Xing Teil II: Vier Praktiken, die Kontaktpotenzial verschenken

Im ersten Teil dieses Doppelbeitrags ging es um vermeidbare Fehler bei der Erstellung Ihres LinkedIn- und Xing-Profils. Jedoch bringt Sie das ausgefeilteste Portfolio nicht weiter, wenn Sie anschliessend nicht optimal netzwerken. Die beiden Business-Plattformen sind als Kommunikationstools und für ein intelligentes B2B-Empfehlungsmarketing entwickelt worden. Wer sie einerseits optimal ausnutzt, kann dies deutlich in der Umsatzentwicklung beobachten.

Andererseits haben sich sowohl bei LinkedIn wie bei Xing spezifische Modi Operandi der Kontaktaufnahme und Pflege entwickelt. Die Art und Weise, wie Sie mit diesen umgehen, ist entscheidend für Ihre Akzeptanz und Beurteilung innerhalb der Netzwerke. Eine Auseinandersetzung mit den vier am häufigsten gemachten Fehlern im Umgang mit Kontakten ist deshalb nachhaltig investierte Zeit.

1. Ihre Kontaktaufnahme (die gerne mal wie eine Postwurfsendung aussieht)

Wie für viele Funktionen, bieten beide Plattformen automatisierte Kontaktanfragen an. Diese scheinen auf den ersten Blick Zeit zu sparen – ein Klick und das eigenen Netzwerk ist potenziell um einen Kontakt erweitert. Gerade von jungen Unternehmern oder Berufsanfängern, deren Ziel der schnelle Aufbau einer breit gefächerten Kontakt-Community ist, wird diese Funktion gerne exzessiv genutzt. Sie vermittelt das gute Gefühl, etwas für die eigene Vernetzung „getan“ zu haben. Dies ist ja auch der Fall; ob es allerdings ein positiver Akt war, ist fraglich. Denn hier gilt dasselbe wie für alle voreingestellten „Default“-Funktionen: Diese zu nutzen ist auch eine Aussage über einen selbst. Es bedeutet, eine Chance zur Alleinstellung und kreativen Individualisierung bewusst nicht zu nutzen.

Tatsächlich würde es Ihre Chancen für die Annahme Ihrer Kontaktanfrage in vielen Fällen um 100% erhöhen (das ist das Ergebnis multipler Umfragen zu diesem Thema), wenn Sie Ihre Anfrage stattdessen personalisieren. Eindruck hinterlassen Sie dann, wenn der Empfänger unmittelbar erfährt, warum Sie ihn kontaktieren, wo es inhaltliche Berührungspunkte gibt und wie er oder sie von der Kontaktaufnahme profitieren kann. Beispiele wären „Anknüpfend an unser inspirierendes Gespräch über…auf der XY Konferenz…“ oder „Ich fand Ihre Kommentare in unserer XY Gruppe sehr interessant; gerne würde ich mehr über Ihren Standpunkt zu XY erfahren“ oder, ganz schlicht „Ich habe gesehen, dass Sie sich ebenfalls für XY interessieren.“

Das gleiche gilt für die Nutzung der Funktion zum Massenversand von Mails. Diese bringen aufgrund des notwendigerweise generisch formulierten Betreffs und der völlig anonymen „Hallo“-Anrede so gut wie nichts, unabhängig von der tatsächlichen Qualität oder Mehrwertigkeit des Inhalts. Die mit ihnen scheinbar einhergehende Zeitersparnis ist also in Wirklichkeit eine Verschwendung von Ressourcen. Nehmen Sie sich stattdessen lieber die Zeit, persönliche Mails zu formulieren. Ist das unmöglich, dann werden Sie bessere Ergebnisse mit einem Gruppenpost an Gruppen erzielen, für die Ihre Inhalte relevant sind.


