf die Politik hierzulande geworfen werden: 61 % der Männer und immerhin 45 % der Frauen waren der Meinung, dass eine Frauenquote überhaupt nicht politisch geregelt werden solle – denn schliesslich wären dafür die Unternehmen selbst zuständig. Dagegen sprachen sich 33 % der Männer und 44 % der Frauen für einen Eingriff von staatlicher Seite aus. Zum Vergleich: Momentan rangiert die Schweiz in Bezug auf Frauen in Führungspositionen im internationalen Vergleich nur auf Platz 25.

Die in diesen Dingen meist fortschrittlichen Länder aus Skandinavien nehmen Spitzenpositionen ein – aber auch Polen oder die USA. Ein Grund für das Misstrauen in die Politik ist auch in der liberalen Wirtschaftspolitik der Schweiz im Allgemeinen zu finden: Staatliche Eingriffe in die Wirtschaft? Nein, danke. So oder so ähnlich denken viele Einwohner, womit sie in der Regel sicherlich nicht falsch liegen.

Keine Akzeptanz in der Mittelschicht

Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Tatsache, dass gerade Männer und Frauen aus der Mittelschicht die Frauenquote für Unsinn halten. Personen mit niedrigen oder überdurchschnittlich hohen Löhnen hingegen äussern sich meist positiv im Hinblick auf mehr Frauen im Unternehmen. Woran das genau liegt, kann nur spekuliert werden: Einige Unternehmen machen dafür das traditionelle Rollenverständnis – die Frau versorgt die Kinder und bleibt daheim, während der Mann arbeitet -, welches in der Schweiz ausgeprägter ist als in vergleichbaren Ländern, verantwortlich.

Andere hingegen ziehen die schlechte Versorgung durch ausreichende Kindergartenplätze und vergleichbare Einrichtungen als Grund heran – wobei diese beiden Aspekte natürlich interagieren. Und das letzte, vielleicht wichtigste Problem, hört ganz einfach auf den Namen „Gleichberechtigung“ – und nicht Bevorteilung.


Ich bin hier oben, weil ich eine Frau bin. (Bild: ollyy / Shutterstock.com)


Ich bin hier oben, weil ich eine Frau bin

Gerade dieses Denken empfinden viele Frauen nicht als gleichberechtigt, sondern als unfair und auch unerwünscht. Jeder – und da bilden auch die Männer keine Ausnahme – möchte nun einmal am liebsten aufgrund seiner Leistung befördert werden und nicht wegen des Geschlechts. Denn das sollte bei der Entscheidungsfindung in der Tat keine Rolle spielen. Erfolg hat, wer ihn sich verdient hat. Das Beratungsunternehmen Schaffenberger zitiert dabei zahlreiche Unternehmen, welche eine Selbstregulierung wünschen und sich nicht einem staatlichen Quotenzwang unterstellen möchten. Das würde, zumindest auf lange Sicht, wieder zu Diskriminierungsdebatten führen – aber aus Sicht der Männer. Wer würde schon gerne einer schlechter qualifizierten Person den Vortritt lassen, nur weil das Geschlecht zufällig stimmt?

Das experimentierfreudige Basel

Bevor eine solche Quote landesweit durchgesetzt wird, probieren wir es selbst: So oder so ähnlich könnten die stimmberechtigten Personen in Basel gedacht haben, als dort im Februar eine erste Frauenquote in „staatlichen und staatsnahen“ Unternehmen eingeführt wurde. Über 56’000 Personen stimmten ab und sprachen sich insgesamt – wenn mit 57 % auch nur knapp – für eine Frauenquote aus.

In diversen Verwaltungsräten und im Bankrat der Kantonalbank soll in Zukunft ein Drittel der Belegschaft durch Frauen gestellt werden. Diese müssten zwar erst gefunden werden, aber an qualifizierten Frauen mangele es nicht. Die ersten Stimmen klangen vor etwa einem Monat positiv: Guy Morin etwa war überrascht über den aus seiner Sicht positiven Ausgang. Auch Leila Strauman, Leiterin des Gleichstellungsbüros in Basel, begrüsste die Entscheidung – vor allem auch deshalb, da sie selbst nicht mit einem positiven Ausgang gerechnet hatte. Als negativ empfinden die Quote für allem junge Liberale, darunter viele Frauen wie Diana Blome, welche „Zwangsfrauen“ in Führungspositionen für falsch halten.

Fazit

Das Fazit lautet, dass noch keines gezogen werden kann. Eine landesweite Frauenquote scheint mittelfristig nicht durchsetzbar – und wahrscheinlich auch nicht erwünscht. Aus Sicht der Unternehmen wird man die Entwicklung in Basel aber mit Sicherheit genau verfolgen um daraus – hoffentlich faire – Beschlüsse ziehen zu können.

 

Oberstes Bild: © Andresr / Shutterstock.com

jQuery(document).ready(function(){if(jQuery.fn.gslider) {jQuery('.g-22').gslider({groupid:22,speed:10000,repeat_impressions:'Y'});}});