Arbeiten im Silicon Valley - Google und Co als ideale Arbeitgeber

Google ist einer der beliebtesten Arbeitgeber. Das Unternehmen aus dem kalifornischen Mountain View führt weltweit zahlreiche Rankinglisten an. Doch was macht die Google-Mitarbeiter eigentlich so zufrieden? Und was tun andere Unternehmen im Silicon Valley dafür, dass ihre Angestellten sich wohlfühlen? 

Zeitungsberichten zufolge nehmen Googler in ihrer ersten Zeit bei dem Suchmaschinenriesen mindestens 15 Pfund zu – Schuld ist die köstliche kostenlose Verpflegung, die den Mitarbeitern zur Verfügung steht. Mit weiteren Vergünstigungen, den sogenannten Perks, versüsst Google seinen Angestellten das Leben: Ein kostenloser Bus zur Arbeit oder feste Weihnachtsgratifikationen sind nur zwei davon.

Mit den Vergünstigungen verfolgen Google und Co ein Ziel: Der Mitarbeiter soll sich vollständig auf seine Arbeit konzentrieren. Organisatorisches und Alltägliches wird dem oder der Angestellten weitgehend abgenommen. Wenn sich die Mitarbeiter so wohlfühlen und ihnen der Alltag enorm erleichtert wird, ist der klassische Acht-Stunden-Arbeitstag out – wer auf dem Google Campus arbeitet lebt hier quasi: Es gibt Waschmaschinen und Trockner, in denen zwischendurch die Wäsche gemacht werden kann. Ein hauseigener Mechaniker kümmert sich ums Auto, wenn es kaputt ist oder einen Ölwechsel braucht. Bei Google gibt es Wellness- und Fitnessbereiche, das Unternehmen beschäftigt sogar Masseure. Wer nicht will, muss gar nicht mehr nach Hause gehen, natürlich gibt es einen Kindergarten und sogar Ärzte sind ständig vor Ort. Auf der anderen Seite sind Arbeitszeiten von mindestens 12 Stunden täglich hier die Regel, das Privatleben bleibt da schnell auf der Strecke.

Die Google Zentrale wird mit den zahlreichen Perks schnell zum zweiten Zuhause der Mitarbeiter. Mit den zusätzlichen Leistungen will Google die Produktivität und Kreativität erhöhen, in der idealen Umgebung kommen gute Ideen fast wie von selbst. Das scheint zu funktionieren, denn der Konzern ist schon seit einigen Jahren der beliebteste Arbeitgeber in den USA.

Das Arbeiten bei Google gleicht dem Campus-Leben auf der Uni, die Google-Farben Gelb, Rot, Blau und Grün prägen das Bild. Überall stehen Fahrräder, auf denen die Mitarbeiter schnell zum nächsten Meeting oder anderen Treffpunkten gelangen. Einem Bericht der Zeitschrift „Computerwoche“ zufolge wollen die meisten Informatiker nach Abschluss ihres Studiums am liebsten beim Suchmaschinenriesen arbeiten.

Wer sich beim kalifornischen Unternehmen bewirbt, muss Berichten zufolge mit durchaus skurrilen Fragen rechnen. Im Internet kursieren Berichte darüber, dass Bewerber bei einem Vorstellungsgespräch nach der Anzahl der Kühe in Kanada gefragt werden. Hier geht es vor allem darum, die Schlagfertigkeit der Bewerber zu testen, denn auf die Frage, wie viele Klavierstimmer es auf der gesamten Welt gibt, hat kaum jemand die richtige Antwort in petto.


Google ist einer der beliebtesten Arbeitgeber. (Bild: © l i g h t p o e t – shutterstock.com)

Doch offensichtlich ist nicht alles Gold, was glänzt, denn inzwischen gibt es zahlreiche Berichte, dass viele Mitarbeiter das Unternehmen nach etwa einem Jahr wieder verlassen. Die Gründe dafür sind kreative Projekte, die leider nicht schnell genug oder gar nicht weitergeführt werden, sowie mangelnde Aufstiegschancen. Viele Ex-Googler berichten von Projekten, die mit viel Engagement starten und dann im Laufe der Zeit im Sande verlaufen. Wer sich stark für das Projekt eingesetzt hat, hat umsonst gearbeitet und sieht keinen Sinn in seinem Job.

