Geopolitik und Finanzmärkte 2025: Fünf Thesen für Anleger
VON belmedia redaktion Allgemein Digitalisierung Finanzen Handel News Technologie Wissenschaft
Wahlen rund um den Globus und die Geopolitik sorgten in diesem Jahr immer wieder für Schlagzeilen und für Ausschläge an den Finanzmärkten. Dominierende Faktoren für die Entwicklung der Märkte blieben die rückläufige Inflation, die sinkenden Zinsen und die erwartete Entwicklung der grossen Volkswirtschaften USA, Europa und China.
Insbesondere die Frage nach der Entwicklung der US-Wirtschaft wird auch im kommenden Jahr im Mittelpunkt stehen. Die ökonomischen Gesetze werden auch durch Donald Trump nicht ausser Kraft gesetzt. Aktien und Gold bleiben im Tiefzinsumfeld attraktiv. Die Schweiz steht vor einer neuen Tiefzinsphase.
Bis zum Spätsommer war 2024 ein gutes Aktienjahr. Ausschlaggebend für die Abschwächung im Herbst war die Verschiebung der Zinssenkungserwartungen in den USA. Robuste Wirtschaftsdaten, insbesondere vom Arbeitsmarkt, führten zu einem erneuten Anstieg der US-Staatsanleiherenditen. Dies dämpfte die Hoffnungen auf rasche Zinssenkungen, was wiederum die Aktienmärkte belastete. Technologieaktien standen das ganze Jahr über im Fokus.
Dominik Schmidlin, Leiter Anlagestrategie und Analyse St.Galler Kantonalbank: „Obwohl es noch kaum profitable Anwendungen gibt, profitierten Technologieaktien vom Megatrend ‚Künstliche Intelligenz‘. Die Nachfrage nach künstlicher Intelligenz und Investitionen in KI-Infrastruktur trieben die Aktien nach oben. Die Aussicht auf sinkende Zinsen unterstützte Wachstumsaktien.“
Fünf Thesen für das Anlagejahr 2025
These 1: Warten auf den Aufschwung
Die Unsicherheit über die weltwirtschaftliche Entwicklung bleibt bestehen. Die heute regional stark differenzierte Wirtschaftsdynamik wird auch das Jahr 2025 prägen. Thomas Stucki, Chief Investment Officer SGKB: „Der Aufschwung bleibt in den meisten Regionen verhalten.“ In Europa dürfte die Wachstumsschwäche aufgrund fehlender globaler Impulse anhalten.
In China wird sich das Wachstum weiter verlangsamen, da demografische Herausforderungen und die Immobilienkrise die wirtschaftliche Dynamik belasten. „Trotz anhaltend hoher Zinsen und einer moderaten Konsumentenstimmung werden die USA das wirtschaftliche Zugpferd bleiben“, schliesst Thomas Stucki.
These 2: Tiefe Zinsen mit starkem Franken
Als Reaktion auf die konjunkturelle Abkühlung haben die Zentralbanken die Zinswende vollzogen und erstmals seit der Corona-Pandemie die Leitzinsen gesenkt. Nach einer Phase hoher Zinsen zur Eindämmung der Inflation stehen nun wachstumsfördernde Massnahmen im Vordergrund. Die SNB steht im Spannungsfeld zwischen einer auf Preisstabilität und Konjunkturförderung ausgerichteten Zinspolitik und einer Wechselkurssteuerung, die eine übermässige Aufwertung des Frankens verhindern soll.
„Vor diesem Hintergrund wird der Druck auf die SNB, die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft zu sichern, auch 2025 anhalten. Die SNB hat dazu zwei Optionen: Entweder die Zinsen weiter zu senken oder vermehrt am Devisenmarkt zu intervenieren“, sagt Thomas Stucki. Der Schweizer Franken ist so stark, weil er als sicherer Hafen gilt, die Schweiz stabile wirtschaftliche Rahmenbedingungen hat und die geopolitische Situation unsicher ist. Stützende Faktoren bleiben die strukturellen Handelsbilanzüberschüsse und das Vertrauen in Schweizer Vermögenswerte.
These 3: Attraktive Aktien im Tiefzinsumfeld
Aktien bleiben auch im Jahr 2025 trotz hoher Bewertungen eine attraktive Anlageklasse. Denn Bewertungen sind nur mittel- bis langfristig verlässliche Indikatoren. Kurzfristig spielen sie kaum eine Rolle. Die relative Attraktivität von Aktien nimmt aufgrund der tieferen Zinsen wieder zu und die Geldpolitik wirkt unterstützend.
