Karriere: Chancen, Druck und der Weg nach oben

Eine Vielzahl ambitionierter Mitarbeiter in den Unternehmen möchte nach oben. Dieser Wille ist allerdings oftmals von den Betroffenen weniger realisiert worden als von den direkten Vorgesetzten. Für den Weg nach oben bieten solche ergebnisorientierten Vorgesetzten chancenstimulierenden Druck, der die Entwicklung der befähigten Mitarbeiter durchaus fördern kann.

Meist wird Druck negativ bewertet. Das ist er allerdings nur dann, wenn er auf Angst basiert oder keine Entwicklungschancen für die Mitarbeiter bietet. Führungskräfte, die sanften Druck mit echten Chancen verbinden, können aus ihren geeigneten Mitarbeitern echte Leistungsmotoren machen.

Wie geht das mit dem chancenorientierten Druck?

Generell sind Menschen immer dann besonders leistungsbereit, wenn sich dadurch besondere Chancen ergeben. Solche Chancen können in einem höheren Mass an Anerkennung genauso begründet sein wie in einem verbesserten Einkommen oder absehbaren Karrieremöglichkeiten. Dabei muss allerdings klar sein, dass Chancen nur als solche erkannt und angestrebt werden, wenn sie auch klar kommuniziert sind.

Zu einer solchen klaren Kommunikation gehört es, dass sich sowohl der Zeitrahmen als auch die konkreten Möglichkeiten zur Umsetzung dieser Chancen als überschaubar und erstrebenswert darstellen müssen. Liegen die offerierten Chancen ausserhalb der individuellen Zeitplanung, dann werden sie schnell als unerreichbare Fantastereien abgetan. Das Gleiche trifft zu, wenn Chancen nicht als Möglichkeiten erkannt werden, weil sie ausserhalb der nächsten Entwicklungsschritte liegen.

Neben einer klar offerierten Chance bedarf es im Einzelfall auch eines gut dosierten Drucks, um Mitarbeiter zu neuen Leistungen zu bewegen, die gleichzeitig mit Entwicklungschancen verbunden werden. Viele Mitarbeiter benötigen neben der klar kommunizierten Chance auch einen gewissen Druck, um diese Chance eben auch für sich als umsetzbar zu erkennen.

Die einfachste Form des chancenorientierten Drucks findet sich in der Kausalkette „Wenn …, dann …“. Damit werden klare Voraussetzungen kommuniziert, unter denen ein bestimmtes, möglichst individuelles Ziel erreicht werden kann. „Wenn“, beispielsweise „die Produktivität der Arbeit um 10 % erhöht werden kann, dann wird eine Lohnerhöhung von 20 % in Aussicht gestellt.“

Das ist ein einfacher chancenorientierter Druck, der bei realistischer Einschätzung der Machbarkeit durchaus zu höheren Leistungen führen kann. Neben diesem einfachen Beispiel gibt es viele andere Möglichkeiten, einen gewissen Druck mit wünschenswerten Chancen zu verbinden.

Druck allein macht Stress

Viele Vorgesetzte glauben noch heute, dass sich immer höhere Leistungen allein durch Druck erreichen liessen. Das ist ein Irrtum. Reiner Druck erzeugt nur kurzfristig eine höhere Leistungsbereitschaft, führt aber schnell auch zu Ermüdung, Gegendruck oder sogar kontraproduktivem Stress. Das geht oftmals so weit, dass sich dermassen unter Druck gesetzte Mitarbeiter von der Leistungserbringung zunehmend abwenden oder ihr Heil in der Flucht aus dem Bereich oder dem Unternehmen suchen. Dann ist in aller Regel genau das Gegenteil der Absicht erreicht worden.

Nur dann, wenn Druck auch mit klaren Chancen untermauert wird, führt er zu einer Identifikation mit der Zielstellung und letztlich erhöhter Leistungsbereitschaft. Daraus resultiert auch die Erkenntnis, dass die gern propagierte Chancengleichheit kein probates Mittel ist, um letztlich bessere Leistungen zu erreichen. Chancen müssen individuell gestaltet und mit einem gewissen Mass an Druck untermauert werden. Nur so führt die Verbindung von Druck und Chancen zu wünschenswerten Ergebnissen.

Wichtig ist es dabei, den Druck nicht allgemein auf ein Team oder einen Arbeitsbereich, sondern ganz gezielt auf einzelne Individuen auszuüben. Daraus resultiert eine entwicklungsgerechte Dosierung von Druck, der immer auf das Erreichen der nächstliegenden Entwicklungsziele ausgerichtet und mit individuell als wertvoll empfundenen Chancen verbunden sein muss.


Chancen müssen nicht nur gegeben, sondern auch erreichbar sein. (Bild: berkut / Shutterstock.com)
Chancen müssen nicht nur gegeben, sondern auch erreichbar sein. (Bild: berkut / Shutterstock.com)


Chancen müssen nicht nur gegeben, sondern auch erreichbar sein

Oftmals vermitteln unerfahrene Führungskräfte ihren Mitarbeitern Chancen, die so gar nicht vorhanden sind. Das spüren die Betroffenen sehr schnell, da die offerierten Gelegenheiten nichts mit der Lebenswirklichkeit der Beschäftigten zu tun haben. Was kann ein durchschnittlich leistungsfähiger Produktionsarbeiter mit der Chance anfangen, irgendwann einmal Führungskraft werden zu können?

Zunächst nichts, da ein solches Ziel weit ausserhalb der Vorstellungskraft realistisch denkender Menschen liegt. Für die Befähigung als Führungskraft ist mehr vonnöten als nur Fleiss und eine gewisse Sachkenntnis. Dazu gehören auch interpersonelle Fähigkeiten, die der angesprochene Produktionsarbeiter so vielleicht gar nicht mitbringt. Die Aussicht auf eine Lohnerhöhung erscheint hier viel reizvoller, da diese eher den Möglichkeiten und nächsten Interessen des Arbeiters entspricht.

Hier zeigt sich schon, dass Chancen letztlich auch nicht gemachte, aber empfundene Versprechungen auf die Zukunft sind. Werden diese Chancen mit dem notwendigen Druck untersetzt, müssen sie aber auch erreichbar sein. Wenn ein Beschäftigter unter dem sanften Druck seines Vorgesetzten die nächsten Entwicklungsschritte geht, dann muss die in Aussicht gestellte Chance auch mit Leben erfüllt werden. Sonst stellt sie sich schnell als Lüge heraus und führt zu einer künftig eher ablehnenden Haltung des chancenorientierten Drucks, der dann nicht selten auch als Erpressung verstanden wird.

Bevor sich Vorgesetzte für den komfortablen Weg des chancenorientierten Drucks entscheiden, sollten sie immer prüfen, welche Chancen für den einzelnen Beschäftigten interessant und erreichbar sind und wie viel Druck erforderlich ist, um eine solche Entwicklung anzukurbeln. Alles andere ist kontraproduktiv und führt zu einem Spannungsverhältnis zwischen Beschäftigten und Vorgesetzten. Das gilt übrigens auf jeder Ebene der Hierarchie.

 

Oberstes Bild: © romrf – Shutterstock.com

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