Brainfood: 8 tägliche Fitnessübungen für mentale Top-Performance

Viele der mentalen Praktiken, die Entrepreneure sich (oft unbewusst) angewöhnen, sind im wahrsten Sinne Gift für unser Gehirn – auch wenn sie kurzfristig Erfolg generieren. Wer langfristig äusserem und innerem Druck standhalten und die mentalen Leistungen bringen will, zu denen das Gehirn grundsätzlich fähig ist, sollte sich eine kognitive Fitnessroutine aneignen.

Im Folgenden stellen wir sieben Übungen vor, die das Hirn täglich optimal auf Stress-Resistenz und Performance trainieren.

1. Übung: Singletasking

Unsere Arbeitskultur bedingt das gleichzeitige Erledigen mehrerer Aufgaben nicht nur, es hat Multitasking auch zu einer erstrebenswerten Fähigkeit erklärt. Unglücklicherweise ist dieses parallele Abarbeiten anstehender Projekte für das Gehirn enorm destruktiv – selbst wenn Sie es mit viel Disziplin geschafft haben, den damit einhergehenden, punktuellen Verlangsamungsprozess zu kompensieren und die Anzahl der gemachten Fehler uncharakteristisch niedrig zu halten.

Jeder Konzentrationsprozess mit nur einem Fokuspunkt wird vom gesamten präfontalen Kortex ausgeführt, nimmt also eine breite neuronale Gegend in Anspruch, die sich von links nach rechts über das gesamte Gehirn spannt. Versuchen Sie mehr als eine Aufgabe zu bewältigen, beginnen die rechten und linken Areale unabhängig voneinander zu arbeiten. Mit anderen Worten: Das Gehirn teilt sich für die Dauer der Paralellaktivität. Drei und mehr Aufgaben führen deshalb zu überproportional mehr Problemen, weil Menschen schlicht nicht mehr als zwei Frontallappen haben.

Ein derartiger Brainsplit ist für das Gehirn extrem anstrengend und kann nur über eine bestimmte Zeit aufrecht erhalten werden, bevor die Gesamtaktivität aus Selbsterhaltungsgründen gedrosselt wird. Multitasking verlangsamt so alle anderen Kommunikations- und Austauschprozesse im Gehirn und reduziert die Fähigkeit zum kreativen und lateralen Denken deutlich. Versuchen Sie deshalb unbedingt, so selten wie möglich mehr als zwei Dinge gleichzeitig zu bearbeiten oder zu erledigen.

2. Übung: Deep Focus

Natürlich ist es nicht immer möglich, die Anzahl der anstehenden Aufgaben auf zwei zu reduzieren (selbst dann nicht, wenn wir uns dem imaginativen Sozialdruck zum Multitasking entziehen). Es hilft aber auch, wenn Sie dem Hirn mehrmals am Tag Zeiten punktueller, singulärer Fokussierung auf eine einzige Tätigkeit gönnen. Dieser sogenannte Deep Focus verknüpft beide Hirnhälften wieder miteinander. Versuchen Sie, wirklich komplexe Probleme oder kreative Anforderungen immer im Deep Focus zu bearbeiten. Nur so können die verschiedenen Hirnareale die emergenten Prozesse erzeugen, die für wirklich herausragende mentale Leistungen notwendig sind.

3. Übung: Verbundenheit

Ihre Arbeitsroutine ist einsamer, als es Ihnen wahrscheinlich bewusst ist. Das liegt vor allem daran, dass Sie höchstwahrscheinlich einen grösseren Teil des Tages von Menschen umgeben sind. Das Problem dabei: Sie fühlen sich trotz dieser augenscheinlichen Sozialkontakte bei keiner dieser Begegnungen mit Ihrem Gegenüber wirklich „verbunden“. Verbundenheit wiederum ist eines der grundlegendsten Bedürfnisse des Menschen. Sein Erleben setzt eine Flut an positiven biochemischen Prozessen frei, die für das Gehirn wie eine Kur wirken. Hierfür sind keine tief schürfenden Emotionen (Liebe), noch überwältigende Sympathie (Freundschaft) notwendig.

Es reicht, ein bis zweimal am Tag Inseln zu schaffen, auf denen Sie für sich selbst und andere (!) die Erfahrung originärer Anerkennung und Wertschätzung generieren. Ist dies in Ihrem Arbeitsumfeld schlicht nicht möglich, können Sie Momente der Verbundenheit auch in der Natur erleben. Nehmen Sie sich die Zeit, setzen Sie sich zehn Minuten lang unter einen grossen Baum auf die Erde, gegen den Stamm gelehnt. Ob Sie dies selbst als rational schwer fassbar beurteilen oder nicht, ist dabei zunächst irrelevant. Wichtig ist, dass Sie Ihrem Stammhirn eine Erfahrungsumgebung zur Verfügung stellen, die es zu Auffüllung seiner Ressourcen benötigt.


