Karriere-Sabotage: So können Sie sich dagegen wehren

In einem anderen Blogbeitrag ging es darum, wie distanzierte Kollegen zu Partnern werden können. Allerdings ist es essenziell, Distanziertheit von dem Versuch zu unterscheiden, Ihre Position im Unternehmen und Ihre Karriereentwicklung aktiv zu sabotieren – aus welchen Gründen auch immer. Wenn Sie das definitive Gefühl haben, dass eines Ihrer Teammitglieder oder auch ein Vorgesetzter auf dieses Ziel aus ist, müssen Sie zunächst an Ihr eigenes Wohl denken und drastischere Massnahmen ergreifen, bevor Sie sich um das generelle Arbeitsklima sorgen.

Wir haben Ihnen einige Strategien zusammengestellt, wie Sie mit dieser Situation am geschicktesten umgehen können.

Es gibt eine Reihe von Anzeichen, dass ein Kollege, eine Gruppe oder ein Vorgesetzter strategisch und bewusst versuchen, Ihnen Steine in den Weg zu legen und sie zu Fall zu bringen. Wenn die folgenden Verhaltensweisen gehäuft auftreten, sollten Sie sich Sorgen machen. Für sich allein genommen, können sie auch einfach auf einen erhöhten Stresslevel an Ihrem Arbeitsplatz hindeuten. Machen Sie sich also nicht verrückt; aber hören Sie auf Ihr Bauchgefühl, dieses hat in solchen Fällen meistens Recht.

Typische Anzeichen für eine geplante Sabotage durch einen Kollegen sind

  • das Zurückhalten und nicht Weiterkommunizieren von wichtigen Informationen
  • offene, dauerhafte Kritik an Ihren Ideen und Ansätzen während Meetings und in anderen Gruppensituationen
  • die Generierung und Verbreitung von Gerüchten, die Ihre Person betreffen: die meist gewählte Form der subtilen, langsam wirkenden Sabotage
  • die Verweigerung zu kooperieren und Sie bei Projektarbeiten zu unterstützen (selbst wenn dies eigentlich von der Projektleitung so vorgesehen ist)
  • der Versuch, Sie kontinuierlich vor Ihren Vorgesetzten in einem nachteiligen Licht dastehen zu lassen

Weitere Indikatoren für eine bereits wirksame Sabotage sind

  • wenn Sie nicht die Projektverantwortlichkeiten zugesprochen bekommen, die Ihnen eigentlich zustehen würden
  • wenn Ihnen Ihre Vorgesetzten plötzlich und scheinbar grundlos distanziert begegnen
  • wenn sich das Verhalten Ihrer Teamkollegen Ihnen gegenüber von einem auf den anderen Tag negativ verändert
  • wenn sich Ihnen jemand plötzlich ausserordentlich freundlich oder hilfsbereit gegenüber zeigt, der Sie zuvor kaum zur Kenntnis genommen hat
  • wenn Sie das Gefühl haben, auf Ihre Dokumente und Unterlagen wurde ohne Zustimmung Einblick genommen (on- und offline)

2. Identifizieren Sie die Ursachen

Wenn Sie tatsächlich das Gefühl haben, ein individueller Kollege oder eine Gruppe versucht an Ihrem Stuhl zu sägen, dann finden Sie zunächst heraus, was die Gründe hierfür sein könnten. Hiervon hängt Ihre nachfolgende Strategie ab. Ursachen für einen Sabotageversuch könnten sein:


Gerade wenn Sie neu an Ihrem Arbeitsplatz sind, versuchen Sie aber natürlich noch, eine gute Teambeziehung aufzubauen. (Bild: Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de)


  • Die Arbeitskultur Ihres Unternehmens bewertet individuelle Leistung höher als Teamwork. Gerade wenn Sie neu an Ihrem Arbeitsplatz sind, versuchen Sie aber natürlich noch, eine gute Teambeziehung aufzubauen. Strategisch denkende Mitstreiter können diese Prioritätenverschiebung für ihre Zwecke nutzen, indem sie noch kompetitiver als gewöhnlich vorgehen.
  • Eventuell werden Sie auch von einigen Kollegen als Bedrohung wahrgenommen, die aus dem Arbeitsumfeld entfernt werden sollte. Dies kann an Ihrer Persönlichkeit, aber auch an Ihren ausgezeichneten Leistungen liegen, die die Ergebnisse Anderer in den Schatten stellen.
  •  Sie haben eine Verantwortung oder ein Projekt zugesprochen bekommen, auf die ein Kollege schon lange gewartet und hingearbeitet hat.
  •  Ein individueller Kollege fühlt sich seinerseits von Entlassung oder Versetzung bedroht oder bricht schlicht unter dem eigenen Arbeitsstress zusammen. Häufig reagieren Menschen auf diesen Druck, indem sie ihn weitergeben und andere mit in die eigene Abwärtsspirale zu ziehen versuchen, um nicht als „Ausreisser“ dazustehen.
  •  Manchmal haben Sie auch einfach das Unglück an Menschen als Kollegen zu geraten, die aus reiner Lust strategisch den professionellen Untergang anderer planen. Diese Machiavelli-Typen sind in der Realität eher selten, aber es gibt sie.

