Dorfläden im Berggebiet: Digitale Innovationen als Schlüssel zum Überleben
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Dorfläden stehen unter Druck, insbesondere im Berggebiet. Um überlebensfähig zu bleiben, braucht es innovative Ideen – und teilweise auch grosse Investitionen.
Seit Anfang 2023 bis heute hat die Schweizer Berghilfe 21 Dorfläden im Berggebiet mit über einer halben Million Franken unterstützt. Davon investieren ein Drittel in digitale Lösungen. Ein Beispiel aus Guttannen im Kanton Bern und eines aus Savièse im Kanton Wallis.
Mangelnde Umsatzzahlen, zu hohe Personalkosten, anstehende Investitionen: Viele Dorfläden im Berggebiet stehen vor grossen Herausforderungen, bei manchen droht gar eine Schliessung. In den meisten Fällen wollen die Einheimischen den Dorfladen aber nicht einfach so aufgeben.
Denn dieser ist oft nicht nur die letzte Verkaufsstelle von Gütern des täglichen Bedarfs, sondern hat auch einen hohen sozialen Stellenwert. Damit der Dorfladen für die Zukunft überlebensfähig ist, sind oft hohe Investitionen und nachhaltige Geschäftsmodelle gefragt. Aus diesem Grund setzen die Verantwortlichen von Dorfläden immer mehr auf digitale Konzepte wie beispielsweise elektronische Kassen- und Zutrittssysteme, um die Personal- und Unterhaltskosten möglichst tief zu halten.
Rund ein Drittel setzt auf digitale Lösungen
Seit Anfang 2023 bis heute hat die Schweizer Berghilfe 21 Dorfläden im Berggebiet mit über 500 000 Franken unterstützt. Davon setzen rund ein Drittel auf einen digitalen Lösungsansatz. „Wir merken einerseits, dass immer mehr Dorfläden auf digitale Geschäftsmodelle umsteigen“, sagt Beatrice Zanella, Leiterin Projekte und Partnerschaften bei der Schweizer Berghilfe. „Andererseits stellen wir erfreut fest, dass die Verantwortlichen ihre Erfahrungswerte untereinander teilen und sich gegenseitig unterstützen“, fügt sie an. 2020 wagten Guy Maradan und sein Team vom Dorfladen in Cerniat im Kanton Freiburg als erste den Schritt in eine digitalisierte Zukunft.
Dank eines computergestützten Kassen- und Zutrittssystems konnte der Laden rund um die Uhr mit Selbstbedienung geöffnet werden. So sanken die Personal- und Betriebskosten. Im Jahr 2023 und 2024 folgten sieben weitere Dorfläden diesem Beispiel mit ähnlichen Lösungsansätzen.
Dorfladen an der Grimselpassstrasse neu 24 Stunden offen
In Guttannen im Kanton Bern stand der Dorfladen wegen fehlender Umsatzzahlen kurz vor dem Aus. Um den Laden zu retten, gründeten die Einheimischen eine Genossenschaft. In dieser sind praktisch alle Bewohnerinnen und Bewohner von Guttannen dabei. Das Ziel der Aktion war klar: „Wir wollten einen Laden von und für Guttannen“, sagt Urs Zuberbühler, Präsident der Genossenschaft. Letzten Januar führten sie ein digitales System im Laden ein. Bedient ist dieser nun während der Woche jeweils drei Stunden am Morgen und zwei am Nachmittag.
Den Rest der Zeit können die Kundinnen und Kunden – beobachtet von Kameras – selbst im Laden einkaufen und bezahlen. „Dass der Laden 24 Stunden offen ist, hat sich herumgesprochen“, sagt Zuberbühler. „Viele Durchreisende Richtung Grimselpass nutzen nun das Angebot, aber auch Guttannerinnen und Guttanner schätzen es, dass sie am Morgen vor der Arbeit oder auch spät am Abend den Tageseinkauf erledigen können“.
Digitales System für den Dorfladen in Savièse
Auch dem Dorfladen in Savièse im Kanton Wallis drohte ein ähnliches Schicksal. Wegen fehlender Umsatzzahlen und zu hohen Personalkosten stand der Laden kurz vor der Schliessung. Die Einheimischen gründeten eine Genossenschaft und schlossen sich dem Ladennetzwerk „La petite épicerie“ an. Dieses stellt die IT-Infrastruktur für das Kassen- oder Zutrittssystem zu Verfügung und sorgt dafür, dass regionale Produzenten den Laden regelmässig mit Lebensmitteln versorgen.
So können Einheimische rund um die Uhr mit einer App im Laden einkaufen und selbstständig bezahlen. Für die Bewohnerinnen und Bewohner, die sich nicht so wohl fühlen mit diesem System, hat der Laden weiterhin an zwei Vormittagen mit Verkaufspersonal geöffnet.
Digitalisierung eine von vielen möglichen Lösungen
In den vergangenen zehn Jahren hat die Schweizer Berghilfe insgesamt 79 Dorfläden im Berggebiet mit rund 2,5 Millionen Franken unterstützt. Heutzutage nutzen immer mehr Verantwortliche von Dorfläden digitale Lösungsansätze, um ihren Laden für die Zukunft zu rüsten. Dass nun alle Dorfläden im Berggebiet vollständig auf Digitalisierung setzen, ist nicht notwendig: „Für jeden Laden braucht es ein individuelles Betriebsmodell. Ein digitales System ist oft eines davon, weil dadurch viel administrativer Aufwand wegfällt und so mehr Zeit bleibt für ein Gespräch zwischen Personal und Kundschaft“, sagt Beatrice Zanella, und ergänzt: „Entscheidend ist aber, dass der Dorfladen von der einheimischen Bevölkerung mitgetragen wird. Ohne treue Kundinnen und Kunden nützt auch jedes noch so gute Geschäftsmodell nichts“.
Seit über 80 Jahren verbessert die Stiftung Schweizer Berghilfe die Existenzgrundlagen und Lebensbedingungen der Schweizer Bergbevölkerung mit finanziellen Beiträgen an zukunftsgerichtete Investitionen. Sie wirkt so der Abwanderung entgegen. Zudem löst die Unterstützung der Schweizer Berghilfe ein Mehrfaches an Investitionen aus, die primär beim lokalen Gewerbe weitere Wertschöpfung und zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Die Schweizer Berghilfe ist ausschliesslich durch Spenden finanziert und trägt seit 1953 das Gütesiegel der Stiftung Zewo, das bestätigt, dass die Spenden wirksam eingesetzt werden.
Quelle: Schweizer Berghilfe
Bildquelle: Schweizer Berghilfe