Milch und Tränkewasser kostenlos auf PFAS testen lassen – Kanton startet Kampagne

Der Regierungsrat will sichere Lebensmittel und Vertrauen stärken. Landwirtschaftsbetriebe können ab Oktober Milch und Tränkewasser kostenlos testen lassen.

Der Regierungsrat will sichere Lebensmittel aus dem Kanton und die Gesundheit der Bevölkerung schützen. Dazu bietet er landwirtschaftlichen Betrieben die Möglichkeit, Milch und Tränkewasser auf PFAS untersuchen zu lassen. Diese Untersuchungen sind freiwillig, die Kosten trägt der Kanton.

Gleichzeitig erwartet er vom Bund praktikable Vorgaben, um das Vertrauen der Konsumentenschaft aufrechterhalten zu können.

Nachdem im Kanton St.Gallen Vorkommen von PFAS festgestellt wurden, liess der Regierungsrat im Herbst 2024 die Situation im Kanton durch ein verwaltungsinternes Fachgremium beurteilen. Erste Lebensmittel- und Umweltproben bestätigten, dass auch in Appenzell Ausserrhoden mit PFAS-Vorkommen zu rechnen ist.

Die Fachleute gehen anhand der ersten Untersuchungsergebnisse davon aus, dass es lokal betroffene Gebiete im Vorder- und Mittelland gibt. Die Datenlage lässt allerdings noch keine genauere Eingrenzung zu.


Was sind PFAS?

PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) sind eine Gruppe von mehreren tausend künstlich hergestellten Chemikalien. Sie werden wegen ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften seit Jahrzehnten in zahlreichen Produkten eingesetzt – zum Beispiel in Pfannenbeschichtungen, Outdoor-Kleidung, Lebensmittelverpackungen oder Löschschäumen.

Ein Problem: PFAS bauen sich in der Umwelt kaum ab und werden deshalb auch «ewige Chemikalien» genannt. Sie können sich in Böden, Gewässern, Tieren und im menschlichen Körper anreichern. Bestimmte PFAS stehen im Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein – etwa das Immunsystem zu schwächen oder Krebs zu begünstigen.

Darum gilt es, Belastungen frühzeitig zu erkennen und wo möglich zu vermeiden.


Kostenlose Tests für Landwirtschaftsbetriebe

Das will der Regierungsrat ändern. Er startet eine kostenlose und freiwillige Untersuchungskampagne für alle Landwirtschaftsbetriebe im Kanton. Diese erhalten die Möglichkeit, zwischen Oktober 2025 und März 2026 Milch und Tränkewasser auf PFAS-Belastungen untersuchen zu lassen. Anmeldefrist ist der 10. Oktober 2025.

Mit der Untersuchungskampagne möchte der Regierungsrat das Ausmass der Belastung besser fassen können. Er stärkt so das Vertrauen in landwirtschaftliche Produkte und unterstützt damit die Landwirtschaft. Die Untersuchungskampagne ist breit abgestützt. Sie wurde durch eine Begleitgruppe aus Vertretern der Land-, Milch-, Käse- und Fleischwirtschaft sowie der Ausserrhoder Gemeinden vorberaten.

Das Trinkwasser der öffentlichen Wasserversorgungen muss nicht mehr untersucht werden, weil dieses im Rahmen einer umfassenden Untersuchungskampagne des Interkantonalen Labors zusammen mit den Wasserversorgungen bereits kontrolliert worden ist. Das Trinkwasser erfüllt die heutigen gesetzlichen Vorgaben.

Effiziente Milchuntersuchungen

Die Milchproduktion ist ein wichtiges Standbein der Ausserrhoder Landwirtschaft. Milch hat zudem den Vorteil, dass sie effizient untersucht werden kann. Mehrere Milchkühe können gleichzeitig in einer einzigen Tankmilchprobe des Betriebs auf eine mögliche PFAS-Belastung hin abgeklärt werden.

Aktives Handeln empfohlen

Werden verdächtige Werte in der Tankmilchprobe eines Betriebs festgestellt, wird auch das eingereichte Tränkewasser untersucht. Bei Betrieben ohne Milchproduktion wird direkt das Tränkewasser analysiert. Danach werden die Landwirtschaftsbetriebe über die Resultate informiert. Betroffenen Betrieben wird ein aktives Handeln empfohlen. Für Milch gelten derzeit noch keine Höchstwerte. Der Bund wird aber voraussichtlich in Zukunft solche einführen.

Deuten die Untersuchungen auf PFAS-Vorkommnisse auf einem Betrieb hin, müssen vertiefte Abklärungen gemacht werden. Um mögliche betroffene Betriebe zu begleiten, schafft der Kanton ein Beratungsangebot für Landwirte. In welcher Art sich der Kanton an den möglichen Folgekosten beteiligt, kann erst nach der Untersuchungskampagne entschieden werden.

Bund soll Führungsrolle übernehmen

Wie jeder Kanton untersteht Appenzell Ausserrhoden der eidgenössischen Lebensmittelgesetzgebung, welche die sichere Produktion von Lebensmitteln in der gesamten Schweiz sicherstellen soll. Der Regierungsrat und die kantonale Verwaltung verfügen nicht über die Kompetenz, eigenständige Vorgaben zu machen. Aus diesem Grund ist es dem Regierungsrat ein besonderes Anliegen, dass der Bund in diesem Bereich seine Führungsrolle wahrnimmt und in nützlicher Frist Rechtssicherheit durch praktikable Vorgaben für die landwirtschaftlichen Produzenten und die Vollzugsbehörden schafft.

 

Quelle: Kanton Appenzell Ausserrhoden
Bildquelle: Symbolbild © Robert N Brown/Shutterstock.com

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