Wofür arbeiten wir?

Die Arbeit hat in der menschlichen Geschichte nicht nur ihre Inhalte, sondern immer auch ihren Stellenwert im Leben verändert. War Arbeit in prähistorischer Zeit noch allein auf die Befriedigung lebensnotwendiger Bedürfnisse wie Ernährung und Kleidung ausgerichtet, so bietet heute die Arbeit neben der Sicherung der lebensnotwendigen Grundlagen auch die Erfüllung besonderer Ansprüche und Wünsche und stellt auch im gesellschaftlichen System die Grundlage für Anerkennung und Wertschätzung dar.

Für die Arbeit schlechthin gibt es heute mehrere Gründe:

  • Geld
  • Anerkennung
  • Liebe und
  • Wunscherfüllung.

Während sich Geld und Wunscherfüllung als vorrangig materielle Faktoren darstellen, sind Anerkennung und Liebe zwei Gründe für Arbeit, die einen eher immateriellen Hintergrund bedienen. Schauen wir uns die Motivationen für die Arbeit einmal genauer an.

Arbeit für Geld

Geld ist ein universelles Tauschmittel, mit dem sich Waren und Leistungen in fast jedem Massstab erwerben lassen. Während in alten Gesellschaften noch Produkte, Rohstoffe oder Leistungen getauscht wurden, ist Geld zum universellen Tauschgegenstand für nahezu alle wirtschaftlichen Bereiche geworden. Wir tauschen nicht mehr Eier gegen Brot, hobeln keine Bretter mehr im Tausch zum Eindecken unseres Daches und wir bestellen nicht mehr des Nachbarn Acker gegen das Futter für unsere Haustiere.

Heute erbringen wir Arbeit für Geld, mit dem wir andere Produkte und Leistungen am Markt erwerben können. Dementsprechend hat jede Arbeit einen Geldwert. Für eine bestimmte Summe an Geld erbringen wir unterschiedlichste Leistungen. Mit dem Lohn in Form von Geld können wir dann lebensnotwendige Produkte kaufen, Schönes und Nützliches erwerben und auch für die Zukunft vorsorgen. Geld ist also einer der wichtigsten Gründe, der Arbeit sinnvoll und in einem gewissen Masse auch berechenbar macht.

Mit Geld können wir nicht nur Dinge und Leistungen kaufen, oftmals wird über die Menge an verfügbarem Geld auch der gesellschaftliche Status bestimmt. Damit lohnt sich Arbeit für Geld in mehrfacher Hinsicht und dient längst nicht mehr nur der einfachen Bedürfnisbefriedigung.

Arbeit für die individuelle Wunscherfüllung

Abseits der Arbeit für Geld lassen sich bestimmte Wünsche auch ohne die Arbeit für Geld erfüllen. So arbeiten wir beispielsweise im Garten, um uns ein angenehmes Wohnumfeld zu schaffen. Wir arbeiten an einem Buch, um nachfolgenden Generationen in dieser Form etwas Greifbares zu hinterlassen oder wir arbeiten handwerklich in unserer Wohnung, um unser Leben dort noch schöner und komfortabler zu machen.

Für diese Arbeiten erhalten wir in aller Regel kein Geld, sichern uns aber damit im Rahmen unserer Möglichkeiten die Erfüllung ganz persönlicher Wünsche. Oftmals geben wir für diese Arbeiten beziehungsweise für das notwendige Material sogar Geld aus, anstatt dieses zu erhalten. Dennoch schaffen wir uns damit gewissermassen einen geldwerten Vorteil, der darin besteht, dass wir für die selbst erbrachte Leistung kein Geld hergeben müssen. Das ist auch der Motivator für viele, die beispielsweise durch Eigenleistungen beim Hausbau am Gesamtpreis sparen können.

Arbeit für Anerkennung

Nicht immer ist unsere berufliche oder private Arbeit nur mit Geld an sich verknüpft. Oftmals arbeiten wir auch für ein gewisses Mass an zwischenmenschlicher oder gesellschaftlicher Anerkennung. Das ist auch ein Grund dafür, warum Menschen teilweise über die geforderte Leistung hinaus Ergebnisse erbringen, die monetär nicht bewertet werden. Dazu spornt uns beispielsweise das erwartete Lob des Vorgesetzten oder das Erreichen eines bestimmten gesellschaftlichen Status an.

Wer beispielsweise in Vereinen aktiv ist, tut das nicht wegen Geld und auch nicht nur für die einfache Befriedigung seiner Bedürfnisse etwa bei der Ausübung eines Hobbys. Oftmals sind es auch bestimmte Stellungen in der Gesellschaft, die damit erreicht werden sollen. So arbeiten Politiker beispielsweise an ihrer Karriere, um damit ihren gesellschaftlichen Status zu verbessern. Dafür gibt es oftmals nicht sofort Geld oder geldwerte Leistungen, aber zumindest die Aussicht auf einen anerkannteren Status im gesellschaftlichen und politischen System.

Auch im beruflichen Leben wird oftmals neben dem reinen Gelderwerb auch für Anerkennung gearbeitet. So werden immer wieder besondere Leistungen erbracht, für die nicht unbedingt Geld, aber zumindest ein bestimmtes Mass an persönlicher, kollektiver oder gesellschaftlicher Anerkennung erwartet wird. Das betrifft auch Leistungen, die im Rahmen der persönlichen Wunscherfüllung erbracht werden. Ein schöner Garten wird beispielsweise auch vom Nachbarn gelobt und wertet uns in unserem Tun auf.


Mit vielem was wir tun, möchten wir auch die Aufmerksamkeit bestimmter Menschen in unserem Umfeld erreichen. (Bild: Mi.Ti. / Shutterstock.com)


Arbeit für Liebe

Mit vielem was wir tun, möchten wir auch die Aufmerksamkeit bestimmter Menschen in unserem Umfeld erreichen. Aus oder für die Liebe tun wir vieles, wofür wir kein Geld bekommen. Schon im pubertären Alter basteln wir stundenlang Liebesbriefe und kleine Geschenke, suchen nach den schönsten Liebesgedichten oder reparieren für die Angebetete das Fahrrad. Dafür erwarten wir kein Geld und ein einfaches Lob ist uns dann eigentlich auch zu wenig.

Wir wollen die Aufmerksamkeit auf unseren Wert als geliebter Mensch lenken und uns mit bestimmten Arbeiten ganz in den Vordergrund rücken. Das gelingt nicht immer, aber Liebe zu einer anderen Person ist für unsere Arbeit ein wichtiger Motivator. Aus Liebe übernehmen wir auch Arbeiten, auf die wir eigentlich keine Lust haben. Manchmal ist es auch die Liebe, die uns zu Leistungen antreibt, die wir sonst nie erreichen könnten.

Am erfolgreichsten sind übrigens Menschen, die alle Gründe für das menschliche Arbeiten gekonnt miteinander verbinden können. Im Regelfall sind die Menschen am fleissigsten und letztlich auch am erfolgreichsten, die eben nicht nur für Geld oder für die ganz persönlichen Wünsche arbeiten, sondern auch für Anerkennung und Liebe aktiv sind.

 

Oberstes Bild: © B Studio – Shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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