Warum Kommunikationsfähigkeit der unterschätzte Erfolgsfaktor im Recruiting ist
von belmedia redaktion Allgemein Arbeitsmarkt Bildung Kommunikation News Organisation Personalleitung Pionierunternehmer Schweiz Transfer
Klar zu kommunizieren, klingt selbstverständlich – ist es aber in der Praxis selten. Kommunikation zählt zu den am meisten unterschätzten Erfolgsfaktoren in der Zusammenarbeit, im Kundenkontakt und bei Entscheidungen.
Laut einer Studie von McKinsey & Company kann effektive Kommunikation die Produktivität um bis zu 20–25 % steigern – vor allem in Unternehmen, in denen sich Mitarbeitende durch klare Informationsweitergabe gut eingebunden fühlen. Dennoch spielt Kommunikation im Rekrutierungsprozess meist nur eine Nebenrolle.
„Das ist eine verpasste Chance“, sagt Christian Atkinson, Country Director beim Schweizer Rekrutierungsspezialisten Robert Walters.
„Trotz ihres hohen Werts im Teamalltag wird der Kommunikationsfähigkeit im Bewerbungsprozess und im Berufsalltag noch zu wenig Beachtung geschenkt. Dabei ist Kommunikation oft der entscheidende Treiber – oder Bremsklotz – für den Unternehmenserfolg.“
Was bringt gute Kommunikation konkret?
Unternehmen mit einer ausgeprägten Kommunikationskultur erzielen nachweislich bessere Ergebnisse. Laut einer Studie von Towers Watson erzielen Unternehmen mit effektiver interner Kommunikation 47 % höhere Gesamterträge für ihre Aktionäre.
Auch Christian Atkinson bestätigt diesen Effekt aus der Praxis: „In Teams, in denen klar gesprochen und aktiv zugehört wird, werden bessere Entscheidungen getroffen, weniger Fehler gemacht und schneller reagiert. Das zeigt sich überall: in kürzeren Meetings, zielgerichteteren Updates und effektiveren Kundengesprächen.“
Eine offene Kommunikationskultur sorgt ausserdem dafür, dass Fehler schneller erkannt und korrigiert werden. Mitarbeitende fühlen sich sicherer dabei, Fragen zu stellen oder Unklarheiten anzusprechen. Das führt zu weniger Missverständnissen, mehr gegenseitigem Verständnis – und nicht zuletzt: mehr Vertrauen.
Kommunikationsfähigkeiten entwickeln – aber wie?
Kommunikation entwickelt sich nicht von allein – sie braucht Übung, Feedback und gezielte Förderung. Der erste Schritt ist die gezielte Bewertung in Mitarbeitergesprächen sowie praxisnahe Trainingsgelegenheiten.
„Lassen Sie Mitarbeitende z. B. interne Meetings moderieren oder Präsentationen halten“, empfiehlt Christian. „Sobald sie ihre Gedanken strukturieren und verständlich vermitteln müssen, wachsen sowohl ihre Kompetenz als auch ihr Selbstvertrauen.“
Regelmässige Feedbackrunden sind dabei entscheidend. Wer Kommunikation offen anspricht, schafft Bewusstsein – und damit Motivation zur Weiterentwicklung.
Digitale Tools – mit Bedacht einsetzen
Digitale Plattformen wie Slack oder Microsoft Teams erleichtern die direkte und klare Kommunikation – vorausgesetzt, sie werden sinnvoll genutzt. Kombiniert mit zugänglichen E-Learning-Modulen zu Themen wie Feedback geben, kundenorientiert schreiben oder präsentieren, lässt sich eine solide Kommunikationsbasis aufbauen.
„Die Tools sind vorhanden, aber Unternehmen müssen sie auch aktiv einsetzen und in den Arbeitsalltag integrieren“, betont Christian. „Ein Lernangebot wirkt nur dann nachhaltig, wenn es fest im Arbeitsprozess verankert ist.“
Recruiting: Wie erkennt man kommunikative Talente?
Das Bewerbungsgespräch ist der perfekte Moment, um Kommunikationsfähigkeiten zu beobachten. Achten Sie darauf, wie Bewerbende Fragen interpretieren, ihre Antworten strukturieren, ob sie nachfragen oder zusammenfassen.
Christian empfiehlt, eine kurze Erklärungsaufgabe einzubauen, in der der Kandidat über ein relevantes Thema spricht: „So zeigt sich, wie jemand seine Gedanken ordnet und Inhalte vermittelt. Keine PowerPoint nötig – ein kurzes, inhaltlich relevantes Gespräch reicht völlig aus.“
Gezielte Interviewfragen liefern zusätzlich wertvolle Einblicke. Zum Beispiel: „Können Sie ein Beispiel nennen, bei dem Ihre Art der Kommunikation den Verlauf eines Projekts positiv beeinflusst hat?“
Gerade bei Positionen, in denen Kommunikation entscheidend ist – etwa in Führungsrollen, im Vertrieb oder im Kundenservice – liefern Assessments tiefere Einblicke. Dazu zählen Rollenspiele, simulierte Gespräche oder Persönlichkeitsfragebögen, die Kommunikationsstil, Zuhörverhalten und Feedbackkompetenz messbar machen.
„Ein Assessment macht sichtbar, was in einem Gespräch oft unter der Oberfläche bleibt“, so Christian. „Gerade bei strategischen Funktionen, in denen Kommunikation direkten Einfluss auf Teamdynamik oder Kundenbindung hat, ist das besonders wertvoll.“
Klarheit beginnt in der Stellenausschreibung
Kommunikation beginnt lange vor dem Vorstellungsgespräch – in der Stellenanzeige. Machen Sie dort deutlich, warum Kommunikation für die Rolle entscheidend ist – etwa für Kundenkontakt, Berichtswesen oder abteilungsübergreifende Zusammenarbeit.
Auch im Lebenslauf lassen sich Hinweise finden: Wer Erfahrung mit Präsentationen, Coaching oder Teamkoordination hat, bringt meist ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten mit.
Mehr als ein „Nice-to-have“
„Kommunikationskompetenz verdient mehr als nur beiläufige Erwähnung – sowohl im Recruiting als auch im Arbeitsalltag“, resümiert Christian. „Sie ist weit mehr als ein Bonus. Unternehmen, die diese Fähigkeiten gezielt fördern, schaffen effiziente, menschenorientierte und ergebnisstarke Teams.“
Quelle: Robert Walters
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