Was kosten Sie Konflikte im Unternehmen?

Eine eigenartige Frage? Durchaus nicht. Konflikte im Unternehmen sind ein Kostenfaktor, der oftmals nicht erkannt wird oder nicht berechenbar erscheint. Besonders dann, wenn das Konfliktmanagement im Unternehmen nicht stimmig ist oder vielleicht gar nicht vorhanden, drohen Verluste, die sich zwar im Einzelfall nur selten in Zahlen ausdrücken lassen, in der Masse aber doch empfindlich zu Buche schlagen.

Wie hoch andauernde Konflikte auf der Minusrechnung erscheinen und wie ein vernünftiges Konfliktmanagement hier Abhilfe schaffen kann, überdenkt der Autor in diesem Beitrag. Dabei geht es hier weder um Zahlen in Franken und Rappen noch um den „heissen Tipp“ zum Konfliktmanagement. Vielmehr beschreibt der Autor Standards, die sich in jedem Unternehmen umsetzen lassen.

10 % der Arbeitszeit gehen für Konflikte drauf

Das stimmt so nicht ganz, spiegelt aber doch sehr anschaulich wider, dass etwa vier Stunden Arbeitszeit in der Woche konfliktbedingt durch keine oder mangelnde Leistungen vertrödelt werden. Das ist immerhin in etwa ein halber Arbeitstag, der auf die Masse der Beschäftigten umgelegt schon empfindlich zu Buche schlägt.

So negativ diese Wahrnehmung auch erscheinen mag, sie hat auch etwas Gutes. Zeigt sie doch, dass in den meisten Unternehmen selbst im Konfliktmanagement noch jede Menge Reserven für eine höhere Effizienz schlummern.

Martin-Niels Däfler, Autor bei Harvard Business Manager, hat gefragt und 352 Berufstätige haben geantwortet. Im Ergebnis dieser Umfrage kam unter anderem heraus, dass eben durchschnittlich jene 10 % der Arbeitszeit durch schwelende und nicht geklärte unternehmensinterne Konflikte verschwendet werden.

Wer jetzt hochrechnet, was die einzelne Arbeitsstunde kostet und wie viel Produktionsausfall in dieser Zeit entsteht, kann sich je nach Unternehmensgrösse und Umsatz schon ein Bild davon machen, wie teuer Konflikte im Unternehmen werden können. Und diese Zahl scheint nur die mittlere Berechnung zu kennzeichnen. Was wird, wenn die Konfliktwelle im Unternehmen breiter und länger schwappt und vielleicht zu 20 % Ausfall führt? Das kann dann schon richtig an die Substanz gehen.

Folgt man den Ergebnissen der nicht repräsentativen, aber aussagekräftigen Umfrage weiter, wird offenbar, dass in jedem Jahr etwa die Hälfte der Mitarbeiter in unternehmensinterne Konflikte auf irgendeine Weise verwickelt sind. In grossen Unternehmen geben etwa 30 % der Befragten an, mehrmals im Jahr in solche Konflikte verwickelt zu sein, die das Arbeitsklima vergiften und durchaus zu Einbrüchen in der Produktivität von Teams oder ganzen Unternehmen führen können.

Dabei können die Ursachen für die Konflikte durchaus sehr unterschiedlich sein. Quellen solcher Konflikte sind persönliche Befindlichkeiten, rein organisatorische Fehlkonstellationen und natürlich auch arbeitsbedingte und unternehmensspezifische Auseinandersetzungen praktisch über alle Hierarchieebenen hinweg.

Etwa 17 % der Konflikte sind rein privater Natur, ein ganzes Drittel entfällt jedoch auf betriebsbedingte Auslöser. Letztlich gehen laut der Umfrage Mitarbeiter so weit, trotz offensichtlicher Gesundheit krank zu Hause zu bleiben, um dem Konflikt auszuweichen oder dem Vorgesetzten einfach eins auszuwischen.


Ursache für besonders lang andauernde oder hartnäckige Konflikte ist ein fehlendes oder mangelhaftes Konfliktmanagement im Unternehmen. (Bild: wavebreakmedia / Shutterstock.com)
Ursache für besonders lang andauernde oder hartnäckige Konflikte ist ein fehlendes oder mangelhaftes Konfliktmanagement im Unternehmen. (Bild: wavebreakmedia / Shutterstock.com)


Mangelhaftes Konfliktmanagement

Ursache für besonders lang andauernde oder hartnäckige Konflikte ist ein fehlendes oder mangelhaftes Konfliktmanagement im Unternehmen. Oftmals fehlt es ganz einfach an geschulten Spezialisten in Sachen Konfliktbearbeitung und -lösung, um ein schnelles Ende der teuren und störenden Auseinandersetzungen zu erreichen. Und fast immer fehlt es an der gezielten Umgangsweise mit solchen Konflikten. Was nützt da im Leitbild der nette Satz: Konflikte treiben unsere Entwicklung voran.

Eine solche vorwärtstreibende Wirkung können Konflikte nur haben, wenn sie adäquat ihrer Auslöser auch produktiv bearbeitet und gelöst werden können. Dies hingegen fällt in den meisten Unternehmen aus, weil es dort schlicht und ergreifend an den notwendigen Werkzeugen zur Konfliktlösung fehlt.

Notwendig für einen vernünftigen oder gar produktiven Umgang mit Konflikten ist die Erkenntnis, dass Konflikte als solche erst einmal erkannt und offengelegt werden müssen. Dazu bedarf es einer Ansprechstelle im Unternehmen, die im besten Fall der jeweils Vorgesetzte sein sollte. Nur selten sind gute Führungskräfte aber auch gute Konfliktmanager. Oftmals fühlen sie sich persönlich angegriffen oder schätzen ein vorhandenes Konfliktpotenzial völlig verkehrt ein.

Besser ist es da schon, wenn es im Unternehmen zumindest einen geschulten Mediator oder Coach gibt, der auch als „Sammelstelle“ für unternehmensinterne Beschwerden und Anfragen fungieren kann. Hier kann die Unzufriedenheit einzelner Mitarbeiter oder ganzer Belegschaften ein geeignetes Ventil finden. Wie eine Schlichtungsstelle sammelt der interne Mediator die Beschwerden und ermittelt die Gründe. Daraus ergibt sich schnell ein Bild für wichtige Veränderungen in der Kommunikation. So lassen sich viele Konfliktpotenziale schnell und nachhaltig beseitigen, ohne totgeschwiegen weiterschwelen zu dürfen.

Erfahrene Unternehmer pflegen in ihren Betrieben ganz gezielt ein sehr offenes Konfliktmanagement. Weil sie wissen, wie teuer langanhaltende Konflikte im Unternehmen werden können und wie schwer es ist, heimlich ausgelebte Konflikte nachhaltig zu lösen. Dabei ist es nicht nur der Kostenfaktor, der diese Unternehmer umtreibt. Es ist vor allem auch die gelebte Verantwortung für ein angenehmes Arbeitsklima im Unternehmen, das letztlich als wichtiger Faktor in der Wertschöpfungskette auch für gute Zahlen sorgen kann. An diesen Gedanken jedoch müssen sich viele Unternehmen und Führungskräfte erst noch gewöhnen. Genau wie an den Gedanken daran, dass schwelende und offen ausgetragene Konflikte Tag für Tag bares Geld kosten.

 

Oberstes Bild: © mast3r – Shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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