Denn eine Art Karriereplanung, wie es innerbetrieblich für den einzelnen Mitarbeiter weitergehen soll, gibt es bei Google nicht. Wer aufsteigen will, muss sich in Geduld üben. Oftmals zeichnen sich keine Perspektiven mehr ab, so dass der Mitarbeiter sich trotz aller Annehmlichkeiten zur Kündigung entscheidet.

Zudem gibt es Berichte von ehemaligen Mitarbeitern, dass sie sich bei Google überqualifiziert für ihre Arbeiten gefühlt hätten. Google kann aus einer riesigen Bewerberflut die besten Anwärter aussuchen, so dass auch für anspruchslosere Tätigkeiten nur die besten Bewerber eingestellt werden. Auf Dauer kann das bei den Mitarbeitern – trotz des idealen Arbeitsumfeldes – zu Unzufriedenheit führen.

Google ist im Hinblick auf die Vergünstigungen der bekannteste Arbeitgeber über den in den Medien viel berichtet wird. Doch auch andere Firmen im Silicon Valley tun viel für das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter: Bei Evernote erhalten die Angestellte Medienberichten zufolge einen Zuschuss von jährlich 1.000 Dollar für die Gestaltung ihres Urlaubs. Zudem kann jeder Mitarbeiter so lange Ferien machen, wie er als angemessen empfindet, die freien Tage werden nicht gezählt. Viele Angestellte wissen die guten Arbeitsbedingungen zu schätzen, denn es soll einige Betriebszugehörige geben, die schon seit Jahren keinen Urlaub genommen haben. Auch andere Unternehmen aus der Branche halten nicht mehr an den bisherigen starren Arbeitszeitregelungen fest, sondern überlassen die tägliche Arbeitszeit dem Mitarbeiter. Einzige Vorgabe: Die Arbeit muss erledigt werden!

In direkter Nachbarschaft Googles befindet sich das Firmengelände von Facebook: Auch hier gibt es Restaurants, eine Reinigung und andere Annehmlichkeiten, die den Alltag erleichtern. Der Campus gleicht einem kleinen Dorf, die Mitarbeiter haben Gelegenheit im Freien zu arbeiten und ihre freie Zeit gemeinsam zu verbringen – auf dem Campus versteht sich. Dennoch gibt es auch hier inzwischen viele Mitarbeiter, die über unklare Arbeitsanweisungen und fehlende Strukturen klagen.



Trotz aller Kritik: Der Gedanke, bei einem Unternehmen beschäftigt zu sein, dem so viel am Wohlbefinden seiner Mitarbeiter liegt, scheint verlockend. Die riesige Bewerberflut bestätigt, dass die Branche das richtige Gespür hat!

 

Oberstes Bild: © Andrey Bayda – shutterstock.com

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Mehr zu Andrea Hauser

Aus meinem langjährigen Hobby, dem Schreiben, ist im Jahr 2010 ein echter Job geworden - seitdem arbeite ich als selbständige Texterin. Davor war ich als gelernte Bankkauffrau im klassischen Kreditgeschäft einer Hypothekenbank tätig. Immobilien und Baufinanzierungen zählen noch immer zu meinen Steckenpferden. Angetrieben durch die Lust, Neues zu entdecken, arbeite ich mich gern in unbekannte Themengebiete ein und lasse mich schnell begeistern.

Aus meinem langjährigen Hobby, dem Schreiben, ist im Jahr 2010 ein echter Job geworden - seitdem arbeite ich als selbständige Texterin. Davor war ich als gelernte Bankkauffrau im klassischen Kreditgeschäft einer Hypothekenbank tätig. Immobilien und Baufinanzierungen zählen noch immer zu meinen Steckenpferden. Angetrieben durch die Lust, Neues zu entdecken, arbeite ich mich gern in unbekannte Themengebiete ein und lasse mich schnell begeistern.

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