Xing verärgert Schweizer Kunden mit massiver Preisanpassung

Xing hat in der Schweiz mit einem wahren Entrüstungssturm – neudeutsch „Shitstorm“ – zu kämpfen. Das Netzwerk für den Businessbereich hatte angekündigt, dass die Dienste des Business Anbieters im Premium-Bereich um satte 67 Prozent angehoben werden sollen und das „exklusiv“ für die Kundschaft aus der Schweiz.

Selbst Kunden, die dem Unternehmen seit Jahren treu sind, sollen von der Preisanpassung betroffen sein. Neben dem „Shitstorm“ hat diese Entscheidung des Unternehmens auch eine Flut an Kündigungen aus der Schweiz nach sich gezogen.

Kunden aus der Schweiz kehren dem Business-Netzwerk Xing verärgert den Rücken

Auslöser für den „Shitstorm“ war eine E-Mail, welche das Netzwerk im Bereich Business an seine Kunden in der Schweiz verschickt hatte. Es drehte sich dabei um die Premium-Mitgliedschaft bei Xing. Den betreffenden Kunden wurde auf dem Mailweg mitgeteilt, per 24. April 2014 würde das Unternehmen seine Verrechnung von Euro in Franken umstellen. Dadurch würde sich die Mitgliedschaft für Premium-Kunden von 77 Euro im Jahr auf 155,40 Franken erhöhen. Das bedeutet einen Aufschlag von annähernd 67 Prozent – also mehr als 2/3 des bisherigen Preises.

Darüber waren die Schweizer Kunden dermassen erbost, dass sie sich nicht nur auf den Social Media Plattformen Luft verschafften, sondern auch ihre teils langjährige Mitgliedschaft bei Xing fristlos aus besonderem Grund kündigten. Das offizielle Forum von Xing wurde zeitgleich in dreistelliger Höhe an empörten Mitteilungen überflutet. Besonders verärgert waren die Kunden darüber, dass das Unternehmen Umstellung und Preisanpassung mit „Kundenwünschen“ motivieren wollte – wer möchte schon freiwillig für eine Dienstleistung Zweidrittel mehr bezahlen?

Xing versuchte schnell zu retten, was so eben noch zu retten ist

Auf der Homepage versuchte Xing bisher vergeblich, den neuen Preis zu erklären. So war die Rede davon, man habe ganz besonders in der Schweiz ein exorbitant hohes Investitionsvolumen getätigt. Diese Investitionen, so Verantwortliche für den Bereich Social Media, würden den neuen Preis für die Premium-Mitgliedschaft mehr als rechtfertigen. Jedenfalls nach der Ansicht des Unternehmens.


Twitter wurde dabei zu einer der primären Plattformen, über welche sich die Xing-Kunden nachhaltig Luft verschafften und ihren Unmut sowie ihr Unverständnis formulierten. (Bild: Anikel / Shutterstock.com)


Twitter wurde dabei zu einer der primären Plattformen, über welche sich die Xing-Kunden nachhaltig Luft verschafften und ihren Unmut sowie ihr Unverständnis formulierten. So war dann auch Roger Beer, zuständiger Mann für die Schweiz im Business-Netzwerk, bestrebt, Schadenminimierung zu betreiben – bisher ohne echten Erfolg. Es sollte gerettet werden, was noch zu retten war. Doch bis zu diesem Unterfangen hatten die Schweizer Kunden von Xing dem Anbieter schon in Scharen den Rücken zugewandt. Eine offizielle Stellungnahme des Unternehmens dauerte schlicht zu lange.

Die Kernfrage der Premium-Kunden aus der Schweiz war schnell ausgemacht. Wieso sollte man binnen eines Monats plötzlich fast 70 Prozent mehr für das Angebot des Business-Netzwerkes zahlen? Die Leistungen wurden ja nicht in gleichen Bahnen angepasst. Doch mehr als reine Floskeln konnte das Unternehmen bisher nicht zur Beruhigung der Nutzer produzieren.

