Wie hoch steigen die Zinsen?

Nach der Bank of England hat auch die Fed an der Zinsschraube gedreht und die Leitzinsen erhöht. In den USA werden in den nächsten Monaten weitere Zinserhöhungen folgen.

Fed-Präsident Powell hat angekündigt, dass die Fed angesichts der hohen Inflation und der tiefen Arbeitslosenrate nicht zögern wird, die Zinsen rasch zu erhöhen, wenn sich die Inflationserwartungen stark nach oben bewegen würden.

Zinsen über 3%, sowohl im Geldmarkt als auch bei den Obligationen, sind in den USA in zwei Jahren wahrscheinlich. Die SNB wartet vorderhand ab und hält ihre Politik der Negativzinsen und der Frankensteuerung bei. Aufgrund des im Vergleich zu den USA oder der Eurozone geringeren Inflationsdruckes kann sie sich das leisten. Im nächsten Frühjahr dürfte es aber auch in der Schweiz so weit sein und die SNB beginnt, den Leitzins nach oben anzupassen. Da stellt sich die Frage, wie hoch die Zinsen in der Schweiz steigen werden.

Wichtige Faktoren werden die zukünftige Inflationsentwicklung und die Inflationserwartungen sein. Letztere werden neben der Zinspolitik der SNB auch die Renditen der Obligationen beeinflussen. Sind die Inflationserwartungen hoch, wollen die Investoren eine zusätzliche Risikoprämie, was die Renditen der länger laufenden Anleihen nach oben treibt und die Zinskurve steiler macht. Ich gehe davon aus, dass die Inflation in der Schweiz mittelfristig im Zaum gehalten werden kann.

Kleine Schritte zum positiven Realzins

Das heisst, dass die Inflationsrate wieder unter 2% fallen wird. Die SNB wird den Leitzins in kleinen Schritten erhöhen und einen leicht positiven Realzins anpeilen. Mit der Zeit wird der Leitzins deshalb in den Bereich von 2.00% bis 2.50% steigen. Das ist im Vergleich zu heute ein Anstieg von 3%, ist aber im internationalen Vergleich nach wie vor tief. Damit wären die Zinsen auch etwas tiefer als bei den letzten Zinserhöhungszyklen der SNB in den Jahren 2000 und 2008, als der Geldmarktzins im Top über der Marke von 3% lag.

Für die Kapitalmarktzinsen bedeutet das, dass noch einiges an Zinsanstieg drin liegt. Der 10-jährige Swapzins für Franken liegt aktuell bei 0.80%. Unter der Annahme, dass die Schweizer Wirtschaft mit den Zinsanpassungen der SNB umgehen kann und nicht in eine Rezession fällt, liegt bei den 10-jährigen Zinsen ein Anstieg auf 2.50% bis 3.00% drin. Damit wäre die Zinskurve am Ende des Anstiegs ungefähr gleich steil wie 2000 und 2008.

Risiko Inflationsentwicklung

Das grösste Risiko bei dieser Berechnung ist die Entwicklung der Inflationsrate. Sollte diese wider Erwarten weiter steigen und auch mittelfristig über dem Komfortbereich der SNB von 0% bis 2% liegen, muss und wird die SNB ihren Leitzins schneller und stärker erhöhen. Wie genau das ablaufen würde, wäre vom Inflationsverlauf abhängig und kann daher nicht genau beziffert werden. Die längerfristigen Zinsen überschiessen in einem solchen Szenario zwischenzeitlich, fallen dann aber aufgrund von Rezessionsbefürchtungen unter den Leitzins. Die Zinskurve wird invers.

 

Titelbild: SewCream – shutterstock.com

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Mehr zu Dr. Thomas Stucki

Dr. Thomas Stucki ist CIO der St.Galler Kantonalbank. Herr Stucki hat einen Abschluss mit Doktorat in Volkswirtschaft von der Universität Bern und ist CFA Charterholder. Er führt bei der St.Galler Kantonalbank das Investment Center mit rund 30 Mitarbeitenden. Er ist verantwortlich für die Verwaltung von Kundenmandaten und Anlagefonds im Umfang von CHF 4,4 Milliarden. Zuvor war er als Leiter Asset Management der Schweizerischen Nationalbank verantwortlich für die Verwaltung der Devisenreserven.

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