Was bringen politische Statements in Unternehmen?

Die Welt ist in Bewegung und täglich informieren uns die Nachrichten über politische Ereignisse aus aller Welt. Diese Meldungen passen zu unserem politischen Weltbild, oder auch nicht. Klar, dass Menschen sich dann auch darüber austauschen und eine individuelle Haltung zu den Ereignissen einnehmen. Klar auch, dass wir uns in der Firma entsprechend positionieren wollen. Immerhin verbringen die meisten Beschäftigten etwa ein Drittel des Tages im Unternehmen. Und dennoch sollte hier ein gutes Mass an politischer Zurückhaltung den Alltag bestimmen.

Des einen Eule ist des anderen Nachtigall

Die Grundeinstellungen zum Leben an sich und zur Politik im Besonderen sind sehr unterschiedlich ausgeprägt. Die ethnische und soziale Herkunft spielt hier eine ebenso bedeutende Rolle wie beispielsweise die Konfessionszugehörigkeit und eigene Erfahrungen. Besonders der jüngste Volksentscheid zur Begrenzung der Masseneinwanderung in die Schweiz hat gezeigt, wie dicht Ergebnisse zusammenliegen können.

Hier steht es quasi 1:1 mit leichtem Vorsprung für die Befürworter der Einwanderungsbegrenzung. Das bedeutet, dass in einem Unternehmen praktisch jeder Zweite die Einstellung des anderen zu dieser Problematik nicht oder nicht bedingungslos teilt. Werden hier politische Diskussionen im betrieblichen Alltag ausgefochten, so vergiftet das nicht selten die Beziehungen der Mitarbeiter untereinander und letztlich auch das gesamte Betriebsklima.

Auch Debatten über andere innen- und aussenpolitische Themen gehören nicht in das Tagesgeschäft, es sei denn, das Unternehmen befasst sich inhaltlich mit der öffentlichen Meinungsbildung. Dann ist die Sache natürlich etwas anders gelagert. Ansonsten gilt: Die Politik macht zwar an der Pforte nicht Halt, sollte aber nicht das bestimmende Thema im betrieblichen Alltag sein.

Neutralität heisst nicht Desinteresse

Auch wenn die Schweiz seit jeher ein politisch und militärisch neutraler Staat ist, heisst das nicht, dass hier ein gewisses Desinteresse an der Weltpolitik besteht. Ganz im Gegenteil. Gerade diese besondere Stellung der Schweiz in Europa macht klar definierte Haltungen zu politischen Grundfragen erforderlich. Das zeigt sich besonders dann, wenn die Schweizer Aussenpolitik dort gefragt ist, wo in Krisenherden die widerstreitenden Haltungen und Interessen scheinbar unlösbar aufeinanderprallen. Auch der Schweizer an sich ist politisch keinesfalls desinteressiert. Hier sind es aber in erster Linie innenpolitische Fragen, die von Interesse sind. Dennoch tut der Arbeitnehm

er gut daran, sich im betrieblichen Umfeld neutral zu verhalten. Letztlich stärkt eine solche Neutralität auch das Zusammengehörigkeitsgefühl im Unternehmen über die Schranken politischer Selbstverständnisse hinweg. Daran sollte den Unternehmern genauso gelegen sein, wie jedem einzelnen Beschäftigten.

Wenn politische Statements das Geschäftsklima verderben

Besonders dann, wenn Unternehmen in den Sozialen Netzwerken sehr aktiv sind und hier nicht die notwendige Umsicht walten lassen, kommt es oftmals zu politischen Statements auf diesen Plattformen. Das ist nicht unbedenklich. Zum einen werden die Sozialen Netzwerke von vielen privaten Interessenten und Kunden genutzt, zum anderen haben auch interessierte Unternehmen und natürlich die Konkurrenz ein wachsames Auge auf das, was da von sich gegeben wird.

Hier lauern allerorts Gefahren, die es geschickt und mit Bedacht zu umschiffen gilt. Unternehmen, die sich politisch zu direkt engagieren, geraten oftmals in Verdacht, Lobbyisten zu sein. Das kann sicherlich im Einzelfall nicht schlecht sein, hilft aber im Allgemeinen nicht weiter. Richtig gefährlich werden politische Statements von Unternehmen dann, wenn sie sich bewusst oder unbewusst gegen bestimmte Kundenkreise wenden. Selbst eine unbedachte Äusserung zum Verhältnis zu Ausländern kann im Unternehmen selbst zum gefährlichen Sprengstoff werden. Immerhin beschäftigen viele Schweizer Unternehmen eine grosse Anzahl fremdstämmiger Mitarbeiter, die sich je nach ethnischer Herkunft hier auch schnell angegriffen und in der Ehre verletzt fühlen.


Konfliktlose Zonen sind Stillstandsbereiche. (Bild: Dirk Ercken / shutterstock.com)


Neben der Meinungsbildung in den Sozialen Netzwerken lauern natürlich auch viele andere Fallen im Alltag. Sticker politischer Parteien und Gruppierungen, Aushänge mit unzweifelhaft politischem Inhalt, das Gespräch auf dem Flur oder in der Werkshalle, überall sind die kleinen Fettnäpfchen aufgestellt, in die ungeschickte Führungskräfte und Arbeitnehmer gern auch einmal hineintappen. Auch auf Betriebsversammlungen, im Mitarbeitergespräch oder zur Dienstbesprechung sollten politische Themen, sofern sie nicht die Unternehmenspolitik an sich betreffen, aussen vor bleiben. Damit ersparen sich Führungskräfte, Mitarbeiter und das Gesamtunternehmen unter Umständen jede Menge Ärger und Verdruss.

Wenn das Leben nicht draussen bleibt

Sicherlich lässt sich das öffentliche Leben aus den Unternehmen nicht draussen halten. Jeder Beschäftigte bringt seine individuellen Haltungen und Meinungen mit in den Betrieb. Letztlich sind Unternehmen keine von der Öffentlichkeit abgeschirmten Bereiche, in denen schweigend nur gearbeitet wird. Allerdings sollte tunlichst darauf geachtet werden, dass in den Unternehmen eine Atmosphäre gepflegt wird, die insbesondere schwierige politische Themen nicht zum Zankapfel werden lässt. Hier lohnen sich von Beginn an Vereinbarungen, die das Aufkochen von politisch motivierten Spannungen im Unternehmen unterbinden. Grundsätzlich tabu sind Themen, die den Glauben einzelner Mitarbeiter zum Inhalt haben, rassistische, völkerverhetzende oder diskriminierende Äusserungen. Genau sollten hier Führungskräfte beobachten, welche Inhalte thematisiert werden und ob Spannungen zwischen den Mitarbeitern politisch motiviert sind und häufiger auftreten. Im Ernstfall muss dann umgehend mit den entsprechenden Beschäftigten eine Lösung gefunden werden. Auch wenn das Leben aus den Unternehmen nicht rauszuhalten ist, sollte doch der Arbeitsalltag vom Erfüllen gestellter Aufgaben und nicht von der politischen Diskussion geprägt sein.

 

Oberstes Bild: © Peshkova – shutterstock.com

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