Persönliche Post kommt immer besser an als unpersönliche Massenmails. (Bild: S. Hofschlaeger / pixelio.de)


2. Ihr Kontaktpool (der sich bei soliden 28 eingependelt hat)

Die folgende Empfehlung ist im Kontext Ihres Angebotsportfolios zu sehen. Sind Sie bei LinkedIn oder Xing, um lediglich mit einem Profil präsent zu sein, das Informationen über Sie sowie eine Kontaktmöglichkeit verfügbar macht, dann ist die Zahl Ihrer Kontakte weniger relevant für Ihre Aussenwirkung. Wollen Sie die beiden Portale aber zum aktiven Social Media Marketing, Brand-Development und Image Building nutzen, dann sollten Sie versuchen, bei der Anzahl Ihrer Kontakte über 500 zu kommen. Basierend auf den inzwischen extensiven Nutzerbefragungen bei LinkedIn und Xing, findet ab 500 Kontakten ein Perspektivenwechsel beim Profilbesucher statt.

Hier wird Quantität zu Qualität: Denn jeder erfahrene Nutzer weiss, dass sich ein derart umfangreicher Kontaktpool nur mit einer Mischung aus intensivem, persönlichem Netzwerken, aktiver Teilnahme in Gruppen, vielfachem Empfohlen-worden-sein und einem attraktiven Portfolio erreichen lässt. Auf der praktischen Ebene bedeuten viele Kontakte für Dritte auch einen unbedingten Mehrwert für das eigene Empfehlungsmarketing. Einem Pool von 500+ Kontakten beizutreten heisst schlicht, mit nur einem Schritt Zugang zu vielen potenziell wertvollen Businessvenues zu erlangen. Damit ist nicht gesagt, dass das quantitative Contact-Building ins Zentrum der Aktivitäten bei Xing oder LinkedIn rücken sollte. Wichtig ist nur, neben der Qualität auch die Quantität im Blick zu haben, da diese bei vielen Nutzern in der Aussenwahrnehmung etwa ab dem 501. Kontakt verschmelzen.

3. Ihre Tags (Ordnung ist das halbe Xing-Leben)

Häufig wird das vorhandene Potenzial des eigenen Kontaktpools einfach deshalb nicht ausgeschöpft, weil es für Sie selbst nicht offen genug liegt und Ihre Kontakte nicht sinnvoll geordnet sind. Der intelligente Einsatz der Tag-Funktionen kann diesen Zustand ohne grosse Zeitinvestitition ändern. Sie können Ihre Kontakte so etwa nach möglichen Neukunden, Standorten, Portfolioschwerpunkten, persönlichen Interessen, Branchen oder Sprachen sortieren. Ihr Social Media Marketing trifft so exakt die Zielgruppen, die es inhaltlich ansprechen kann. Beide Plattformen bieten ausgezeichnete Online-Tutorials zur effizienten Nutzung ihrer respektiven Tag-Funktionen an. Zusätzlich gibt eine Reihe von kostenpflichtigen Tagging-Softwaretools, die zumindest bei der gröberen Kategorisierung helfen und eine intuitive Darstellung der Tag-Architektur bieten.

4. Ihre Suchspur (die eigentlich unsichtbar sein sollte)

Transparenz ist eine der herausragenden Eigenschaften von Xing und LinkedIn. Es ist entscheidend für Ihr Reputation auf beiden Plattformen, dass viele Ihrer Bewegungen nachvollziehbar sind und Sie sich selbst als offen und ansprechbar positionieren. Manchmal allerdings ist es dennoch sinnvoller, unsichtbar zu agieren. Wenn Sie etwa einen prospektiven Kunden oder Geschäftspartner näher beleuchten möchten, sollten Sie dies unbemerkt tun. Setzen Sie solange (aber nur solange!) Ihre privaten Einstellungen auf „anonym“ – und vergessen Sie nicht, dies nach Ihrer Recherche wieder rückgängig zu machen.

 

Oberstes Bild: © gigra – Fotolia.com

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Mehr zu Caroline Brunner

Caroline Brunner ist freiberufliche Online-Journalistin mit Fokus auf Arbeitspsychologie, Entrepreneurship, Kommunikation, Karriereplanung, Nachhaltigkeit und Verbraucherthemen.

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