Der Sturz der Tech-Aktien ist nicht schlecht

Der technologielastige NASDAQ-Aktienindex hat am letzten Donnerstag 5% an Wert eingebüsst, was für entsprechende Schlagzeilen und Befürchtungen um einen erneuten Einbruch der Aktienmärkte gesorgt hat.

An diesem Tag wurde in den NASDAQ-Aktien ein Wert von 850 Mrd. US-Dollar „vernichtet“.

Die Aktie von Apple verlor in den letzten Tagen 10% oder 200 Mrd. US-Dollar an Wert, diejenige von Tesla gar 16%. Was dramatisch tönt, relativiert sich, wenn man bedenkt, dass der NASDAQ immer noch 26% höher steht als zu Beginn des Jahres und Tesla gar 400% höher. Handelt es sich also um eine Korrektur, die nach der Kurseuphorie fällig war oder steckt doch mehr dahinter?

Trotz anhaltend hohen Corona-Zahlen in den USA und wieder steigenden Ansteckungen in Europa sieht die wirtschaftliche Lage besser aus als befürchtet. Der Einbruch des zweiten Quartals war der Tiefpunkt. Die Erholung ist bisher gut verlaufen, obwohl die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sektoren und den verschiedenen Firmen sehr gross sind.

Während die Reisebranche noch kein Licht am Ende des Tunnels sieht, ist die Stimmung in der Industrie wieder deutlich aufgehellt, wie beispielsweise der ISM-Index in den USA zeigt. Dieser ist auf den höchsten Stand seit Ende 2018 gestiegen. Die Erholung am US-Arbeitsmarkt ist im August ebenfalls weitergegangen.

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Strukturelle Verfwerfungen

Das bedeutet nicht, dass die Corona-Rezession bereits überwunden ist. Der Einbruch der Konjunktur war so stark, dass es zu grossen strukturellen Verwerfungen kommt. Es wird deshalb in verschiedenen Branchen zu weiteren Problemen und auch zu Entlassungen kommen. Die Arbeitslosenraten werden in den nächsten Monaten ansteigen und es wird Jahre dauern, bis sie wieder auf die tiefen Werte des Vorjahres fallen werden.

Auf der anderen Seite gibt es auch Sektoren, die von den Veränderungen in der Wirtschaftsstruktur profitieren, beispielsweise der Technologiebereich oder die Pharmaindustrie. Insgesamt wird sich die wirtschaftliche Erholung im nächsten Jahr fortsetzen, was sich auch in höheren Gewinnen der Unternehmen zeigen wird. Die Aktienmärkte haben dies mit dem Kursanstieg der letzten Monate zum grossen Teil bereits vorweggenommen. Die positiven Meldungen aus der Wirtschaft und den Unternehmen werden die Kurse aber auch auf den hohen Niveaus stützen.

Gelegenheit, Portfolio neu auszurichten

Ein weiterer wichtiger Faktor sind die anhaltend tiefen Zinsen. Es wird einige Jahre dauern, bis die Fed und die anderen Zentralbanken wieder an Zinserhöhungen denken werden. Sie werden sich von diesem Plan auch von steigenden Inflationsraten nicht abhalten lassen. Das hilft den Aktienmärkten in zweierlei Hin- sicht. Zum einen gehen den Anlegern die Alternativen zu den Aktien noch stärker aus. Zum anderen führen tiefe Zinsen zu höheren Gegenwartswerten der zukünftigen Unternehmensgewinne, was wiederum höhere Aktienkurse rechtfertigt.

Die Korrektur bei den Tech-Aktien war nach den kurzfristigen Übertreibungen der letzten Wochen überfällig und daher auch richtig. Es wäre kein Problem, wenn sie noch etwas weitergehen und auch die anderen Sektoren mitziehen würde. Einen markanten Einbruch auf breiter Front wie im März wird es aber nicht auslösen. Man weiss mittlerweile besser, wie man mit der Corona-Pandemie umgehen muss, sowohl medizinisch als auch wirtschaftspolitisch. Sich von den Aktien zu trennen, wäre daher falsch. Vielmehr sollte man allfällige Rückschläge dazu nutzen, sein Portfolio noch besser zu diversifizieren und auf die Zukunft auszurichten.

 

Quelle: Pavel Ignatov – shutterstock.com

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Mehr zu Dr. Thomas Stucki

Dr. Thomas Stucki ist CIO der St.Galler Kantonalbank. Herr Stucki hat einen Abschluss mit Doktorat in Volkswirtschaft von der Universität Bern und ist CFA Charterholder. Er führt bei der St.Galler Kantonalbank das Investment Center mit rund 30 Mitarbeitenden. Er ist verantwortlich für die Verwaltung von Kundenmandaten und Anlagefonds im Umfang von CHF 4,4 Milliarden. Zuvor war er als Leiter Asset Management der Schweizerischen Nationalbank verantwortlich für die Verwaltung der Devisenreserven.

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