Alkoholismus im Unternehmen nicht auf die leichte Schulter nehmen

Alkohol gehört auch in der Schweiz zu den sogenannten Kulturdrogen. Damit ist die Suchtdroge Nummer 1 auch in der Schweiz weitgehend akzeptiert und grenzt sich damit neben Nikotin und Cannabis von den harten Drogen ab. Dabei ist ein risikoreicher Alkoholkonsum durchaus nicht unbedenklich. Der wirtschaftliche Schaden durch Alkoholmissbrauch und Alkoholsucht geht in die Milliarden.

Davon abgesehen stellt der missbräuchliche Genuss von Alkohol auch ein gesundheitliches Risiko dar und beeinflusst nicht unwesentlich die Psyche der Betroffenen. Auch in vielen Schweizer Unternehmen spielt Alkoholmissbrauch eine nicht unbedeutende, oftmals aber verschwiegene oder vernachlässigte Rolle. Die Gefahren des ungebremsten Alkoholkonsums einzelner Mitarbeiter sind allerdings nicht unerheblich.

Wann Alkohol im Unternehmen zum Problem wird

Fast jeder Schweizer trinkt gelegentlich mehr oder weniger Alkohol. In der Freizeit auf dem Ausflug ein Bier, im Restaurant zum guten Essen einen guten Wein, zur Familienfeier mal einen Schnaps. Die Anlässe sind vielschichtig und meist im sozialen Bezug zu anderen Menschen. Das ist zunächst kein Problem, solange die Grenzen eines unproblematischen Alkoholkonsums eingehalten werden. Die liegen bei Männern unter vier, bei Frauen unter drei alkoholischen Getränken je Gelegenheit. Natürlich sind beim anschliessenden Führen von Kraftfahrzeugen oder beim Bedienen von Maschinen und Anlagen und im Zusammenspiel mit Medikamenten andere Grenzen einzuhalten.

Problematisch wird der Alkoholkonsum jedoch dann, wenn die Grenzen bezüglich der Trinkmenge und der Trinkgelegenheiten gelegentlich oder regelmässig überschritten werden. Nach aktuellen statistischen Erhebungen sind etwa 22 % der Schweizer Wohnbevölkerung von einem risikoreichen Alkoholgebrauch betroffen. Über zehn Prozent trinken täglich Alkohol, immerhin über 43 % greifen mehrmals wöchentlich zur Flasche. Zum Problem im Unternehmen wird der Alkoholkonsum dann, wenn Mitarbeiter angetrunken zur Arbeit erscheinen oder gar während der Arbeitszeit regelmässig Alkohol trinken. Dann ist davon auszugehen, dass die betreffenden Mitarbeiter periodisch oder manifest alkoholabhängig sind.

Alkoholmissbrauch wird gern schöngeredet

Werden spürbar angetrunkene Mitarbeiter auf ihrer Arbeitsstelle auf den Alkoholgenuss hin angesprochen, folgen meist ausschweifende blumige Ausreden. Die grosse Feier am Vorabend, das kleine Bier in der Mittagspause, Hustensaft oder das unverfängliche Glas Wein werden oftmals vorgeschoben, um die riechbare Fahne zu rechtfertigen. Selbst bereits körperliche Auswirkungen des Alkoholkonsums werden mit irgendwelchen Ausreden wie etwa Schwindelgefühl begründet. Dabei ist hier das Gefühl des Schwindelns gar nicht so abwegig.

Nicht selten erwischt es selbst Führungskräfte, die versteckt oder offen im Büro mit hochprozentigen Alkoholika hantieren. Der Frust über schlechte Unternehmenszahlen oder der erfolgreiche Abschluss eines Geschäftes werden hier gern einmal mit einem guten Kognak bekräftigt. Egal, wie der Alkoholkonsum vor oder während der Arbeitszeit gerechtfertigt wird, in Ordnung geht er in keinem Fall. Alkohol am Arbeitsplatz oder unmittelbar vor der Arbeitstätigkeit ist immer problematisch.

