Schweizer Firmengründungen erreichen durch Frauen und Förderprogramme Rekord

Das Klima für Firmengründungen ist in der Schweiz derzeit besser als jemals zuvor. Die Wirtschaftsauskunftei „Creditreform“ rechnet damit, dass bis Ende 2014 „deutlich mehr als 41.000“ neue Einträge im Handelsregister zu finden sein werden. In den Monaten Jänner bis Juni hat es demnach bereits 21.241 Neugründungen gegeben. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum ist dies laut „Handelszeitung“ ein Plus von 4,6 %. Rechnet man die Löschungen heraus, so hat es sogar ein Netto-Wachstum von 13,5 % gegeben. Als Vergleich: Von Jänner bis Juni 2013 stand unter dem Strich ein Minus von 15,4 %.

Insolvenzen sind ebenfalls rückläufig

Auf dem Rückzug befinden sich auch die Insolvenzen. Wie die „Schweizer Depeschen Agentur (sda)“ berichtet, sind in der ersten Jahreshälfte 2231 Firmen wegen Überschuldung Konkurs gegangen. Von Jänner bis Juni 2013 lag der entsprechende Wert noch um fünf % höher. Die Zahl der Konkurse wegen Organisationsmängeln hat sogar um 22,9 % abgenommen. In der ersten Jahreshälfte 2014 gingen insgesamt 6659 Personen und Unternehmen insolvent. Zwölf Monate zuvor lag der entsprechende Wert noch um 3,4 % höher.

Frauen für den Boom massgeblich verantwortlich

Interessant ist, weshalb es einen Boom bei den gegründeten Firmen gibt. Verantwortlich sind offenbar wesentlich die Frauen. Wie die „Deutschen Mittelstands Nachrichten“ unter Berufung auf das „Bundesamt für Statistik (BfS)“ berichten, zeichnen diese inzwischen für mehr als ein Drittel aller Gründungen verantwortlich. Detaillierte Zahlen liegen allerdings erst für 2012 vor: Frauen waren demnach schon vor zwei Jahren an 31 % aller Gründungen zumindest beteiligt. Ausschliesslich auf sie gingen 17,8 % der neuen Unternehmen zurück. Mit Spannung darf man auf die detaillierte Analyse für 2013 warten, um zu sehen, ob sich dieser Trend verfestigt.

GmbH ist die beliebteste Rechtsform der Gründer

Laut „Creditreform“ ist die GmbH die beliebteste Rechtsform der Unternehmensgründer. Fast 7900 der neuen Firmen hätten sich für diese entschieden, zitiert die „Tiroler Tageszeitung“ die Auskunftei. Dieser Wert entspricht 37,2 % aller Neugründungen. Populär ist die GmbH demnach vor allem wegen des geringen Haftungskapitals. 98,8 % aller neuen GmbHs verfügen demnach über weniger als 50.000 Franken Gesellschaftskapital.


Programme von Bund und Kantonen fruchten. (Bild: Simon Zenger / Shutterstock.com)
Programme von Bund und Kantonen fruchten. (Bild: Simon Zenger / Shutterstock.com)


Programme von Bund und Kantonen fruchten

Die gute Stimmung für Firmengründer dürfte kurz- und mittelfristig anhalten. So berichtet Simon May vom „Institut für Jungunternehmen (IFJ Institut)“ im Gespräch mit der Wirtschaftsplattform „Moneycab“, dass man „den anhaltenden Trend“ zum eigenen Unternehmen Tag für Tag spüre. Die Gründerszene in der Schweiz sei „aktiver denn je“. Die Politik hat diesbezüglich ganz offenbar gute Arbeit geleistet: Die zunehmenden Angebote sowie Förderprogramme von Bund und Kantonen zeigten Wirkung, schildert May. Gleiches gelte zudem aber auch für entsprechende Initiativen aus der Privatwirtschaft.

Staatliche Institutionen werden wichtiger für Firmengründer

Mays Haus „IFJ“ erachtet staatliche Institutionen als immer wichtiger für Firmengründungen. Ein Beispiel ist das vom Institut betriebene Projekt „venture kick“, das 2007 ins Leben gerufen wurde und mittlerweile fast 300 Neugründungen auf die Beine geholfen hat. Derzeit arbeiten die Projektverantwortlichen mit Hochdruck daran, die Zahl der Start-up-Gründungen, die von den Schweizer Hochschulen ausgehen, zu verdoppeln. So berichtet „Inside-IT“, dass es künftig mit der Hilfe von „venture kick“ einen offenen Wettbewerb gibt, der Gründer mit dem nötigen Kapital ausstatten soll. An den Hochschulen können sich alle Personen mit einer Idee bewerben. In einer ersten Runde wählt eine Jury acht Vorschläge aus. Vier von diesen erhalten jeweils 10.000 Franken und qualifizieren sich zudem für eine zweite Runde, die drei Monate später stattfindet. In dieser gibt es zwei Sieger, die jeweils noch einmal 20.000 Franken erhalten. In einer dritten Runde – sechs Monate später – wird der endgültige Sieger bekanntgegeben, der hierfür noch einmal 100.000 Franken bekommt. Zur Teilnahme berechtigt sind explizit nicht nur Studierende, sondern auch Forscher sowie Professoren. Einzige Voraussetzung ist eine direkte Verknüpfung mit einer Hochschule in der Schweiz. In der Anmeldung muss zudem dargelegt werden, weshalb es sich beim eigenen Vorschlag um eine tragfähige innovative Geschäftsidee handelt.

Die letzten Sieger

Interessant ist dabei ein Blick auf die vorherigen Sieger. Zuletzt konnte das von der ETH stammende Start-up „Composyt Light Labs“ die 130.000 Franken gewinnen. Das junge Unternehmen fordert mit seinem siegreichen Projekt niemand geringeren als Google heraus. So hat die in Lausanne ansässige Firma eine eigene Datenbrille entworfen, die es mit „Google Glass“ aufnehmen können soll. Keinen derart grossen Konkurrenten hat das Start-up „Selfnation“, das ebenfalls bereits gewinnen konnte und genau wie der Datenbrillen-Hersteller von der ETH stammt: Dieses hat einen Algorithmus entworfen, mit dem man sehr einfach massgeschneiderte Jeans bestellen kann.

 

Oberstes Bild: © Alexander Supertramp – Shutterstock.com

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