Schulden der USA: 115'000 Dollar pro Sekunde

115’000 Dollar pro Sekunde. Das ist nicht der Lohn von Usain Bolt während eines 100m-Laufs, sondern das Tempo, mit dem die Schulden der USA momentan zunehmen. Das US-Finanzamt hat mittlerweile einen Schuldenberg von fast 27’000 Mrd. US-Dollar angehäuft. Das sind 5’000 Mrd. mehr als noch Anfang 2019.

Damals wurde während Wochen die staatliche Verwaltung stillgelegt, weil man sich zwischen Kongress und Weissem Haus nicht über eine Erhöhung des Schuldendeckels einigen konnte. Fairerweise muss man anfügen, dass in den letzten Monaten vor allem die Corona-Hilfsgelder die Schulden explodieren liessen.

Beim Amtsantritt von Ronald Reagan 1981 waren die USA praktisch schuldenfrei. Sein missglückter Versuch, durch Steuersenkungen die Wirtschaft so stark anzukurbeln, dass die Steuereinnahmen die Kosten der Steuersenkung mehr als kompensieren, führte zu einem in dieser Zeit spektakulären Defizit von 200 Mrd. US- Dollar pro Jahr. Um die Jahrtausendwende unter Bill Clinton schrieben die USA letztmals Überschüsse in ihrem Staatshaushalt. Damals machten Berechnungen die Runde, wann der letzte US-Treasury verschwinden wird.

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Zäsur 9/11

Mit 9/11 und dem nachfolgenden Irakkrieg war die Budgetdisziplin in den USA Geschichte. Rasch stieg unter Georg W. Bush das jährliche Defizit gegen 500 Mrd. Dollar. Barack Obama startete nach der Finanzkrise und den damit verbundenen Ausgaben zur Rettung des US-Bankensystem mit einem Minus von 1’400 Mrd. US-Dollar, bevor er das Defizit zumindest wieder deutlich reduzieren konnte. Mit dem Amtsantritt von Donald Trump wurde das Geld dann wieder mit vollen Händen ausgegeben.

Unproblematische Finanzierung der Schulden

Die Schulden der USA sind in ihrem Ausmass nicht mehr greifbar, können vom US-Treasury jedoch problemlos finanziert werden. Das gilt auch für die in der Corona-Krise zusätzlich platzierten Staatsanleihen. Das hängt auch mit der Gläubigerstruktur zusammen. Mittlerweile ist die Fed bei weitem der grösste Gläubiger.

4’400 Mrd. US-Dollar oder 16% der ausstehenden US-Staatsanleihen werden von der Fed gehalten, Tendenz steigend. Gefolgt wird die Fed von Japan und China, die jeweils einen Anteil von 4% besitzen. Eine weitere Finanzierungsquelle sind die grossen Anlagefonds und institutionelle Investoren, die für ihre Derivatgeschäfte amerikanische Staatsanleihen als Sicherheit hinterlegen müssen.

Schwieriger Ausstieg

Die Schuldenspirale wird nicht auf ewig so weiterdrehen können. Die Schulden sind mittlerweile auf rund 125% des BIP und damit in die Nähe italienischer Verhältnisse gestiegen. Die USA werden ihr Budgetdefizit wieder in den Bereich von 500 Mrd. US-Dollar pro Jahr senken müssen, damit zumindest die Schuldenquote im Vergleich zum BIP nicht weiter ansteigt. Trotzdem habe ich keine Angst vor einem Schuldenkollaps der Amerikaner oder von einem massiven Zinsanstieg. Die Finanzierung der Schulden ist stabil abgestützt und viele der Investoren kommen gar nicht darum herum, im grossen Stil US-Staatsanleihen zu halten.

 

Titelbild: STILLFX – shutterstock.com

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Mehr zu Dr. Thomas Stucki

Dr. Thomas Stucki ist CIO der St.Galler Kantonalbank. Herr Stucki hat einen Abschluss mit Doktorat in Volkswirtschaft von der Universität Bern und ist CFA Charterholder. Er führt bei der St.Galler Kantonalbank das Investment Center mit rund 30 Mitarbeitenden. Er ist verantwortlich für die Verwaltung von Kundenmandaten und Anlagefonds im Umfang von CHF 4,4 Milliarden. Zuvor war er als Leiter Asset Management der Schweizerischen Nationalbank verantwortlich für die Verwaltung der Devisenreserven.

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