PayPal auf dem Weg zur Finanz-Weltherrschaft

PayPal ist vor allem als bequemes und sicheres Bezahlmittel in Online-Shops und eBay bekannt. Doch das amerikanische Unternehmen, das sich auch hierzulande sehr erfolgreich etabliert hat, strebt nach noch höheren Weihen.

Mit dem Kauf von Braintree-Payments geht PayPal einen weiteren Schritt Richtung Finanz-Weltmacht. Wir zeigen Ihnen, welche Auswirkungen das hat und analysieren die Strategie von PayPal.

Die PayPal-Strategie

PayPal ist aus der Payment-Welt nicht mehr wegzudenken. In einigen Ländern wird schon von der „Lieblings-Zahlart“ PayPal gesprochen. Längst ist der Payment-Provider, nach wie vor eine 100-prozentige eBay-Tochter, nicht mehr nur das hauseigene Bezahlmittel des grössten Online-Marktplatzes der Welt. Das blauweisse Logo erscheint mittlerweile auch in unzähligen Online-Shops. Seit kurzem versucht PayPal überdies, mit dem Kassensystem „Cash for Registers“ in den stationären Handel einzudringen sowie mit dem Kartenleser für „Here“ den herkömmlichen Karten-Terminal-Betreibern Konkurrenz zu machen. Sogar vor dem traditionellen Bankengeschäft macht PayPal nicht Halt – mit dem neuen System für Überweisungen vom Bankkonto aus wildert die eBay-Tochter im Revier der Privatkundenbanken. Mit PayPal Beacon soll der mobile Zahlungsvorgang in die Ladenlokale gebracht werden, völlig ohne Interaktion seitens des Kunden. Das Konzept „QRShopping“ ist bereits in einigen grossen Pilotprojekten zu bewundern, Rechnungen können inzwischen auch per PayPal erstellt und versandt, digitale Waren mit „Digital Goods“ vertrieben werden, und bald kann vielleicht auch Captain Kirk mit PayPal bezahlen. Denn „PayPal Galactic“, eine Kooperation von PayPal mit dem SETI-Institut, soll die Möglichkeiten des interplanetaren Payments ausloten – Hintergrund ist die steigende Nachfrage nach Weltraum-Reisen.


PayPal Beacon ermöglicht berührungsloses Bezahlen im Geschäft (Screenshot: PayPal)


PayPal und Braintree Payments

Die Liste wird sicher noch fortgesetzt werden. PayPal ist also schon jetzt eine Macht. Und nun hat das Unternehmen für 800 Millionen Dollar Braintree Payments gekauft. Der Online-Bezahlservice ist stark im Mobile Payment, aber auch in Sachen Abonnements, also den wiederkehrenden Zahlungen für regelmässig gelieferte Leistungen. PayPal versucht also augenscheinlich, in diesen beiden Bereichen zu wachsen.

Von den 10 Milliarden US-Dollar, die Braintree jährlich prozessiert, entfallen vier Milliarden auf Mobile Payments und der Rest auf die anderen Geschäftsbereiche. Damit strebt PayPal keineswegs nur eine Eroberung des Mobile-Payment-Marktes an. Mindestens genau so interessant dürfte das Geschäft in den Boom-Bereichen Marktplatzzahlungen und Abo-Commerce sein. Zudem könnte PayPal Braintree als eine Art Schnittstelle für technische Integration nutzen, da sein eigenes Developer-Programm nicht die Vielfältigkeit und Möglichkeiten von Braintree aufweist.

Wie geht es weiter? Die nächsten Schritte zur Finanzmacht

Analysten gehen davon aus, dass sich PayPal in nächster Zeit auf das Mobile Payment konzentrieren wird, also auf die Smartphone-Apps, QRShopping und Beacon. Dabei geht es dem Bezahl-Provider sicher nicht primär darum, sich das geflügelte Wort „Mobile“ auf die Fahnen schreiben zu können. Vielmehr versucht PayPal schlicht und ergreifend, seine Reichweite auf mehr Bereiche als bisher auszudehnen und somit seinen Umsatz zu steigern. Der Aspekt „mobil“ ist für das Unternehmen nur soweit interessant, wie es den Kunden dazu animiert, den Bezahldienst zu nutzen – und das geschieht, wenn die Nutzung bequem und einfach ist. Ein Beispiel dafür ist Airbnb, eines der Glanzlichter im Kundenportfolio von Braintree: Das Unternehmen forciert nicht das Ziel, auch über iOS und Android verfügbar zu sein, sondern sein Geschäftsmodell: Zimmervermittlung. Dass sich via Smartphone mehr Kunden gewinnen lassen, kommt den Geschäftszielen natürlich sehr entgegen.


Kann man bald auch im Weltraum mit PayPal bezahlen? (© PayPal / Pat Rawlings und j. Spencer)


Neben dem mobilen Bereich dürften auch die Marktplatz-Zahlungen in Zukunft eine gewichtige Rolle spielen. Hier bilden das rechtliche Know-How von PayPal und die technischen Skills von Braintree eine ideale Synergie. Denn noch gibt es keinen dominierenden internationalen Anbieter für Zahlungen zwischen Nutzern eines Marktplatzes beziehungsweise Split-Zahlungen zwischen Verkäufer, Kunden und Plattformbetreiber.

Mehr Vielfalt bitte!

So interessant und innovativ PayPals Entwicklung auch sein mag: gut für den Markt ist sie nicht. Monopole tun der Marktwirtschaft nie gut, und PayPal ist auf dem Weg zu einem. Bereits jetzt gibt es Hunderte von Berichten von Unternehmern, deren Online-Shop an der Vormachtstellung des Bezahlproviders zugrunde gegangen ist. Man mag die Schuld bei den Betreibern suchen oder den Wahrheitsgehalt ihrer Schilderungen anzweifeln, eines bleibt jedoch ganz gewiss: Wenn PayPal keine ernsthafte Konkurrenz bekommt, ist es um die freie Wahl des Bezahldienstes bald geschehen, und man muss dann mit allen Unannehmlichkeiten vorlieb nehmen, die eine geschäftsmässige PayPal-Nutzung mit sich bringt.

Deshalb sollten sich Unternehmer überlegen, vielleicht einen anderen Payment-Provider einzusetzen. Die Alternativen existieren: Yapital, Sofort-Überweisung und Google Wallet, nur um einige zu nennen. Vielfalt tut dem Markt sowie den Kunden gut und wird sicher nicht dafür sorgen, dass PayPal in seinem Innovationseifer nachlässt.

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