US-Zölle: Wie geht es weiter für die Schweizer Wirtschaft?

Was bedeuten die US-Zölle für die Schweizer Wirtschaft und die Finanzmärkte? Vieles konnte man dazu hören und lesen. Was wir darüber denken, wird nachfolgend zusammengefasst.

Wie es weitergeht, ist aus heutiger Sicht schwer abzuschätzen, da die Haltung der Amerikaner sich jederzeit ändern kann, oder auch nicht. Das gilt sowohl für den Basiszoll von 39% als auch für die Zolldrohungen gegen die Pharmabranche. Wir gehen davon aus, dass es mit der Zeit gelingen wird, den Basiszoll etwas zu senken, wahrscheinlich in den Bereich von 15% – 20%. Vorerst wird man sich aber mit den 39% arrangieren müssen.

Die Pharmabranche ist eine andere Baustelle und betrifft nicht nur die Schweizer Firmen. Die Zölle betreffen vor allem Exportbranchen und Firmen, die es bisher schon nicht leicht hatten und unter der Schwäche in Deutschland leiden. Ihre wirtschaftlichen Probleme wurden bisher durch den Binnenmarkt aufgefangen. Der Binnenmarkt und der Private Konsum werden die Schweizer Konjunktur weiterhin stützen. Das BIP-Wachstum wird sich abschwächen. Eine Rezession erwarten wir aber nicht. Die grösste Gefahr für die Schweizer Wirtschaft wäre eine Eskalation des Zollstreits auf globaler Ebene, beispielsweise eine massive Anhebung der US-Zölle gegenüber der EU. Das würde die Weltwirtschaft drastisch schädigen. Momentan sieht es nicht danach aus, aber das kann sich ändern.

SNB in den Fussstapfen der Fed

Die SNB hat momentan keinen Handlungsbedarf. Ähnlich wie die Fed muss sie zuerst einschätzen, was die Zölle für Auswirkungen auf die Inflation und die Konjunktur haben werden. Im Unterschied zur Fed geht es bei der SNB darum, wie stark die Inflationsrate sinkt. Jetzt die Zinsen zu senken, bringt den betroffenen Unternehmen nichts. Eine Erleichterung wäre ein schwächerer Franken. Daraus wird leider nichts. Der Franken wird zum Dollar nicht billiger werden. Das hat aber mehr mit dem Dollar als mit dem Franken zu tun. Das Vertrauen in den Dollar ist angekratzt. Mit den Angriffen gegen die Fed, den öffentlichen Forderungen von Trump für markant tiefere Zinsen und dem aggressiven Vorgehen gegenüber ihren Handelspartnern untergraben die Amerikaner das Ansehen des Dollars zusätzlich. Dagegen kann die SNB nichts machen.

Aktienmarkt zeigt kaum Reaktion

Die Schweizer Aktien haben bisher gelassen auf den US-Zoll reagiert. Fundamental ist das gerechtfertigt, emotional doch einigermassen überraschend. Es spricht für die Liquidität des Marktes, die Qualität der gehandelten Unternehmen und die Rationalität der Investoren. Auch das kann sich jedoch ändern. Wie stark die Aktien leiden und wer betroffen ist, wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen, wenn sich die Unternehmen klarer positionieren. Es lohnt sich, sein Depot bezüglich der Sensitivität der Unternehmen hinsichtlich des direkten und indirekten Handels mit den USA zu überprüfen. Nur auf Luxus- und Uhrentitel zu setzen, ist mutig. Binnenorientierte Titel aus Sektoren wie den Versicherungen, den Banken oder den Versorgern sollten dabei sein. Pharmatitel kann man haben. Ob sie im Portfolio ein Gewicht von 26% wie bei einem ETF auf den Swiss Performance Index oder gar von 30% bei einem SMI-ETF haben sollten, ist angesichts der Drohungen von Trump gegen die Pharmafirmen zu hinterfragen. Industrieaktien, die bisher qualitativ gut waren, sind das immer noch. Eine Immobilienaktie als Ergänzung ist ein Gedanke wert. Die Schweizer Zinsen werden in diesem Umfeld nicht steigen, was den Immobilienmarkt attraktiv macht. Mit einem gut diversifizierten, auf die Qualität der Firmen geprüften Portfolio wird man auch durch diesen Sturm ohne grösseren Schaden kommen.

 

Quelle: St. Galler Kantonalbank
Bild: astrid208 / depositphotos.com

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