Baut sich eine neue Technologieblase auf?

Die Weltwirtschaft befindet sich in der stärksten Rezession seit fast einhundert Jahren.

Das Coronavirus ist alles andere als unter Kontrolle. Millionen haben schon oder werden noch ihre Stelle verlieren. Am Aktienmarkt ist davon wenig zu spüren. Das gilt insbesondere für die Technologieaktien, die von neuem Höchststand zu neuem Höchststand eilen.

Der Kurs der Aktie von Tesla ist seit Anfang Jahr um fast 500% gestiegen. Der Börsenwert von Apple hat die Marke von 2’000 Mrd. Dollar überschritten. Apple ist damit dreimal so viel Wert wie die jährliche Schweizer Wirtschaftsleistung. Da stellt sich natürlich die Frage, ob sich eine neue Technologieblase aufbaut, die früher oder später platzen wird. Gibt es eine Wiederholung von 2001, als das Platzen der Dotcom-Blase die Welt in die Rezession riss und an der Börse eine Baisse auslöste, die zweieinhalb Jahre dauerte?

Pets.com oder theGlobe.com. Wer erinnert sich noch an diese Firmen? Dabei waren sie 2001 Highflyer an der Börse. Obwohl sie weder einen substantiellen Umsatz geschweige denn einen Gewinn erzielten, wurden sie nach dem Börsengang mit Milliarden bewertet, die sich wenig später in Luft auflösten. Der eine oder andere mag sich noch an Qualcomm erinnern, einen weiteren Leuchtturm dieser Zeit. Der Kurs von Qualcomm stieg um 22’000%, um danach wieder 85% des Wertes zu verlieren. Die Firma gibt es heute noch und ihr Kurs ist sogar leicht höher als 2001. Und dann gab es Firmen wie Google und Amazon, für welche die Dotcom-Zeit der Start in eine grosse Zukunft war.

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Erfolgreiche Weltkonzerne

Auch wenn es im Technologiesektor in den letzten Wochen zu einigen Übertreibungen kam, ist die Situation nicht identisch mit der Dotcom-Blase. Man kann sich getrost fragen, ob für eine Aktie von Tesla das 240-fache des erwarteten Gewinns bezahlt werden soll und ob die Firma wirklich mehr Wert ist als VW, Daimler und BMW zusammen. Getrieben wird der Technologie-Boom an der Börse aber nicht durch unbekannte Newcomer, sondern durch grosse Weltkonzerne, die mehrheitlich tüchtig Geld verdienen. Zudem wird die Corona- Krise der Digitalisierung und dem Onlinehandel neuen zusätzlichen Schub verleihen. Das P/E für den Nasdaq auf der Basis der im nächsten Jahr erwarteten Gewinne ist mit 29x zwar hoch, aber nicht annähernd in der Region von 2001, als viele der Firmen überhaupt nichts verdienten.

Die Schere, die sich zwischen den Technologieaktien und dem Rest der Börse geöffnet hat, wird sich zumindest zum Teil wieder schliessen. Da nicht anzunehmen ist, dass der breite Markt in den nächsten Monaten 20% an Wert zulegt, wird es früher oder später zu einer Korrektur im Technologiesektor kommen. Diese wird sich negativ auf die Stimmung der Anleger auswirken, aber den Markt nicht kippen wie 2001.

Kursgewinne teilweise realisieren

Amazon, Microsoft und Alphabet (Google) werden weiterhin hohe Gewinne schreiben und das Ausmass der Korrektur damit begrenzen. Auch Tesla wird nicht von der Börsenlandkarte verschwinden. Auf die Entwicklung der Realwirtschaft wird eine Korrektur bei den Tech-Aktien keine nennenswerten Auswirkungen haben. Da ist es viel wichtiger, dass die Wirtschaft nach oder mit Corona zur Normalität zurückfindet.

Die Technologiefirmen stellen einen wesentlichen Teil der Wirtschaft dar und werden diese in Zukunft noch stärker prägen als heute. Ihre Aktien gehören deshalb in ein gut diversifiziertes Aktienportfolio. Die Kursentwicklung der letzten Wochen ist aber übertrieben, weshalb es Sinn macht, einen Teil der aufgelaufenen Gewinne auf diesen Positionen zu realisieren. Aus Angst vor einem Crash wie nach dem Platzen der Dotcom-Blase die Tech-Aktien vollständig aus dem Portfolio zu entfernen, wäre aber falsch.

 

Titelbild: koonsiri boonnak – shutterstock.com

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Mehr zu Dr. Thomas Stucki

Dr. Thomas Stucki ist CIO der St.Galler Kantonalbank. Herr Stucki hat einen Abschluss mit Doktorat in Volkswirtschaft von der Universität Bern und ist CFA Charterholder. Er führt bei der St.Galler Kantonalbank das Investment Center mit rund 30 Mitarbeitenden. Er ist verantwortlich für die Verwaltung von Kundenmandaten und Anlagefonds im Umfang von CHF 4,4 Milliarden. Zuvor war er als Leiter Asset Management der Schweizerischen Nationalbank verantwortlich für die Verwaltung der Devisenreserven.

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