Kurzfristige Schwankungen sind angesichts der zahlreichen geopolitischen Risiken möglich, aber im Tiefzinsumfeld bleibt die Attraktivität von Aktien als Renditequelle unbestritten. Dominik Schmidlin empfiehlt: „In einem volatilen globalen Umfeld bleibt der defensive Schweizer Aktienmarkt mit seinen starken, exportorientierten Unternehmen und der stabilen Dividenden ein sicherer Hafen für Anleger.“
These 4: Sicherheit mit Gold
In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und geopolitischer Spannungen hat sich Gold einmal mehr als sicherer Hafen erwiesen. So ist der Goldpreis im Jahr 2024 mit einem Plus von über 30% stark gestiegen. Auch 2025 wird Gold trotz hoher Preise eine zentrale Rolle bei der Absicherung gegen wirtschaftliche Risiken spielen.
Der scheinbare Nachteil, dass es im Gegensatz zu Anleihen und Dividendenpapieren keine laufenden Erträge abwirft, verliert bei sinkenden Zinsen an Bedeutung. Die Kombination aus begrenzter Verfügbarkeit, kultureller und finanzieller Anerkennung sowie seiner Eigenschaft als Krisenschutz sichert Gold seine Rolle als Stabilitätsanker.
Dominik Schmidlin: „Anleger, die einen sicheren Hafen suchen, werden deshalb weiterhin auf Gold setzen, dessen regulatorische Stellung und Marktmechanismen über Jahrhunderte gefestigt sind. Gold wird daher auch auf dem aktuellen Preisniveau seinen Ruf als verlässliche Absicherung gegen Unsicherheit festigen.“
These 5: Bitcoin ist nicht das neue Gold
Bitcoin wird von Enthusiasten oft als das neue Gold bezeichnet. Eine Gemeinsamkeit ist, dass weder Bitcoin noch Gold von den Zentralbanken beliebig produziert werden können. Die beiden Anlageformen unterscheiden sich jedoch grundlegend: Gold ist ein physisches Edelmetall, während Bitcoin auf digitalem Programmcode basiert. Entsprechend unterschiedlich sind die Faktoren, welche die Preisentwicklung beeinflussen. Thomas Stucki erklärt: „Während sich Bitcoin und andere Kryptowährungen in der Praxis noch nicht als stabiles Wertaufbewahrungsmittel etabliert haben, erfüllt Gold diese Rolle seit Jahrhunderten und gilt als Krisenschutz. Bitcoin hingegen reagiert sensibler auf makroökonomische und geopolitische Ereignisse und weist zudem eine hohe Korrelation zu den Aktienmärkten auf, was den Charakter als sicherer Hafen in Krisenzeiten in Frage stellt.“
Trotz zunehmender institutioneller Akzeptanz wird Bitcoin weiterhin in erster Linie als spekulatives Anlageinstrument wahrgenommen. „Bitcoin wird sich auch 2025 weniger für den Kapitalerhalt eignen und ein Vehikel für renditeorientierte und risikofreudige Anleger sein“, ergänzt Dominik Schmidlin.
Anlagestrategie für den Start ins Jahr 2025
- Obligationen: Die SGKB bleibt gegenüber der strategischen Allokation deutlich untergewichtet. Obligationen sind aber nach wie vor wichtig als Schutz gegen starke Kursausschläge an den Aktienmärkten. Damit diese Schutzwirkung gegeben ist, dürfen Obligationen aber kein Fremdwährungsrisiko aufweisen und auch bei der Kreditqualität dürfen keine Abstriche gemacht werden.
- Aktien: Die SGKB hat Aktien gegenüber der strategischen Allokation übergewichtet. Die rückläufige Inflation führt dazu, dass der geldpolitische Gegenwind allmählich abnimmt. Gleichzeitig ist das globale Wachstum weiterhin positiv und Aktien bleiben die bevorzugte Anlageklasse, um an diesem Wachstum teilzuhaben. Diese Aussichten dürften zu einem guten Jahresabschluss und einem positiven Jahresauftakt verhelfen. Die SGKB bevorzugt den Schweizer Aktienmarkt mit seinen starken, exportorientierten Unternehmen und stabilen Dividenden. Auch den amerikanischen Aktienmarkt erachtet die SGKB trotz vergleichsweiser hoher Bewertung als attraktiv.
- Rohwaren: Die St.Galler Kantonalbank hält eine Goldallokation von 5%. Das Edelmetall behauptet sich aufgrund seiner Eigenschaft als sicherer Hafen und verlässlicher Schutz vor Unsicherheiten.
Quelle: GREGOR COMMUNICATIONS
Bildquelle: Symbolbild © tomertu/Shutterstock.com