Der Handel im Wandel

Seit Jahrtausenden schon bildet der Handel die Basis für den Austausch von Rohstoffen, Waren und Produkten. In vorchristlichen Zeiten zogen Handelstreibende durch das Land, oftmals über tausende Kilometer hinweg und boten ihre Waren feil. Salz, Edelmetalle, Schmuck, Gewürze, Felle und später auch Extravagantes und Kurioses waren beliebte Handelsgüter.

Seit der Zeit der Karawanen und einzelner fliegender Händler hat sich im Handel viel getan. Es entstanden ganze Flotten von Handelsschiffen, die ersten Ladengeschäfte boten mehr oder weniger spezialisiert Waren vor Ort an und heute ist auch das Internet zu einer der vielgenutzten Handelsplattformen geworden. So erlebte der Handel nicht nur in der weiter entfernten Geschichte einen ständigen Wandel. Auch heute noch gibt es im Handelsbereich immer wieder Veränderungen, die sich nachhaltig auf Händler und Kunden und damit auch auf die Beziehungen untereinander auswirken.

Vom Detailhändler ins Internet

Traditionell werden Lebensmittel, Waren des täglichen Bedarfs, Kleidungsstücke und technische Artikel beim Detailhändler eingekauft. Hier findet der Tausch Ware gegen Geld direkt vor Ort statt. Die Kunden bestimmen ihren Bedarf, Händler richten sich darauf aus. Im Geschäft wird die Ware vom Kunden geprüft, Verkäufer beraten, empfehlen und kassieren letztlich ab. So ist der Einkauf im Detailhandel ein wechselseitiger Prozess, der direkt zwischen dem Händler und dem Kunden stattfindet.

Etwas anders stellt sich der Handel im Internet dar. Hier wird der Entscheidungs- und Kaufprozess auf der einen Seite vereinfacht und auf der anderen Seite abgekürzt. Schon der Bedarf wird hier anders geregelt, da die Wunschentwicklung und die Möglichkeiten der Wunschbefriedigung durch spezialisierte Werbeformen ganz anders gestaltet werden. Eher nachteilig für die Kunden ist es, dass sie die Waren nicht anfassen und ausprobieren können.

Hier muss sich der Käufer auf den Wahrheitsgehalt der Angabe im Produkttext verlassen. Eine gründliche Beratung findet im Internet eher selten statt. Auch der Kaufprozess selbst ist ein anderer. Waren werden in den virtuellen Warenkorb gelegt und dann bestellt. Die Bezahlformen sind in aller Regel bargeldlos. Auch kann der Käufer die Ware nicht direkt mit nach Hause nehmen, sondern muss auf die Lieferung warten. Dennoch erfreut sich der Handel im Internet auf beiden Seiten des virtuellen Ladentisches zunehmender Beliebtheit.


Die Möglichkeiten des Online Shoppings wirken sich nicht nur auf die Beziehungen zwischen Händler und Endverbraucher aus. (Bild: Max Griboedov / Shutterstock.com)


Auch Händler kaufen anders ein

Die Möglichkeiten des Online Shoppings wirken sich nicht nur auf die Beziehungen zwischen Händler und Endverbraucher aus. Auch die Detailhändler selbst sind zum Teil anderen Handelswegen unterworfen. Früher fuhr der Einzelhändler zum Grosshändler und kaufte dort die Waren ein, die er im eigenen Laden weiterverkaufen wollte. Das wird auch heute noch in vielen Fällen so geregelt. Grosse Detailhändler haben fest kalkulierte Bestellmargen und die Geschäfte der grossen Detail-Handelsketten werden entsprechend des aktuellen Angebotes und der Nachfrage vor Ort quasi automatisch beliefert.

Aber auch hier macht sich das Internet zunehmend breit. Immer mehr Detailhändler beziehen ihre Waren direkt vom Hersteller oder ordern ihren Warenbestand bei Grosshändlern im Internet. Das stellt für die Grosshändler für Ort eine Bedrohung von Umsatz und Gewinn dar. Viele Händler treten dieser Entwicklung mit der Kombination von Präsenz- und Online Angebot gegenüber. Das scheint zumindest eine vorübergehende Lösung zu sein.

Streckenhandel schliesst Zwischenhändler im Online Geschäft aus

Auch im Online Handel selbst ist Bewegung. Die relativ neue Form des Streckenhandels gewinnt zunehmend mehr Akzeptanz. Das Modell stammt aus dem amerikanischen Wirtschaftsraum und hat in Europa längst Fuss gefasst. Der Online Händler gibt hier die Bestellung seiner Kunden direkt an den Hersteller oder an einen Online Grosshändler weiter. Dieser wiederum bedient den Endverbraucher und benutzt dazu die Rechnungen und Verpackungen des kleinen Online Händlers.

Der Online Händler selbst kauft nicht mehr ein, braucht keine Waren vorzuhalten und spart entsprechend auch die Lagerkapazitäten. Darüber hinaus spart er sich auch die Arbeit für Verpackung und Versand der bestellten Waren. Alles in allem wird an den Zwischenhändlern im Netz vorbei gearbeitet. Das wirkt sich günstig auf die Preise aus und macht viele Online Angebote noch attraktiver.

Attraktiv ist diese Handelsform auch für Existenzgründer im Online Handel, die sich jegliche Lagerhaltung und sogar den Aufwand für ein eigenes Ladengeschäft mit dem Modell des Streckenhandels sparen können.

Schlussfolgerungen für den Handel

Letzteres Beispiel zeigt, dass auch der moderne Handel einem steten Wandel unterworfen ist. Detail-Händler müssen zunehmend besser auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen und dazu auch unterschiedlichste Vertriebswege in Betracht ziehen. Auch wenn der stationäre Handel nicht vollends aus dem Bild der Wirtschaft verschwinden wird, bietet doch der Online Handel unterschiedlichste Chancen und Risiken. Diese gilt es zu erkennen, gegeneinander sorgfältig abzuwägen und letztlich mit in die Strategien des Handels einzubeziehen.

Der Handel funktioniert heute nur noch selten nur auf der Basis von Ladengeschäften, Grossmärkten und Discountern. Für solche Handelseinrichtungen ist die Kombination von offline und online Geschäft meist die komfortable Lösung. Für die Hersteller der Handelswaren selbst bietet das Internet abgekürzte Vertriebswege und in vielen Fällen eine direkteren Weg zum Endverbraucher.

Darauf setzen zunehmend vor allem zukunftsorientierte Hersteller, die teilweise schon ganz auf den Vertriebsweg des Präsenzhandels verzichten. Direkt aus der Produktionshalle zum Endverbraucher ist ein Weg der Zeit, Kosten und Aufwand spart – oftmals zu Lasten der kleineren Zwischenhändler, die sich jetzt neu orientieren müssen.

 

Oberstes Bild: © hxdbzxy – Shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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