Die versteckten Alkoholiker

Knapp ein Prozent der Schweizer weisen einen chronischen Alkoholmissbrauch auf, 3,2 % trinken mit mittlerem Risiko. Etwa 250’000 Eidgenossen gelten als alkoholabhängig. Diese Zahlen sind nur Schätzwerte, von einer hohen Dunkelziffer wird ausgegangen. Vielen Alkoholkranken gelingt es kurz-, mittel- oder langfristig, ihre Sucht geheim zu halten und nach aussen hin zu beherrschen. Die Flasche Wodka im Schreibtisch, das Bier unter dem Fahrersitz, immer einen guten Tropfen in der Garage und das Vermischen mit anderen Getränken gehören zu den üblichen Szenarien des vorsichtigen Verbergens.

Ständiges Lutschen von Pfefferminzdragees oder das unablässige Kauen auf Kaugummis werden oftmals gegen den typischen Alkoholgeruch im Atem bevorzugt. Nicht zuletzt suchen Abhängige im Internet nach Möglichkeiten, wie die lästige Alkoholfahne übertüncht werden könnte. Wer keinen Anlass zum Trinken hat, schafft sich einen und oftmals verschwinden Partner und Familienväter mit vorgeblichen Arbeiten im Keller oder in der Garage, um heimlich mal einen zu heben. Offen wird mit der Alkoholsucht nur selten umgegangen. So bleibt der Zustand des suchtgetriebenen und krankhaften Trinkens oftmals lange Zeit unentdeckt oder wird als Bagatellerscheinung ignoriert.

Trinker und Co-Alkoholiker

Oftmals bedienen sich Trinker sogenannter Co-Alkoholiker, um ihr problematisches und risikoreiches Trinkverhalten gesellschaftsfähig zu halten. Gemeinsame Gelage mit Freunden, Bekannten oder auch völlig Fremden holen das Trinken aus der Einsamkeit in einen scheinbar entspannten gesellschaftlichen Rahmen. Nicht selten tolerieren Eheleute das übermässige Trinken ihrer Partner als scheinbar vertretbar oder normal. Energische Reaktionen bleiben aus.

Auch Kollegen und Vorgesetzte bleiben in dieser Thematik oftmals stumm bis vorsichtig leise, solange die Arbeitsergebnisse stimmen und keine Auffälligkeiten publik werden. Jeder, der einen risikoreichen Alkoholkonsum stillschweigend oder folgenlos toleriert wird zum Co-Alkoholiker und unterstützt damit das abnorme Trinkverhalten der Betroffenen. Damit wird bei diesen auch die Hemmschwelle zu noch mehr Alkohol niedriger gesetzt, da sie sich auf vermeintlich sicherem Terrain bewegen.


Ein klar ausgesprochenes und strikt kontrolliertes Alkoholverbot im Unternehmen sollte zum Standard gehören. (Bild: toranosuke / Shutterstock.com)


Alkohol im Unternehmen rigoros verbieten

Ein klar ausgesprochenes und strikt kontrolliertes Alkoholverbot im Unternehmen sollte zum Standard gehören. Ebenso standardmässig sind Verstösse gegen ein solches Alkoholverbot unabhängig von der Stellung zu ahnden. Das kann bis hin zur fristlosen Kündigung führen. Damit sorgen verantwortungsvolle Unternehmen dafür, dass eventuell bestehende Alkoholprobleme nicht weiter gefördert und toleriert werden. Alkoholische Getränke haben am Arbeitsplatz ebenso wenig zu suchen wie angetrunkene oder volltrunkene Beschäftigte.

Auch wenn Alkoholismus als Krankheit anerkannt wird, ist das kein Grund, einen risikoreichen Umgang mit Alkohol bei den Beschäftigten zu tolerieren. Letztlich hängen von einem abstinenten Verhalten im Arbeitsumfeld auch die Leistungen im Betrieb, das Ansehen des Unternehmens nach aussen und die Unfallverhütung in entscheidendem Masse ab. Und gerade hier sollte es weder Toleranzen noch Kompromisse geben.

 

Oberstes Bild: © Photosebia – Shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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