Schilling-Report 2014: Mehr Frauen und weniger Ausländer in Schweizer Chefetagen

Guido Schilling gilt als der Doyen der Schweizer Personalberater. Mit seiner Züricher Beratungsfirma ist der „Executive Researcher aus Leidenschaft“ – so seine Selbstbeschreibung – bereits seit 1987 sowohl in der Schweiz als auch international aktiv. Einmal im Jahr gibt er den Schilling-Report heraus, der aktuelle Trends im Premium-Segment des Schweizer Arbeitsmarktes zusammenfasst. Der Schilling-Report 2014 weist unter anderem aus, dass der Ausländeranteil bei Fach- und Führungskräften im vergangenen Jahr zurückgegangen ist, jedoch immer mehr qualifizierte Frauen eine Führungsposition erreichen.

Die fortlaufenden Immigrationsdebatten dürften dazu beigetragen haben, dass sich ausländische Hochqualifizierte weniger als bisher für einen Stellenwechsel in die Schweiz entscheiden. Das Abstimmungsergebnis zur Masseneinwanderung selbst hatte auf die Daten des Schilling-Reports jedoch noch keinen Einfluss, da diese vor dem 9. Februar 2014 – dem Tag des Referendums – erhoben worden sind. In anderen Bereichen wirkt es sich dagegen bereits aus: Die Konjunkturforscher des unabhängigen Wirtschaftsforschungsinstituts BAK Basel korrigierten deshalb ihre Wirtschaftsprognosen für 2014 leicht nach unten. 

Sinkender Ausländeranteil in Schweizer Chefetagen

Der Ausländeranteil in Schweizer Chefetagen hatte von 2010 bis 2012 konstant bei 45 Prozent gelegen, im vergangenen Jahr ist er auf 42 Prozent gefallen. Zu diesem Ergebnis kommt der Schilling-Report 2014 anhand der Personaldaten der 119 grössten Schweizer Unternehmen. Auch die Neueinstellungen von ausländischen Managern auf Geschäftsleitungsebene sind zurückgegangen. Gegenüber 2012 sind sie von 52 Prozent auf 48 Prozent gefallen. Ein anderes Bild zeigt sich lediglich bei den 20 Unternehmen, die dem SDI (Swiss Market Index) zugerechnet werden. Die personelle Zusammensetzung ihrer Unternehmensleitungen spiegelt mit einem Ausländeranteil von 65 Prozent deren internationale Aktivitäten. Trotzdem ist auch hier der Anteil ausländischer Top-Manager im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozentpunkte zurückgegangen.

Der Report betont allerdings, dass es zu früh sei, aus diesen Zahlen auf einen Trend zu folgern. Der Rückgang des Ausländeranteils innerhalb der wirtschaftlichen Führungsriege sei allenfalls durch die mediale und gesellschaftliche Diskussion im Vorfeld des Einwanderungs-Referendums beeinflusst. Ganz auszuschliessen ist jedoch trotzdem nicht, dass sich vor allem Hochqualifizierte bereits lange vor der Abstimmung sehr gründlich überlegen, ob sie sich für eine berufliche Perspektive in der Schweiz entscheiden sollen.

Hochqualifizierte Frauen sind in Schweizer Führungsgremien im Kommen

Im Gegensatz dazu erhöhte sich der Anteil von Frauen in den Unternehmensleitungen der grössten Schweizer Firmen recht kontinuierlich. Drei Prozent der Firmenchefs sowie sechs Prozent der Mitglieder von Geschäftsleitungen waren 2013 Frauen, die in den untersuchten Unternehmen also insgesamt neun Prozent des Top-Managements stellen. Die Studienautoren merkten dazu allerdings etwas ironisch an, dass Frauen trotz des positiven Trends in absehbarer Zeit wohl kaum Personalengpässe bei hochqualifizierten Spezialisten kompensieren dürften, die durch den sinkenden Ausländeranteil künftig entstehen könnten. Zum einen ist ihre Zahl dafür bis auf weiteres zu niedrig, zum anderen haben 70 Prozent der Chefinnen selbst keinen Schweizer Pass. 


Der Anteil von Frauen in den Unternehmensleitungen der grössten Schweizer Firmen erhöht sich kontinuierlich. (Bild: Andrey_Popov / shutterstock.com)


Zum steigenden Frauenanteil auf echten Führungspositionen meldete sich auch Guido Schilling selbst zu Wort. Aus seiner Sicht ist dieser Trend nicht mehr umkehrbar. Die hochqualifizierten Frauen seien bereits in den Unternehmen und auf dem Arbeitsmarkt präsent. Auch in der Gesellschaft habe in diesem Punkt ein nachhaltiger Wertewandel stattgefunden, so dass der Anteil weiblicher Führungskräfte in Zukunft zwangsläufig weiter steigen werde.

BAK Basel: Planungsunsicherheiten bei generell positiven Wirtschaftsdaten

Welche Auswirkungen die Initiative gegen Masseneinwanderung auf den Zuzug ausländischer Spezialisten hat, dürfte sich im Schilling-Report 2015 – also in etwa einem Jahr – bereits erkennen lassen. Erwartet werden kann durchaus, dass sich der Negativtrend fortsetzt und verstärkt. Das BAK Basel gibt in einem anderen Bereich bereits heute eine pessimistische Prognose ab. Die Konjunkturexperten meinen, dass die Unsicherheit nach dem Referendum, das Wachstum des Schweizer Bruttoinlandsproduktes (BIP) bis 2015 im Vergleich zu bisherigen Prognosen um 0.3 Prozent schmälern werde. Die Aussichten für die Schweizer Wirtschaft sind trotzdem alles andere als schlecht, nachdem das BIP dürfte in diesem Jahr um 2.2 Prozent und 2015 um 2.3 Prozent wachsen.

Zu den langfristigen Auswirkungen des Referendums können und wollen die Konjunkturforscher bis auf Weiteres keine Vorschau geben. Vieles hänge davon ab, wie die praktische Umsetzung des Abstimmungsergebnisses verlaufe. Eine Einschränkung des Zugangs zum EU-Markt sowie eine stärker beschränkte Verfügbarkeit ausländischer Arbeitskräfte könnten durchaus spürbare wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen.

Insgesamt profitiert die Schweiz von der Erholung der globalen Wirtschaft, was auch dem Exportsektor zugute komme. Die Schweizer Exporte werden in diesem Jahr voraussichtlich um 4.7 Prozent wachsen, für 2015 sagt das BAK sogar ein Wachstum von 5.7 Prozent heraus. Zum allgemeinen Wirtschaftswachstum in der Schweiz steuere der Aussenhandel allerdings nur einen halben Prozentpunkt bei. Die aktuelle Planungsunsicherheit betreffe vor allem inländische Investitionen. Das Baugewerbe profitiere in diesem Jahr zwar noch von gut gefüllten Auftragsbüchern und wachse daher um rund ein Prozent, 2015 werde seine Leistung jedoch um 0.7 Prozent schrumpfen.

Die Ausrüstungsinvestitionen befänden sich mit prognostizierten Wachstumsraten von 4.5 bis 4.9 Prozent bis 2015 zwar klar im Aufwand, auch hier erfolgte jedoch eine moderate Korrektur nach unten. Der Arbeitsmarkt entspanne sich aufgrund der positiven wirtschaftlichen Entwicklung weiter: Die Researcher erwarten für 2014 eine Arbeitslosenquote von 3.1 Prozent, die im nächsten Jahr auf 2.9 Prozent fallen könnte.

 

Oberstes Bild: © Corepics VOF – shutterstock.com

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