Im Garten zur Ruhe finden (Bild: Rainer Sturm / pixelio.de)


4. Kontemplation

Ergebnisorientierung ist eine notwendige mentale Ausrichtung, umso mehr so, je zentraler Ihre Rolle in der Unternehmensentwicklung ist. Das Problem bei einem konstant auf definierte Ziele ausgerichteten Denken ist die Überstrapazierung der bewussten kognitiven Ressourcen unter gleichzeitiger Verarmung der unterbewussten Strukturen (jener häufig faszinierenden Logik, die uns oft in unseren Träumen auf die zündenden Ideen kommen lässt). Um diese zu aktivieren, gibt es nur ein Mittel: Nichts tun. Nichts teleologisches zumindest, also keine Anstrengung zur Lösungsfindung.

Stattdessen sollten Sie täglich etwa eine halbe Stunde zum Tagträumen einplanen. Gehen Sie spazieren, gehen Sie einer automatischen, handwerklichen Tätigkeit nach, legen Sie eine kurze Runde Golf ein, trinken Sie einen grünen Tee am Fensterplatz Ihres Lieblingscafés. Nicht nur entspannen Sie Ihr Hirn damit im wahrsten, muskulären Sinne; Sie gestatten ihm auch, in den reflektierenden, lateralen Denkmodus zu wechseln. Vorbewusste und unterbewusste Prozesse werden so an die Oberfläche geholt. Sie werden Antworten auf Fragen angeboten bekommen, von denen Sie erst dann realisieren, dass es die wirklich wichtigen waren.

5. Lachen

Der schöpferisch-spielerische Modus ist für das Gehirn einer der gesündesten. Leider lässt er sich für die meisten Erwachsenen nicht ohne weiteres herstellen. Gesellschaftliche Konventionen, Scham und Selbstdisziplin sind in dieser Hinsicht starke Fesseln für die notwendige Freiheit und Experimentierfreudigkeit. Ein exzellenter Schlüssel, diese Barrieren auf einer vorbewussten Ebene zu unterlaufen, ist die Aktivierung der Hirnareale, die für das Humorempfinden zuständig sind.

Beschäftigen Sie sich zwei bis dreimal am Tag mit wirklich humor-vollen Inhalten – Kurzfilmen, Blogbeiträgen, Stand-Up Comedy. Stellen Sie bloss keine intellektuellen Ansprüche an die Inhalte – wichtig ist, dass es Sie zum Lachen bringt. Lachen ist wie ein Energiestoss für das Gehirn; es macht neue Blickwinkel frei und lässt Lernerfahrungen zu. Nicht umsonst lachen Kleinkinder bis zu 400 mal am Tag, während Erwachsene es nur noch schockierende 17 mal tun – es hilft Ihrer neuronalen Textur dabei, offen für originäre Erfahrungen und deren nachhaltige Verarbeitung zu sein.

6. Bewegung und Schlafhygiene

Bewegen Sie sich jeden Tag mindestens zwanzig Minuten lang am Stück; aerobische Übungen sind dabei deutlich vorzuziehen. Schlafen Sie ausreichend und unter Anwendung einer durchdachten Schlafhygiene, die Ihrem genetisch angelegten Rhythmus entspricht. Verneinen Sie Ihrem Körper niemals ein deutlich spürbares Bedürfnis nach Fitness oder Ruhe. Beides versorgt ihn mit Sauerstoff und erlaubt es ihm, die notwendigen Reinigungsprozesse zu durchlaufen, die für die reibungslose Funktion des Gehirns unabkömmlich sind. Gleichzeitig werden bei beiden Tätigkeiten Gehirnareale aktiviert, die von keiner anderen Aktivität getriggert werden können, aber für die Kohärenz und Emergenz aller mentalen Funktionen essenziell sind.

 

Oberstes Bild: Mentale Fitness ist ein entscheindender Erfolgsfaktor (Bild: © fabioberti.it / fotolia.com)

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Mehr zu Caroline Brunner

Caroline Brunner ist freiberufliche Online-Journalistin mit Fokus auf Arbeitspsychologie, Entrepreneurship, Kommunikation, Karriereplanung, Nachhaltigkeit und Verbraucherthemen.

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