Fed, EZB, SNB: Eine geballte Ladung Geldpolitik

Diese Woche kommt eine geballte Ladung an geldpolitischen Informationen auf die Finanzmärkte zu. Am Mittwoch Abend wird die Fed den Reigen beginnen. Am Donnerstag Mittag schliessen die Bank of England und die EZB den Strauss an geldpolitischen Entscheiden ab. Dazwischen wird die SNB ihre Lagebeurteilung publizieren.

Die Fed und die Bank of England werden die Märkte auf Zinserhöhungen vorbereiten, die EZB solche auf längere Zeit ausschliessen und die SNB will möglichst wenig Aufsehen erregen.

Die Inflationsrate ist in den USA auf hohe 6.8% gestiegen. Der Trend nach oben zeigt sich hartnäckiger als zuerst erwartet. Gleichzeitig sinkt die Arbeitslosenrate stetig ab und liegt mit 4.2% schon wieder auf einem Niveau, das fast Vollbeschäftigung anzeigt. Eine restriktivere Geldpolitik ist daher angebracht. Die Fed wird zügig ihr Anleihenskaufprogramm beenden, um den Spielraum für den Start von Zinserhöhungen zu haben. Über den Termin des ersten Zinsschritts wird sich Jerome Powell bedeckt halten. Entsprechend genau werden die Fed Watcher und die Finanzmärkte die im sogenannten „Dot Plot“ zusammengestellten Erwartungen der Fed-Mitglieder betreffend der Zinsentwicklung interpretieren. Erwartet wird, dass im Durchschnitt für das nächste Jahr zwei Zinserhöhungen von insgesamt 0.50% gezeigt werden. Interessanter wird sein, wie heterogen die Meinungen sind und vor allem auch, wo der langfristige Zinssatz angesetzt wird. Bisher sieht die Fed diesen bei 2.50%, was die Wirtschaft keinem Stress aus- setzen würde und auch für die Finanzmärkte verträglich ist.

EZB wartet

Die EZB ist ebenfalls mit einem hohen Inflationsdruck konfrontiert. In der Eurozone stiegen die Konsumentenpreise im November im Vorjahresvergleich um 4.9%. Trotzdem will die EZB von höheren Zinsen bisher nichts wissen. Im Gegenteil: Angesichts der neuen Corona-Einschränkungen in verschiedenen Euroländern hat die EZB die bereits beschlossene Reduktion der monatlichen Käufe von Anleihen rückgängig gemacht. Christine Lagarde wird es nicht einfach haben, die Position der EZB zu erklären. Hält sie daran fest, die gestiegene Inflation als ein kurzes Aufflackern zu bezeichnen und im nächsten Jahr die Zinsen sicher nicht zu erhöhen, untergräbt sie ihre Glaubwürdigkeit. Kündigt sie doch höhere Zinsen an, überrascht sie die Finanzmärkte und riskiert einen starken Anstieg der Kreditrisikoprämien für die Anleihen der schwächeren Euroländer wie Italien.

SNB lenkt ab

Die SNB wird ihren Lagebericht sehr sorgfältig verfassen. An ihrer Grundposition, dass der Franken überbewertet sei und dass die Negativzinsen notwendig sind, um den Franken unter Kontrolle zu halten, wird sie nichts ändern. Dabei kommt ihr zugute, dass die Inflationsrate in der Schweiz zwar auch steigt, aber mit 1.5% immer noch moderat ist und sich im Korridor der Preisstabilität von 0% bis 2% bewegt. Interessant wird sein, wie stark die SNB ihre Inflationsprognose für die nächsten Jahre anheben wird. Dies könnte den Beobachtern einen Hinweis geben, ob Zinserhöhungen bei der SNB auch ohne die EZB ein Thema sind. Wahrscheinlich ist jedoch, dass auch bei der Inflationsprognose lediglich kurz- fristig ein höherer Wert gesehen wird, der auch bei einem konstanten Leitzins von -0.75% gegen Ende 2022 wieder in sich zusammenfällt. Von ihrer Zinspolitik ablenken kann die SNB auch, wenn sie den Immobilienmarkt und den antizyklischen Kapitalpuffer für die Banken zu einem Hauptthema macht.

 

Titelbild: Maxx-Studio – shutterstock.com

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Mehr zu Dr. Thomas Stucki

Dr. Thomas Stucki ist CIO der St.Galler Kantonalbank. Herr Stucki hat einen Abschluss mit Doktorat in Volkswirtschaft von der Universität Bern und ist CFA Charterholder. Er führt bei der St.Galler Kantonalbank das Investment Center mit rund 30 Mitarbeitenden. Er ist verantwortlich für die Verwaltung von Kundenmandaten und Anlagefonds im Umfang von CHF 4,4 Milliarden. Zuvor war er als Leiter Asset Management der Schweizerischen Nationalbank verantwortlich für die Verwaltung der Devisenreserven.

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