Apples Auftritt auf der WWDC 2014

Wenn Apple auf der jährlichen WWDC (Worldwide Developers Conference) erscheint, schaut die Welt hin. Gerne nutzt das Unternehmen den Rahmen der Veranstaltung für die Vorstellung neuer Produkte oder Dienstleistungen.

Auch die Fans des Konzerns schauen während dieser Minuten gebannt auf die Messe, denn natürlich werden neue „i-Produkte“ erwartet: iPhone, iPad und vergleichbare Geräte faszinieren die Massen – aber in diesem Jahr fehlte von diesen Produkten jegliche Spur. Warum die Konferenz für Apple und auch alle Zuschauer dennoch ein Erfolg war, verraten wir in diesem Bericht.

iOS 8

Der Star der Apple-Keynote auf der WWDC war diesmal überhaupt keine Hardware, sondern nur reine Software. Wenig überraschend, hört die nächste Version des Betriebssystems für das iPhone auf den Namen iOS 8. Apple möchte damit nicht nur die Entwickler zufriedenstellen, die auf der WWDC praktisch das gesamte Publikum ausmachten, sondern auch die letztendlichen Käufer des iPhone 5 oder iPhone 6, das zum Weihnachtsgeschäft erwartet wird. Damit das auch gelingt, soll eine neue App namens HealthKit bislang unentschlossene Interessenten überzeugen.

HealthKit selbst sammelt zunächst nur Informationen: Gesundheit und Fitness des Nutzers werden durch die Auswertung von Daten überwacht. Die genauen Datensätze fallen dabei erstaunlich vielfältig aus: Von offensichtlichen gesundheitlichen Eckdaten wie der Herzschlagfrequenz oder dem Blutdruck geht es über das Schlafverhalten bis zur Ernährung. Auch sportliche Aktivitäten oder das Gewicht kann HealthKit auswerten. Für Sportler heisst das, dass sie beispielsweise ihre Trainingsfortschritte dokumentieren können.

Automatische Rettung durch den Arzt

Interessant ist HealthKit jedoch vor allem in den USA: Die App lässt sich mit den Kliniken oder Arztpraxen des Landes verbinden, so dass im Notfall – bei einem beispielsweise rapide ansteigenden Blutdruck oder einem Aussetzen der Herzfunktion – sofort ein Arzt verständigt werden kann. Auch können entsprechende Ärzte die Veränderungen, die der Körper eines Patienten durchläuft, langfristig genauer festhalten und die Behandlung gegebenenfalls anpassen. Hier steht jedoch auch ein grosses Fragezeichen im Raum, denn was in den USA funktioniert, spielt für den Rest der Welt inklusive der Schweiz erst einmal keine Rolle.

Apple erntete für die App trotzdem Applaus. Ob sich HealthKit langfristig durchsetzen wird, muss allerdings die Zukunft zeigen, denn die Datenschützer stehen sicherlich schon in ihren Startlöchern.

Zugeständnisse an die Konkurrenz

Die in den letzten Monaten langsam nachlassende Innovationskraft von Apple konnte HealthKit auf der WWDC jedoch nicht komplett ausblenden: So stellte das Unternehmen beispielsweise eine Erweiterung der beliebten Messages-App vor. Damit ist es nun möglich, Gruppenchats abzuhalten oder Video- sowie Audiodateien zu versenden. Das ist zwar alles ganz nett, aber der grosse Konkurrent WhatsApp beherrscht diese Features bereits seit langer Zeit. In dieselbe Kerbe schlägt die Suche per Spotlight: Zwar können nun Bilder, Filme, Musik und Nachrichten gleichzeitig durchsucht werden, aber Windows beispielsweise kann das bereits seit einer ganzen Weile.

Dasselbe Bild zeichnet sich bei einfachen Funktionen wie den Wortvorschlägen beim Schreiben von Nachrichten ab. Die Vorschläge sollen nun von den Eingaben des Nutzers lernen, so dass die Vorhersage im Laufe der Zeit präziser greift. Auch das ist natürlich begrüssenswert (und auch die deutsche Sprache versteht die Tastatur bereits), aber Android konnte auch diese Funktion viel früher anbieten. So ganz gelungen klingt dieses Event für Apple also nicht – wären da nicht die Entwickler.


Erfahren Sie, welche Apps und Software Apple auf der WWDC gezeigt hat und wieso gerade Entwickler von der Konferenz beeindruckt waren.
Erfahren Sie, welche Apps und Software Apple auf der WWDC gezeigt hat und wieso gerade Entwickler von der Konferenz beeindruckt waren.


Einfacher, schneller, besser

Denn trotz der eher zurückhaltenden Menge an wirklichen Innovationen konnte Apple vor allem die Entwickler auf der Konferenz begeistern: Neue Apps können nun auf wesentlich tiefere Bestandteile des Betriebssystems zugreifen. So ist es durch iOS 8 beispielsweise denkbar, dass ein Dritthersteller eine App herausbringt, die auch den Fingerabdrucksensor des iPhone 5S nutzen kann. Bislang war dies nicht möglich, wofür wohl Sicherheitsbedenken verantwortlich waren. Generell möchte Apple den Entwicklern einen deutlich umfangreicheren Zugriff auf die grundlegenden Funktionen des iPhone gewähren.

Dabei helfen soll eine neue Programmiersprache namens Swift: Damit sollen Entwickler sicherere Apps programmieren können, die gleichzeitig auch noch schneller ausgeführt werden. Eine entsprechende Dokumentation stellte Apple direkt im Anschluss an das Event online bereit. Auch für diese Aktion ging Applaus durch die gefüllte Massehalle.

Software first, hardware later?

Man könnte also durchaus sagen, dass Apple in diesem Jahr eine kleine Kehrtwende eingelegt hat: Statt iPhone 6 & Co. wurde ein neues mobiles Betriebssystem und eine neue Variante von MacOS X vorgestellt. Die Software scheint bei Apple in Zukunft also eine grössere Rolle einzunehmen. Ob dieser Kurs die Anhänger des Unternehmens zufriedenstellen wird, muss die Zeit zeigen, aber zumindest die Entwickler haben Tim Cook und alle anderen Personen in der Chefetage von Apple schon für sich gewonnen – auch ohne „One more thing“.

 

Oberstes Bild: © QDS Media – qds.ch

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