3. Bleiben Sie gelassen

Machen Sie sich Notizen, wenn Ihnen etwas auffällt – so unmittelbar nach dem Vorfall wie möglich. Sichern Sie alle entsprechenden Mails und SMS. Lassen Sie keine Details aus. Überprüfen Sie ihre Notizen ruhig und im Gespräch mit persönlich Vertrauten, die keinesfalls am selben oder einem branchenverwandten Arbeitsplatz arbeiten sollten. Schätzen Sie ab, ob Sie überreagieren. Gerade wenn Sie selbst eine unsichere, stressige Phase durchlaufen, werden Sie häufig Sabotagesignale wahrnehmen, die eigentlich keine sind. Gehäufte Kritik etwa muss noch kein Versuch sein, Sie loszuwerden. Beschreiben Sie Ihrem Vertrauten die Vorgänge so neutral und objektiv wie möglich und lassen Sie auch die Möglichkeit zu, dass Ihr eigener Filter Sie hat einen Elefanten sehen lassen, wo lediglich eine Mücke am Werk war.

Gehen Sie nicht automatisch von negativen Absichten aus – aber seien Sie aber auch bereit, Ihre Gutgläubigkeit, Naivität und Ihre generelle Menschenliebe in Frage stellen zu lassen. Unternehmen Sie erst aktive, irreversible Schritte gegenüber dem vermeintlichen Saboteur, wenn Sie sich ganz sicher sind, dass er (oder sie) einer ist – alles andere kann Ihr Arbeitsklima nachhaltig vergiften. Warten Sie im Zweifelsfalle lieber noch eine Woche ab, bevor Sie eingreifen.

4. Lassen Sie sich nicht manipulieren

Vor allem wenn es um eine Position oder eine Aufgabe geht, die mehrere Personen besetzen möchten oder auf die diverse Bewerbungen laufen, dann lassen Sie sich diesbezüglich von niemand einen sprechenden Floh ins Ohr setzen. Natürlich sollten Sie auch nicht paranoid werden und hinter jeder Bemerkung Ihrer Mitbewerber den Versuch wittern, Sie nervös zu machen. Achten Sie einfach darauf, ob Mitbewerber verstärkt versuchen, Sie in Gespräche zu ziehen und dann zu verunsichern.

Entziehen Sie sich diesen Situationen einfach höflich, schnell und neutral bleibend. Lassen Sie sich auch nicht zu anscheinend wohlgemeinten komplizenhaften Unterhaltungen verleiten, in denen Sie dazu gebracht werden sollen, über Ihre Mitbewerber negative Aussagen zu treffen. Ihre Vorgesetzten werden Sie in der Bewerberphase genau beobachten – ein fairer Umgang mit Ihren Mitbewerbern erzielt in 99 % aller Fälle positive Punktzahlen.

5. Gehen Sie auf intelligenten Konfrontationskurs

Sehr häufig erwarten Saboteure wenig bis gar keinen Gegenwind. Enttäuschen Sie sie. Konfrontieren Sie als erstes den Kollegen oder die Gruppe selbst, die sie verdächtigen. Dies muss nicht unbedingt in einer negativen Auseinandersetzung enden. Arbeiten Sie ruhig die Gründe heraus, warum der- oder diejenige Sie objektiv nicht fürchten muss und versuchen Sie zunächst, gemeinsame Interessen in den Vordergrund zu stellen. Erst, wenn dies nicht funktioniert, gehen Sie zu Ihrem Vorgesetzten oder der Personalabteilung. Bringen Sie für dieses Gespräch in jedem Fall soviel substanzielles Beweismaterial mit wie möglich. Nur auf der Basis objektiv nachvollziehbarerer Ereignisse wird Ihr Management bereit sein, einzugreifen.

Oberstes Bild: @ Tijana – Fotolia.com

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Mehr zu Caroline Brunner

Caroline Brunner ist freiberufliche Online-Journalistin mit Fokus auf Arbeitspsychologie, Entrepreneurship, Kommunikation, Karriereplanung, Nachhaltigkeit und Verbraucherthemen.

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