Twitter-Nutzer waren ausser sich: „Bedeutet Xing – wie schrotte ich mein Business in der Schweiz am schnellsten?“, „Das Verhältnis von Preis und Leistung ist durch die Erhöhung nicht mehr stimmig“ – Nur zwei Stimmen, die aber stellvertretend für die Gesamtreaktionen auf den Social Networks stehen.

Marketing-Platzhalter als Erklärung für massiven Preisanstieg

Der zuständige Manager für die Schweiz, Roger Beer, nahm nach dem „Shitstorm“ und einer regelrechten Kündigungsflut dann doch Stellung zu den Motivationsgründen des Hauses Xing, die dazu führten, den Kunden aus dem Premium-Sektor diese Preisanpassung zu mailen.

Xing führt an, dass man sich sehr wohl darüber bewusst war, dass es zu diesen Reaktionen auf digitalen Wegen kommen würde. Gerade als Unternehmen aus dem Sektor Social Media war man darauf vorbereitet. Da man aber seit Jahren nicht unerheblich in das Produkt der Premium-Kunden investiert habe, sei nun der Zeitpunkt für einen Rückfluss gekommen. Darum sei diese erstmalige Preisanpassung unumgänglich gewesen.

Langjährige Kunden überproportional betroffen

Xing räumte durch Roger Beer ein, dass gerade die Kunden stark betroffen wären, die bereits seit vielen Jahren – teils bis zu zehn Jahren – Kunden des Hauses Xing seien. Je länger man Kunde bei Xing sei, desto stärker würde sich die Preiserhöhung real auswirken. Das würde daran liegen, so Xing, dass man in den letzten zehn Jahren keinerlei Erhöhungen vorgenommen, aber das Produkt fortwährend verbessert habe.

Über viele Jahre seien immer neue Innovationen implementiert worden, ohne die Kosten für derartige Überarbeitungen auf den Kundenkreis umzulegen. Jetzt aber, mit der Neueinführung des vollständig überarbeiteten Angebots in der Sparte der Premium-Kunden, sei es auch an der Zeit, die Preise für die Leistungen dem Istzustand anzugleichen. Das bedeutet, dass die Altkunden nun auf den Level gehoben würden, den Neukunden ohnehin schon bezahlen würden.

Anbietertreue wird bestraft?

Xing wollte die Anpassung nicht als Bestrafung der Bestandskunden sehen, sondern die Kunden sollen bitte dem Rechnung tragen – in Form von Schweizer Franken – was man als Unternehmen geleistet habe. Dazu würde eben auch gehören, dass man das Xing-Team in der Schweiz massiv ausgebaut habe, wodurch den Wünschen der Kunden weitaus genauer entsprochen werden könne. Zudem, so Xing, sei der neue Premium-Bereich absolut nicht mehr mit dem vergleichbar, was noch vor Jahren darunter zu verstehen gewesen sei.

Neue Anwendungen, ausgefeilte Besucherstatistiken – dies seien nur zwei Beispiele, wie sich Xing für die Schweizer Kundschaft positiv entwickelt habe. Zudem dürfe man die kostenlosen Zusatzleistungen – 30 Prozent Nachlass auf Hotelbuchungen und Autovermietungen weltweit, Onlinekurse, kostenfreie Buchzusammenfassungen usw. – nicht vergessen, welche das Unternehmen im Rahmen der Premium-Mitgliedschaft offeriert. Allein die Onlinekurse würden einem Wert von circa 1’000 Schweizer Franken entsprechen.

Als man vor rund vier Jahren die Frage, ob die Schweizer das Angebot auch in Franken bezahlen können würden, damit beantwortete, das würde kommen und wäre basierend auf Wechselkursgewinnen sehr lukrativ für Schweizer Kunden, haben sich die Xing-Kunden das sicher ganz anders vorgestellt.

 

Oberstes Bild: © Gil C / Shutterstock.com

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